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Sachtext - Merkmale herausarbeiten

Lesen Sie Sachtexte besser einmal mehr!
Lesen Sie Sachtexte besser einmal mehr!
Hypothetische Situation: Unter einem dreiseitigen Auszug aus Ulrich Wickerts Buch "Der ehrliche ist immer der Dumme..." steht die Aufgabe für einen Aufsatz. Analysieren Sie diesen Text! Hier gerät so mancher Schüler ins Straucheln. Der Text kann nur richtig analysiert werden, wenn die Zuordnung stimmt. Zuordnung meint die Einordnung in bestimmte Kategorien, deren Merkmale gewusst und angewendet werden müssen. Bei Wickert würde auch ein oberflächlicher Leser wohl sofort sagen: Sachtext! Aber begründen Sie das, und erst recht eine tiefergehende Zuordnung, einmal. Hier müssen die Merkmale gekannt werden.

Woran ist ein Sachtext zu erkennen?

Als Sachtext bezeichnet man jeden Text, der sich mit realen Fakten, Ereignissen und Geschehnissen befasst. Und so sind sie heutzutage allgegenwärtig. Es handelt sich nicht nur um die Druck-Erzeugnisse aus dem Nachrichtenbereich oder Wickerts Sachbuch. Nein, der Text, den Sie gerade lesen, ist auch ein Sachtext oder auch die Ankündigung, dass Popstar xy am Sonntag in z ein Konzert gibt. Jeder sogenannte "Gebrauchstext" ist ein Sachtext, allerdings, so muss gesagt werden, können auch Mischfälle und Streitfälle auftreten. Ist die Bibel ein Sachtext oder nicht?

  • Sie wäre es, wenn die Ereignisse, die darin vorkommen, wahr sind und auf Fakten beruhen. Der Gläubige würde in diesem verknappten Verständnis also durchaus von einem Sachtext sprechen, der Ungläubige von Prosa. Bei einer Übersetzung etwa kann diese Frage durchaus schwerwiegende Bedeutung erlangen. Eine Lösung wäre in diesem Fall über die Adressatenperspektive möglich. Sollte der Adressat informiert werden, oder eine fantasievolle Geschichte lesen? Er sollte natürlich informiert werden. An dieser Stelle wird der Fall eindeutig, sodass die Bibel in erster Linie als Sachtext zu sehen ist.
  • Allgemein lässt sich sagen, dass der Sachtext informiert. Sein Gegenstand kann dabei durchaus variieren. Es können Personen, Gegenstände oder Probleme Gegenstand eines Sachtextes sein. Wann immer Sie auf einen Text stoßen, dessen erster Sinn es ist, Informationen zu liefern, können Sie von einem Sachtext sprechen.
  • Um eine anständige Textanalyse abliefern zu können, genügt es jedoch nicht, einfach festzustellen, es handele sich um einen Sachtext. Derer gibt es nämlich viele verschiedene, deren Merkmale teilweise einander sogar ausschließen. Während ein journalistischer Text, etwa im beratenden Journalismus (wie dieser Text), in erster Linie von Verständlichkeit, Korrektheit und Vollständigkeit lebt (in dieser Reihenfolge), richtet sich ein wissenschaftlicher Text in erster Linie an ein Fachpublikum, an das höhere Anforderungen gerichtet werden können (etwa das Beherrschen von Fachsprache).

Die Merkmale der Texttypen

Selbstverständlich gibt es viele Merkmale, an denen verschiedene Arten von Sachtexten erkannt werden können. So viele, dass der Verfasser an dieser Stelle auf journalistische Sachtexte eingehen kann, da es sich um das Feld handelt, auf dem die größte Zahl unterschiedlicher Sachtexte geschrieben wird. Allen dieser Sachtexte ist gemeinsam, dass sie wahrheitsgemäß sein müssen.

  • Aber während die Nachricht eine "Neuigkeit" sein soll, die über aktuelle Ereignisse informiert, ist der Bericht umfangreicher. Es geht nicht nur um die "Neuigkeit", sondern der Adressat hat mutmaßlich Fragen, die dieser Bericht in Bezug auf die "Neuigkeit" beantworten will.
  • Im Gegensatz dazu erhebt die Reportage nicht den Anspruch, tagesaktuell auf Ereignisse einzugehen. Verfasser von Reportagen haben oft Tage und manchmal wochenlang Informationen und Eindrücke gesammelt, die nun in der Reportage zusammenfließen. Daher muss die Reportage auch nur dann objektiv sein, wenn es nicht um die Eindrücke des Reporters geht. Eine Reisereportage etwa muss zwar sachlich neutral sein, aber sie lebt von den Eindrücken dessen, der diese Reise tatsächlich unternommen hat. Sie ist insofern dann subjektiv.
  • Demgegenüber beschreibt der Kommentar ein aktuelles Ereignis aus einer bestimmten Perspektive. Sein Ziel ist es nicht, den Leser zu informieren, sondern ihn zum Denken und dazu sich selbst ein Urteil zu bilden, anzuregen. Ein Kommentar darf dementsprechend sachlich vorgetragene, eigene Meinung enthalten. Nicht auf Sachlichkeit angewiesen ist hingegen die Glosse. Sie darf satirisch sein, den Anspruch haben, zu unterhalten, ohne geistlos zu sein. Es handelt sich um einen journalistischen Meinungsbericht, der auch ernste Themen satirisch und leicht verständlich vermittelt.
  • Die verschiedenen Sachtexte können besonders leicht unterschieden, die Merkmale besonders leicht herausgearbeitet werden, wenn sie aus Adressatenperspektive mit der einfachen Frage gelesen werden: "Wer will was wie erreichen?" Beachten Sie aber, dass Sachtexte nicht deswegen geschrieben werden, weil sie Schüler oder Studenten auf ihren Sachtextgehalt hin untersuchen sollen.
  • Die Verfasser schreiben sie in ihrem Arbeitsalltag für Zeitungen, für ihre Bücher oder für Rundfunkbeiträge. Dabei kann es auch dazu kommen, dass sie es je nach Situation ratsam finden, die Typen miteinander zu verflechten. So kann in einer Reportage kommentiert werden - etwa wenn der Reporter seine Erlebnisse auf aktuelle Nachrichten bezieht - oder ein Kommentar kann auch dann etwas Glossenhaftes erhalten, wenn der Kommentator die Gegenposition als abstrus bloßstellen möchte.

Auf jeden Fall also ist es immer ratsam, den Text lieber einmal mehr zu lesen als notwendig, als einmal zu wenig!

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