Aller Anfang war schwer
So wie bei allen anderen Herstellern von Tonbandgeräten, waren die ersten Geräte eher primitiv. Natürlich waren sie mono und auch sonst war ihnen anzumerken, dass die Entwicklung in den 1950er Jahren noch ganz am Anfang stand.
- Als das Uher 95K 1955 auf den Markt kam, war Grundig bereits Marktführer. Besonderheit bei Uher war, dass dort wirklich nur Tonbandgeräte hergestellt wurden. Bei den Mitbewerbern gab es auch Radios usw.
- Mit dem Uher 734 gab es Anfang der 1960er Jahre immerhin Stereo und drei Bandgeschwindigkeiten. Dafür wog die röhrenbestückte "Fuhre" satte 16 kg - aller Anfang war schwer.
Zwischen diesen Geräten der Anfangszeit und den Klassikern von Uher gab es einige Modelle, die sich noch definitiv an den Amateur richteten, Uher 702 bis 724. Wenn Sie Sammler sind, mögen diese und die Geräte der Anfangszeit für Sie interessant sein. Ansonsten sollten Sie sich an die Klassiker halten.
Die Klassiker: Variocord und Royal de Luxe
Hier begann Uher aufs Profi-Lager zu schielen: Die Variocord- und Royal-de-Luxe-Modelle hatten ein Druckguss-Chassis und konnten von oben aufgeklappt werden. Wirklich servicefreundlicher wurden die Geräte damit nicht, zumindest nicht im Vergleich zu einer Revox mit steckbaren Platinen.
- Während die Variocord in der Wahrnehmung der Konsumenten eine reine Amateurmaschine blieb, konnte die Royal-De-Luxe wenigstens bei Semi-Profis punkten. Ein entscheidender Vorteil der beiden Modelle war der austauschbare Tonkopfträger. Mit vier Geschwindigkeiten und einem Halb- und einem Viertelspur-Tonkopfträger sind Sie mit einer Uher Royal für alle Eventualitäten gerüstet, solange Sie mit 18er Spulendurchmesser auskommen.
- Schmalfilmfreunde erfreuten sich über eine eingebaute Synchronisationsschnittstelle für Tonfilm im Zweibandverfahren. Die Bandzugkomparatoren waren Teil eines technischen Wunderwerkes, denn alles, was die Maschinen konnten, wurde mit nur einem Motor erreicht. Zum Vergleich: Bei der Revox A77 waren es derer drei.
Uher Report, das professionelle Portabel-Gerät
- Während die stationären Geräte im professionellen Bereich gegenüber Revox kaum eine Chance hatten, waren die Uher-Report-Modelle gerade bei Rundfunkreportern beliebt. Ein Sennheiser MD-421 als Mikrofon und ein Uher Report war quasi die Standardausrüstung zur Aufzeichnung von Originaltönen. Ernstzunehmende Portabel-Geräte anderer Hersteller gab es nur von Nagra und Stellavox, aber die waren selbst für Profis oft unerschwinglich.
- Die Uher Report waren nahezu "unkaputtbar" und wurden auch beim Militär eingesetzt. Die nachfolgenden Cassettengeräte CR-124, CR-128 und CR-240 konnten die alten Reports mit ihren 13er Spulen trotz vergleichsweise sehr guter technischer Daten nie ablösen.
Uher wird Assman - das baldige Ende
- Bereits 1974 wurde Uher verkauft, zunächst an die Firma Assman. Seitdem wurde manches unter dem Namen Uher verkauft, was Sie für "deutsche Wertarbeit" halten. Tatsächlich ereilte Uher schon früh das Schicksal anderer großer Hi-Fi-Marken aus Deutschland: Sie wurden zur Vertriebsmarke für allerlei Komponenten meist fernöstlicher Provenienz.
- Den Charme, den Sie an einer Uher Royal de Luxe oder einer Uher Report finden, hatten die Geräte nicht mehr.
Wenn Sie eine gebrauchte Royal de Luxe, Variocord oder Report erwerben, achten Sie darauf, dass die Geräte gut gewartet und in ordentlichem Zustand sind. Der Austausch der Tonköpfe ist dank der austauschbaren Tonkopfträger bei der Variocord und der Royal kein Thema, die Elektronik reparabel und der Großteil der mechanischen Teile noch beschaffbar. Liegt aber ein Fehler im Bereich der Wahlschalter vor, ist dies fast ein KO-Kriterium: Die Schalthebel an der Front haben nicht nur mechanische, sondern auch elektrische Schaltfunktionen. Wenn Sie dort einen Fehler suchen, brauchen Sie starke Nerven.
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