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Philisterei - Erklärung

Der Ausdruck "Philister" geht auf das Alte Testament zurück.
Der Ausdruck "Philister" geht auf das Alte Testament zurück.
„Was für eine Philisterei!“ - diesen Ausspruch, der der gehobenen Bildungssprache entstammt, hören Sie heute eher selten. Was mit diesem abwertenden Begriff genau gemeint ist, zeigt ein Blick auf die Herkunft und sehr wechselvolle Bedeutung des Wortes „Philister“.

Zur Geschichte des Begriffs „Philister“

Will man den Begriff „Philisterei“ erklären, ist zunächst ein Blick auf die Herkunft und wechselvolle Bedeutung des Wortes „Philister“ nötig.

  • Das Wort „Philister“ stammt aus dem Hebräischen. Bezeichnet wurde damit ein Volk, das ab dem 12. Jahrhundert v. Chr. das historische Palästina bewohnte.
  • Nach Darstellung des Alten Testaments lieferten sich die Philister jahrhundertelang erbitterte Kämpfe mit den Israeliten um die Vorherrschaft in dem Gebiet. Einer der Krieger aus dem Lager der Philister war der riesige Goliath, der im Kampf gegen den späteren israelitischen König David unterlag. Diese Figur kennt man heute noch - denken Sie nur an den sprichwörtlichen Kampf David gegen Goliath.
  • In der neueren Geschichtsschreibung erlebte der Begriff „Philister“ eine Bedeutungsverschiebung. Ab dem 17. Jahrhundert bezeichneten Studenten die Stadtwachen, die in Universitätsstädten wie Göttingen und Leipzig für Recht und Ordnung sorgten, als Philister. Die nach eigenem Bekunden „geistig auserwählten“ Studenten wollten sich damit von den kleingeistigen, nicht-akademischen Stadtsoldaten abgrenzen.
  • Die Ästhetik der Romantik übernahm diese abwertende Verwendung des Begriffs „Philister“. Autoren wie Brentano, Heine und Novalis bezeichneten all diejenigen Menschen als Philister, die die Kunst oder ganz allgemein geistige Werte gering schätzten und dabei die vorgefertigten, konservativen Wertvorstellungen des Bürgertums übernahmen.
  • Im universitären Sprachgebrauch wird der Begriff heute wiederum anders verwendet. Viele Studentenverbindungen benennen damit ganz offiziell ihre männlichen Mitglieder, die ihre Studienzeit beendet haben und bereits im Berufsleben stehen. Ein anderer Begriff dafür ist „Alter Herr“, die weibliche Entsprechung ist „Hohe Dame“. Die Gesamtheit all dieser Philister in Studentenverbindungen nennt man „Philisterium“ oder „Philisterschaft“.

Philisterei heute - Begriffserklärung

Der Begriff „Philisterei“ bezieht sich auf die abwertende Verwendung des Wortes „Philister“ im Studentenjargon vergangener Jahrhunderte und in der Ästhetik der Romantik.

  • Üblich ist die Verwendung des Begriffs „Philisterei“ nur in der gehobenen Sprache. Das Wort wird durchweg abwertend gebraucht und bezeichnet philisterhafte, also kleingeistige oder spießbürgerliche Wertvorstellungen. Synonyme für das Wort sind dementsprechend „Spießbürgertum“ oder „Kleingeistigkeit“.
  • Gebräuchlicher als der Begriff „Philisterei“ ist das Wort „Philistertum“, das dieselbe Bedeutung hat. Das entsprechende Adjektiv lautet „philisterhaft“, veraltet auch „philiströs“.
  • Außerhalb von Studentenverbindungen, in denen der Begriff "Philister" wie dargestellt heute eine positive Bedeutung hat, können Sie einen kleingeistigen, engstirnigen Menschen despektierlich als Philister bezeichnen.
  • Beachten Sie, dass der Begriff "Philister" und seinen Ableitungen auch nach der neuen deutschen Rechtschreibung stets mit „ph“ und niemals mit „f“ geschrieben wird.
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