Begriffsklärung Sowchose und Kolchose
- Eigentlich sind beide Begriffe durch das "e" am Ende bereits eingedeutscht, richtig würde es Sowchos und Kolchos heißen. Beides sind Abkürzungen.
- Die Sowchose (der Sowchos) besteht aus den Teilen "sowjetskoje" und "chosiaistwo" (im Russischen ist das sogar sächlich), was so viel wie "sowjetische Wirtschaft" heißt und deshalb im Deutschen weiblich wurde.
- Bei der Kolchose (dem Kolchos) ist es genauso, hier heißt es unabgekürzt "kollektiwnoje chosiaistwo" und bedeutet "kollektive Wirtschaft".
Und hierin besteht der Unterschied
- Der gravierende Unterschied waren die Eigentumsverhältnisse. Wer aus der DDR stammt und sich in der dortigen landwirtschaftlichen Produktion ein wenig auskennt, hat Vergleichbares parat: Die Sowchosen lassen sich mit den VEG (Volkseigene Güter), die Kolchosen mit den LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) vergleichen.
- Die Sowchosen waren also Staatsbetriebe mit Angestellten. Es gab sie schon sehr früh. Seit 1919 entstanden sie aus den damaligen privaten und ersten staatlichen Betrieben - vor allem, um der Landbevölkerung zu zeigen, wie wirtschaftlich gemeinsames Arbeiten ist. Ab 1928 gab es im Zuge der Vergesellschaftung aller Produktionsmittel im Prinzip gar keine privaten landwirtschaftlichen Betriebe mehr.
- Die Bauern erhielten einen festen Lohn, was besonders in klimatisch schwierigen Gegenden sehr von Vorteil war, denn so waren sie nicht so vom Ernterisiko abhängig. Allerdings waren Sowchosen in der Entscheidung, was die Produktion angeht, nicht frei - ebenso wenig, was die Leitung ihres Betriebs anging. Im Laufe der Zeit wurden viele Sowchosen quasi als Zulieferer für die Kolchosen spezialisiert (Saatgut, Futter, Zuchtvieh).
- Im Unterschied dazu waren die Kolchosen Genossenschaften. Die Bauern bewirtschafteten zusammen Land, das dem sowjetischen Staat gehörte, aber die Produktionsmittel gehörten den Mitgliedern gemeinsam. Sie entschieden auch gemeinsam über ihre Leiter, über die Produktion, berieten über Investitionen etc. Natürlich gehörte zu dieser eigenen Verantwortung auch das unternehmerische Risiko - je nach Ertrag ging es den Kolchosen mal besser, mal schlechter.
- Einen Teil der Erträge verkauften die Kolchosen dem Staat (feste abzuliefernde Mengen), alles, was mehr produziert wurde, konnten sie auf dem freien Markt verkaufen. Davon abhängig war dann auch das Einkommen der Mitglieder. Das Spektrum der Güter war meist größer als das der spezialisierten Sowchosen.
- Beide Produktionsformen sind nach 1991 entweder zum großen Teil aufgelöst worden oder mangels Rentabilität zusammengebrochen, vor allem natürlich zunächst die Sowchosen, die ja bis dato zentral/staatlich geleitet worden waren.
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