Es existieren verschiedene Ansätze zur Klassifikation von Erziehungsverhalten. Meistens werden dabei eher strenge und direktive Stile sowie Elternverhalten, das dem Kind viele Entscheidungsspielräume gibt, gegenübergestellt.
Welche Erziehungsstile gibt es?
- Erziehungsstile sind typische Interaktionsmuster, die bei Eltern im Umgang mit ihren Kindern zu beobachten sind. Zwar ist jede Situation für sich genommen individuell und besonders (z.B. dem Kind etwas erklären, das Kind trösten oder es von schlechtem Verhalten abbringen), aber dahinter stehen auch immer gewisse Werte und Vorstellungen. Das führt dazu, dass Eltern sich ihren Kindern gegenüber in vergleichbaren Situationen auch immer wieder ähnlich verhalten.
- Ein bekanntes Konzept stammt von den Forschern Eleanor Maccoby und John Martin. Sie unterteilen das Erziehungsverhalten von Eltern danach, ob das Verhalten des Kindes eher akzeptiert bzw. "hingenommen" oder ob Eltern häufig steuernd eingreifen.
- Dabei werden unter anderem zwei Erziehungsstile postuliert, die als eher förderlich für ein Kind zu bewerten sind: der permissive und der autoritative Stil. Permissive Eltern kontrollieren ihr Kind wenig; es wird in seinem Verhalten kaum eingeschränkt. Dennoch liegt auch eine hohe Bereitschaft der Erziehenden vor, dem Kind zu helfen, wenn es sich an sie wendet und auf Bedürfnisse, die es äußert, einzugehen. Dies bezeichnet man als responsives Verhalten.
- Dieses Eingehen auf das Kind findet sich auch beim autoritativen Erziehungsstil. Hier üben die Eltern aber mehr Kontrolle aus, lenken ihr Kind also mehr und geben bestimmte Werte und Normen vor.
- Wenn die Responsivität aber fehlt, wird das Kind eher zurückgewiesen. Mutter und Vater gehen dann auf dessen Bedürfnisse kaum ein (vernachlässigender Stil) oder üben zusätzlich zur emotionalen Vernachlässigung sehr viel Kontrolle aus (autoritärer Stil). Hier wird oft mit Belohnungen für "gutes" und Bestrafungen für unerwünschtes Verhalten gearbeitet.
Was sind die Folgen des Erziehungsverhaltens?
- Die verschiedenen Erziehungsstile wirken sich im späteren Leben auf die Persönlichkeit des Kindes aus. Entscheidend ist vor allem, ob Mutter und Vater auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen (autoritativer oder permissiver Stil); dadurch fühlen sich Kinder angenommen und auch ernst genommen. Das kann die Basis für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls sein; solche Kinder sind oft auch emotional stabiler.
- Erhält ein Kind hingegen wenig Anregungen von den Eltern und wird emotional eher vernachlässigt (autoritäre oder vernachlässigende Erziehungsstile), dann lernt es keine angemessene Kontrolle eigener Impulse und Emotionen. Weiterhin haben solche Kinder später Schwierigkeiten, sich auf andere Menschen einzulassen, da sie sich nicht sicher sind, Hilfe bei Problemen zu erhalten. Das Ignorieren kindlicher Bedürfnisse ist also ein Entstehungsfaktor für spätere Verhaltensprobleme.
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