Kleine Lebewesen haben in der Regel eine kürzere Lebensdauer als große. Also liegt die Vermutung nahe, dass auch Schnecken nicht sehr alt werden. Stimmt das?
Gehäuse- und Nacktschnecken
Diese Einteilung ist allgemein bekannt. Die Tiere stehen besonders in Garten und Landwirtschaft unter argwöhnischer Beobachtung, fressen sie doch mit Vergnügen gerade zarte Pflänzchen ab. Egal, ob mit oder ohne Gehäuse, im Durchschnitt wird die Lebensdauer der Wesen mit neun bis zwölf Monaten angegeben. Davon weichen einige Arten jedoch ab.
- Bei Nacktschnecken überwintern häufig nur die Eier, selten ein erwachsenes Tier. Aus den Eiern schlüpfen im Frühjahr die Jungtiere. Sie wachsen zur Geschlechtsreife heran, vermehren sich und sterben im Winter. Dass eine Rote Wegschnecke (Arion rufus), die Sie im Sommer entdecken, auch bereits den vorgehenden Sommer erlebt hat, ist also nicht sicher. Gerade in Gegenden mit häufig kalten Wintern, ist die Lebensdauer der Schnecke meistens auf ein Jahr begrenzt.
- Trotzdem gibt es Arten, die auch länger leben. Der etwa zehn bis 13 Zentimeter lange Tigerschlegel (Limax maximus), der hauptsächlich in Mitteleuropa vorkommt, kann auch zwei bis drei Jahre alt werden. Mitteleuropäische milde Winter machen dies möglich. In Deutschland können Sie die Tiere in Parkanlagen, Auen und im Garten beobachten. Auch die inzwischen in Gärten häufige Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) überlebt so manchen Winter als erwachsenes Tier. Älter als zwei Jahre wird sie aber kaum.
- Alle Schnecken sind auf Feuchtigkeit in ihrem Lebensraum angewiesen. Die gehäuselosen Arten sind daher oft nachtaktiv und verkriechen sich tagsüber im feuchten Boden, unter Steinen, altem Holz und zwischen hohem Bewuchs. Gehäuseschnecken sind besser vor dem Austrocknen geschützt. Einige dieser Arten können daher im Verhältnis zur Größe sehr alt werden.
Lebensdauer einiger Arten
- Die älteste jemals beobachtete Schnecke ist eine Weinbergschnecke, die in einem Terrarium das stolze Alter von 30 Jahren erreicht hat (Quelle NABU). In freier Wildbahn beträgt die Lebensdauer bis zu acht Jahren, manche Quellen geben auch zehn Jahre an. Um trockene Phasen zu überstehen, verschließen die Tiere ihre Gehäuseöffnung mit einem Kalkdeckel. Darin sicher verwahrt können sie mehrere Monate ausharren. Diese Fähigkeit nutzt auch der Handel, der die Delikatessen für den Transport in Trockenstarre versetzt.
- Wesentlich kleiner, aber nicht weniger schön sind Schnirkelschnecken - auch Bänderschnecken genannt. Gehören Sie auch zu denjenigen, die als Kind die leeren Gehäuse gesammelt haben? Die Gartenschnirkelschnecke (Cepaea hortensis) kann mit ganz verschiedenen Gehäusen aufwarten. Ihre Lebensdauer ist höher als die der meisten nackten Arten, da auch sie über Winter ihr Gehäuse mit einem Deckel verschließt. Ihr Leben kann jedoch auf radikale Weise durch Fressfeinde enden. Sie sind sehr beliebt bei Vögeln. Drosseln bringen die Schnecken an einen Stein, schlagen das Gehäuse dort auf und laben sich an den Weichtieren. Wenn Sie einen Ort mit vielen zerstörten Gehäusen finden, sind Sie auf eine „Drosselschmiede“ gestoßen.
- Wer kann die Lebensdauer von im Wasser lebenden Schnecken besser beobachten als Aquarianer? Im Aquarium sind Apfelschnecken (Ampullariidae) sehr beliebt. Die Angaben über das mögliche Alter liegen bei drei bis vier Jahren. Es sind verschiedene Arten im Handel. Diese Tiere werden nicht als Plage betrachtet, sondern werden zur Zierde gehalten. Ihre Größe variiert von 4,5 bis zu acht Zentimetern.
- Schnecken bilden also eine sehr variable Tiergruppe. Nicht nur Vorkommen, Aussehen und Lebensweise sind verschieden, sondern auch ihr erreichbares Alter. Die Lebensdauer kann dabei auch innerhalb einer Art sehr schwanken, abhängig von der Witterung und den örtlichen Begebenheiten, wobei Tiere im Schutz eines Terrariums wohl das höchste Alter erreichen.
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