Denn Alltag spannender machen - Aufregung als Wahrnehmungssache
Spannend und aufregend sind Wahrnehmungsfragen.
- Wenn Sie Ihren Alltag nicht als spannend empfinden, dann lässt sich das durch einen regelmäßigen Ausbruch aus der Routine lösen. Das Unbekannte und Fremde ist immer spannender als das täglich Erlebte. Das liegt daran, dass Überraschungen damit einhergehen. Man weiß nicht, was einen erwartet und kann auch das eigene Verhalten im Unbekannten nicht vorhersagen.
- Das Bereisen ferner Länder oder Abenteuerausflüge in die Wildnis können jedes Leben spannender machen. Das Moment der Herausforderung ist hier entscheidend, denn Herausforderungen erlebt der Mensch immer als spannend. Sich in der Fremde zurechtzufinden, ist zum Beispiel immer eine Herausforderung. Was der Einzelne aber als besonders herausfordernd erlebt, weiß er selbst am besten.
- Genauso spannend wie Herausforderungen ist Risiko. Ist der Ausgang von etwas ungewiss, dann wird alles möglich. Davon abgesehen wird in riskanten Situationen evolutionsbedingt Adrenalin produziert, das den menschlichen Organismus beflügelt. Risiken einzugehen, gehört daher zum Plan eines spannenderen Lebens dazu - ob nun im Zuge von Sportaktivitäten wie Klettern, im Berufs- oder Liebesleben.
- Wichtigstes Moment für ein spannenderes Leben ist aber nicht die Frage nach dem "Was?", sondern die nach dem "Wie?". Alles kann aufregend sein, wenn man an seiner Einstellung arbeitet. Um das eigene Leben spannender zu gestalten, muss so nicht unbedingt eine aufregende Reise geplant werden. Das Leben an sich ist aufregend. Innerhalb eines jeden Alltags gibt es Spannung und die Königsdisziplin ist es, die Spannung im eigenen Alltag zu entdecken.
- Gewöhnlichkeit ist etwas Ungewöhnliches, so sagen es neuzeitliche Life-Coaches wie Bestsellerautor Dan Millman. Damit haben sie Recht, denn wer aufmerksam genug ist, der entdeckt das Besondere und Aufregende auch im Gewöhnlichen. Grundlage dafür sind die Schärfung der eigenen Aufmerksamkeit, die Bemühung um mehr Offenheit und eine freiere Art der Wahrnehmung.
All das können Sie durch gezieltes Training erreichen. Sobald Sie damit bewusster wahrnehmen, ist es an der Zeit, Ihren mentalen Bildern den Kampf anzusagen.
Der Kampf gegen mentale Bilder - sich selbst überraschen
Überraschungen sind spannend, oder? Dann beginnen Sie doch damit, sich selbst zu überraschen.
- Autor Carlos Castaneda erklärt es in seiner Romanreihe "Don Juan" über einen einzigen Grundsatz. Spannend bleibt das Leben für denjenigen, der weder sich selbst, noch andere in ihrem Wesen begrenzt. Das hört sich einfach an. Durch den Bau des menschlichen Organismus und den Wahrnehmungsautomatismus ist die Umsetzung aber eine Herausforderung. Wahrnehmung ist nämlich ein Filtervorgang, der von Wiederholungsfrequenzen strukturiert wird.
- Anders als Tiere wollen sich Menschen auf die Welt und ihre Wahrnehmungen darin beziehen. Der menschliche Wahrnehmungsprozess besteht daher aus drei eng vernetzten Schritten: der Aufnahme eines beliebigen Sinneseindrucks, dessen Identifikation und seine Klassifikation.
- Mit dem Aufnehmen von Sinneseindrücken kann das Wahrnehmen eines visuellen, auditiven, haptischen oder geschmacklichen Reizes gemeint sein. Das heißt, Sie sehen, hören, ertasten oder riechen und schmecken etwas. Der Reiz wird daraufhin von Ihrem Gehirn identifiziert. Sie ordnen die Wahrnehmung daraufhin einer bestimmten Erfahrung zu.
- Im Gehirn eines Menschen existiert neben der Informationsebene eine damit vernetzte Bildebene. Auf dieser mentalen Bildebene manifestieren sich die gesamten persönlichen Erfahrungen mit der Welt. Die eben beschriebene Zuordnung einer Wahrnehmung zu einer Erfahrung entspricht einer Klassifikation auf Bildebene. Der aufgenommene Reiz wird vom Gehirn dem mentalen Bild zugeordnet, zu dem er erfahrungsgemäß am ehesten passt. Bei allen mentalen Bildern handelt es sich allerdings um starke Vereinfachungen und Prototypen des realen Vorbilds.
