Zusammensetzung von Teams
Viele Studien zur Teamarbeit haben festgestellt, dass in Teams, in denen sehr viel Erfahrung und Kompetenz vorhanden ist, trotzdem viel Potential und Effektivität bei der Zusammenarbeit verloren gehen kann, wenn die Teamrollen und Funktionen nicht gut aufeinander abgestimmt sind.
Die Zusammenstellung eines Teams ist also ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dabei lässt sich grundsätzlich sagen, dass Teams, die heterogen aufgestellt sind, kreativer, innovativer und auch profitabler sind als solche, die sehr homogen zusammengestellt wurden.
Das Teammodell von Belbin
Der britische Unternehmensberater und Psychologe Dr. R.M. Belbin stellte bereits in den 1970er Jahren die These auf, dass Teams insbesondere dann besonders erfolgreich sind, wenn die Rollen im Team gut ausbalanciert sind. Dabei hat er neun verschiedene Rollen definiert, die er in den drei Kategorien wissensorientierte Rollen, handlungsorientierte Rollen und kommunikationsorientierte Rollen zusammenfasste.
Die einzelnen Teammitglieder sollen besonders synergetisch zusammenarbeiten, indem individuelle Stärken optimal genutzt werden und bestehende Schwächen ausgeglichen werden können. Er setzt dabei speziell auf die unterschiedlichen Verhaltensweisen der einzelnen Teammitglieder.
Die einzelnen Rollen nach Belbin
Die einzelnen Rollen nach Belbin beinhalten alle individuelle Stärken und auch Potentiale, die andererseits mit ebenso individuellen Schwächen einhergehen. Dabei soll eine ideale Rollenverteilung im Team dazu beitragen, optimal zu interagieren und damit zu einer erfolgreichen Gesamtleistung führen.
Wissensorientierte Rollen
Bei den wissensorientierten Rollen steht die Expertise im Vordergrund, die jedoch mit unterschiedlichen Persönlichkeiten besetzt werden können:
- Der Beobachter: In diese Rolle werden Personen gesetzt, die im Arbeitsprozess Optionen nüchtern und sachlich beurteilen und sehr analytisch vorgehen. Sie sind jedoch oftmals auch zu kritisch und wenig entscheidungsfreudig.
- Der Erneuerer: Dieses Teammitglied liefert neue Ideen und Lösungen und geht dabei unkonventionell und kreativ vor. Er kümmert sich hingegen nicht um formale Erfordernisse und kann auch etwas zerstreut sein.
- Der Spezialist: Dieses Teammitglied bringt substantielles Fachwissen ein und verfügt auch über spezielle Fertigkeiten. Er ist jedoch oft sehr fokussiert auf Details.
Handlungsorientierte Rollen
Bei den handlungsorientierten Rollen steht hingegen die Umsetzung im Vordergrund. Auch hier gibt es verschiedene Rollen im Team:
- Der Macher: Dieser Typus sorgt für eine fokussierte Umsetzung, treibt das Team an und sorgt für den notwendigen Druck. Er neigt jedoch oft zur Ungeduld.
- Der Umsetzer: Er ist der Planer, der auch in der Umsetzung diszipliniert vorgeht und dabei stets die Strategie im Auge hat. Er kann jedoch auch unflexibel sein und bei Abweichungen nur langsam reagieren.
- Der Perfektionist: Dieses Teammitglied feilt intensiv an Details und merzt Fehler aus. Er ist jedoch auch sehr penibel und oftmals ein Kontrollfreak.
Kommunikationsorientierte Rollen
Bei den kommunikationsorientierten Rollen stehen Kontaktstärke und Kommunikationsfähigkeiten im Vordergrund:
- Der Koordinator: Er delegiert Aufgaben und behält dabei die übergeordneten Ziele im Blick. Oft übernimmt er selbst jedoch keine wirklich relevanten Aufgaben.
- Der Wegbegleiter: Dieses Teammitglied hält Ausschau nach neuen Möglichkeiten und knüpft Kontakte. Er ist jedoch oft nicht besonders zielorientiert.
- Der Teamarbeiter: Er fördert die Zusammenarbeit im Team und sorgt für ein gutes Klima im Team. Er ist jedoch kein Entscheider und oft nicht tatkräftig in kritischen Situationen.
Nach Belbin bilden diese unterschiedlichen Persönlichkeiten ein ideales und gut funktionierendes System. Die jeweiligen Stärken können optimal genutzt werden und es kann verhindert werden, dass inkompatible Schwächen einzelner Teammitglieder das Projekt bremsen. Auch ist es möglich, in diesem Modell eindeutige Rollen zuzuweisen und damit klare Verantwortlichkeiten zu schaffen.
Die klare Rollenzuweisung soll auch das Selbstbewusstsein der Teammitglieder fördern, da sie ihre Teamrolle bewusst wahrnehmen und ihre Handlungen besser reflektieren können.
Anwendung des Rollenmodells nach Belbin in der Praxis
In der Praxis kann durch die Rollenverteilung bei der Teamerstellung bereits beim Recruiting darauf abgezielt werden, Kandidaten mit speziellen Fähigkeiten auszuwählen, die für die Besetzung bestimmter Rollen wichtig sind. Dabei können sowohl fachliche Kompetenzen als auch sogenannte Soft Skills im Vordergrund stehen, je nachdem, was das Unternehmen braucht.
Durch eine gezielte Förderung einzelner Mitarbeiter, in Form von Schulungen oder auch einem Mentoring, können Mitarbeiter gezielt auf eine Teamrolle vorbereitet werden oder in dieser Teamrolle weiterentwickelt werden.
Um langfristig erfolgreich sein zu können, muss in einem Unternehmen die Rollenverteilung immer wieder überprüft werden. Dabei muss bewertet werden, inwiefern die einzelnen Teammitglieder ihren Rollen gerecht werden und wo es Handlungsbedarf gibt. Auch bei Neueinstellungen und Kündigungen muss die Rollenverteilung immer wieder überprüft werden.
Das Rollenmodell nach Belbin kann ein hilfreiches Tool im Unternehmen sein, Mitarbeiter gezielt auszuwählen, zu fördern und einzusetzen. Effektive Teams leben von der Vielfalt ihrer Mitglieder.
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