Fressen Regenwürmer Erde, Wurzeln oder Tiere?
Weltweit sind rund 700 verschiedene Arten von Regenwürmern bekannt, die zur Gattung der Ringelwürmer gehören. Der hierzulande bekannteste Vertreter ist der Gemeine Regenwurm (Lumbricus terrestris). Sie erkennen das Tier an seinen zahlreichen zylindrischen Körperringen, deren Anzahl mit dem Alter zunimmt. Ausgewachsene Regenwürmer können es auf über 150 Körperringe und eine Länge von 30 Zentimetern bringen.
Sobald es dunkel wird, graben sich die nachtaktiven Regenwürmer kreuz und quer durch den Boden ihres Lebensraums. Vermutlich war es diese unermüdliche Aktivität, die dem Regenwurm seinen Namen gab. "Reger Wurm" hieß das Tier noch im 16. Jahrhundert – woraus sich die heutige Bezeichnung "Regenwurm" entwickelte. Der Name mag aber auch daher rühren, dass die Würmer bei starkem Regen ihre unterirdischen Wohnröhren verlassen.
Bei ihren nächtlichen Grabungen nutzen die Würmer die Erde als Hauptnahrungsmittel. Ein gesunder Boden enthält verschiedene tote organische Substanzen, wie zum Beispiel Laub, Samen und andere Pflanzenteile, Tierexkremente oder das Gewebe abgestorbener Tiere. Dazu kommen Pilzsporen, Bakterien und andere im Erdreich lebende Mikroorganismen, die ebenfalls auf dem Speiseplan der Würmer stehen.
Auch wenn Sie das vielleicht schon gehört haben: Regenwürmer fressen keine lebenden Wurzeln. Sie besitzen weder Zähne noch Reibeplatten und haben daher kein geeignetes Mundwerkzeug, mit dem sie Wurzeln annagen könnten. Ebenso wenig leben sie räuberisch und machen Jagd auf lebende Tiere.
Allerdings fallen gelegentlich kleine Keimlinge den Regenwürmern zum Opfer. Dazu pressen die Würmer ihren aufgeblähten Mund wie einen Saugnapf an den Keimling und ziehen ihn rückwärts kriechend in ihre Wohnröhre. Dort vermodert der Keimling und dient dann als Nahrung. Auf diese Art ziehen die Würmer auch Rasenschnitt oder frisch gefallene Blätter zur späteren Verwertung in ihre Wohnröhren.
Was tun Regenwürmer für einen gesunden Boden?
Auf einem Quadratmeter Boden können sich über 1.000 Regenwürmer tummeln. Auch wenn Sie dieses Gewusel ekelig finden: Freuen Sie sich über eine reiche Regenwurmpopulation in Ihrem Garten. Die wirbellosen Tiere sind wahre Meister der Bodenverbesserung.
Regenwürmer fressen sich buchstäblich durch das Erdreich Ihres Gartens. Sie legen unterirdische Wohnröhren an, die den Boden lockern und belüften. Das Regen- und Gießwasser gelangt dadurch auch in tiefere Erdschichten und Ihre Pflanzen wurzeln schneller in der Tiefe.
Zudem schichten die Würmer den Boden massiv um und produzieren mit ihren Ausscheidungen, dem sogenannten Wurmhumus, einen exzellenten Naturdünger. Regenwurmkot enthält in hoher Konzentration Stickstoff, Kalium, Phosphor und weitere Nährstoffe. Ihre Pflanzen gedeihen dadurch prächtig und benötigen bei einer großen Wurmpopulation oftmals keinen zusätzlichen Dünger.
Der Regenwurm wurde wegen seiner Verdienste für die Umwelt 2004 vom Naturschutzbund Deutschland zum wirbellosen Tier des Jahres gekürt. Gefährdet ist der Nützling durch das Ausbringen von Gülle, den Einsatz von Pestiziden und anderen Chemikalien in der Landwirtschaft sowie durch die Bodenbelastung mit Schwermetallen. Da der Regenwurm auf verunreinigte Böden äußerst empfindlich reagiert, kommt ihm eine hohe Bedeutung als Indikator für Schadstoffbelastungen zu.
Wie können Sie Würmer für den Komposthaufen nutzen?
Auch auf dem Komposthaufen sind Regenwürmer emsige kleine Helfer. Zu den Regenwurmarten, die hier leben, zählt vor allem der Kompostwurm. Diese kleinere Spezies mit dem lateinischen Namen "Eisenia fetida" wird bis zu neun Zentimeter lang und ist an ihrem rötlichen Körperringen erkennbar.
Mit Bakterien, Pilzen, Bodenmilben und Einzellern bilden die Würmer auf Ihrem Komposthaufen eine Lebensgemeinschaft, die fruchtbaren Humus produziert. Regenwürmer verwerten organische Stoffe jeder Art. Diese reichen von Obst- und Gemüseabfällen über Kaffee- und Teefilter bis hin zu gehäckseltem Strauch- und Baumschnitt und Laub in kleinen Mengen. Mit diesem Humus erhalten Sie einen hochwertigen Naturdünger frei Haus.
Was soll keinesfalls auf den Kompost? Gekochte Speisereste, Fleisch- und Fischabfälle haben dort nichts zu suchen. Dadurch werden unerwünschte Gäste wie Ratten und Mäuse angelockt. Auch die Schalen von Bananen und gespritzten Zitrusfrüchten sollten Sie nicht oder nur in geringer Menge kompostieren. Die darin enthaltenen Pestizide schaden der Wurmpopulation.
Damit die Würmer von allein den Weg in Ihren Komposthaufen finden, sollte dieser nach unten offen sein. Sie können die Würmer auch gezielt mit Zwiebelschalen und Kaffeesatz anlocken – dieser Bioabfall ist ein Leckerbissen für die kleinen Tierchen. Doch was tun, wenn sich dennoch keine Würmer ansiedeln? In diesem Fall erhalten Sie die Nützlinge in Gärtnereien, im Zoofachgeschäft oder bei einem Wurmzüchter.
Halten Sie den Kompost im Sommer feucht und wählen Sie einen halbschattigen Standort. Bei großer Trockenheit gehen Kompostwürmer ein. Im Winter sollten Sie den Komposthaufen mit Mulch oder Stroh abdecken und trocken halten. Dadurch friert der Kompost nicht durch und die kälteempfindlichen Kompostwürmer können die Frostperiode gut überstehen.
Wie legt man einen wurmreichen Komposthaufen an?
- Der Komposthaufen sollte zum Erdreich offen sein.
- Legen Sie den Kompost an einem halbschattigen Standort an.
- Halten Sie den Kompost im Sommer feucht.
- Decken Sie den Komposthaufen im Winter ab und halten Sie ihn während der Frostperiode trocken.
- Mit Zwiebelschalen und Kaffeesatz lassen sich Kompostwürmer gezielt anlocken.
- Gekochte Speisereste, Fleisch- und Fischabfälle ziehen Ratten und Mäuse an.
- Geben Sie keine Schalen von Bananen und gespritzten Zitrusfrüchten auf den Kompost.
- Kompostwürmer können Sie in Gärtnereien, Zoogeschäften und bei Wurmzüchtern kaufen.
Ob im Erdreich oder auf dem Komposthaufen: Regenwürmer sind unentbehrliche Nützlinge, die in keinem Garten fehlen sollten.
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