- Ein Baum manifestiert sich auf der Bildebene zum Beispiel als Gewächs mit Astkrone, Laub, Stamm und Wurzeln. Wenn Sie in der Natur einen Baum sehen, dann wird dieser visuelle Reiz dem mentalen Bild "Baum" zugeordnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob der gerade wahrgenommene Baum weiß, gelblich, grünlich oder rötlich blüht. Ebenso irrelevant ist es, ob seine Wurzeln krumm, gerade oder verzweigt sind, ob die Krone vom Wind geneigt ist oder der Stamm untergraben.
- Weil die spezifischen Merkmale des einzelnen Baums für die Bildebenenklassifikation irrelevant sind, sehen Sie den Baum nicht mehr in seinen Eigenheiten. Sie nehmen ihn gemäß des mentalen Bildes wahr, das Ihrer Erfahrung nach zu Bäumen gehört und blenden Eigenheiten aus.
- In der Kunstepoche des russischen Formalismus wurde dieser Mechanismus als Wahrnehmungsautomatismus erkannt. Für Routine und Langeweile des Alltags spielt er eine gewaltige Rolle. Wenn das Besondere einer Erfahrung zum Zweck vereinfachter Klassifikation ausgeblendet wird, dann verbietet man sich damit selbst das Besondere. Der Mensch fesselt damit die Welt an vorgefertigte Strukturen. Ähnlich auch sich selbst, denn auch ein Selbstbild existiert im Gehirn.
- Wie seine mentalen Bilder von der Welt, anderen Lebewesen und anderen Menschen schränkt auch sein Selbstbild und seinen möglichen Erfahrungsraum ein. Alle mentalen Bilder beeinflussen das menschliche Verhalten. Das Selbstbild vielleicht am meisten, denn unbewusst verhalten Sie sich konform damit, um es wahren zu können.
- Laut Carlos Castaneda ist eine Befreiung von den Fesseln der festen Bilder inklusive des Selbstbilds notwendig. Wer sich nicht genau festlegt, wer er ist, war oder sein wird, dem stehen alle Möglichkeiten offen. Beschränken Sie sich dagegen auf ein bestimmtes Sein, Gewesen-Sein oder Werden, dann berauben Sie sich selbst der Freiheit und können sich kaum mehr überraschen.
- Entscheidender Schritt zur Befreiung von den festen Bildern ist die Erkenntnis, dass es sie gibt. Beobachten Sie Ihr eigenes Verhalten und Ihre Interaktion mit der Umwelt bewusst. Wenn Sie sich dabei erwischen, nur die Krone eines Baums anzusehen, dann zwingen Sie sich fortan, genauer hinzusehen. Sie werden überrascht sein, wie eigen Bäume sein können.
- Auf ähnliche Weise intervenieren Sie, wenn Sie sich etwas tun sehen, nur weil es in Ihr Selbstbild passt. Sätze wie: "Das kann ich nicht!", "So bin ich nicht!" oder "Das passt überhaupt nicht zu mir!" streichen Sie aus Ihrem Repertoire. Seien Sie, wer Sie gerade sein wollen - und das jede Stunde aufs Neue.
Ein aufregenderes Leben in zehn Schritten
Um sich das eigene Leben spannender zu machen, sind nicht mehr als zehn Grundsätze und ein wenig Mut nötig.
- Bemühen Sie sich um mehr Aufmerksamkeit und eine bewusstere Wahrnehmung.
- Öffnen Sie sich gegenüber anderen Menschen.
- Sagen Sie Ihren mentalen Bildern den Kampf an.
- Brechen Sie routinierte Tagesabläufe auf.
- Erlauben Sie sich Spontanität. Planen Sie nicht zu viel und fesseln Sie sich nicht an Ihre Pläne.
- Beteiligen Sie sich an Aktivitäten, die "überhaupt nicht zu Ihnen passen". Ob sie passen oder nicht, finden Sie nur so heraus.
- Trauen Sie sich etwas, denn alle Herausforderungen machen das Leben spannender.
- Blenden Sie aus, was andere von Ihnen denken.
- Entdecken Sie das Unbekannte - erkunden Sie regelmäßig fremde Umgebungen und beschäftigen Sie sich mit Ihnen fremden Sachverhalten. Wenn Sie genügend Geld haben, kommen natürlich auch Reisen infrage.
- Entdecken Sie Altes neu und Gewohntes auf ungewohnte Weise.
Sie können diese Tipps eine Zeit lang ausprobieren und beobachten, wie sich Ihr Leben entsprechend verändert. Hinterfragen Sie, wie sich diese Veränderungen auf Ihr Wohlbefinden auswirken. Auch wenn es Ihnen zu Beginn merkwürdig vorkommt, dass sie das Leben verändert, geben Sie den Veränderungen eine Chance. Nichtsdestotrotz ist es ein Versuch wert, etwas Neues auszuprobieren, anstatt an alten Mustern festzuhalten.
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