Der Begriff "Neurotizismus" klingt wie das Wort "Neurose" und stammt von diesem ab. Eine Neurose ist eine Nervenkrankheit - so wurden psychische Störungen früher bezeichnet. Wer eine hohe Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Neurotizismus hat, ist emotional instabil und hat ein höheres Risiko, eine psychische Störung zu entwickeln.
Neurotizismus steht für emotionale Instabilität
Die Bezeichnung "Neurotizismus" geht auf den Forscher Hans Jürgen Eysenck zurück. Er war Psychologe und hat sich mit der Frage beschäftigt, wie man die Charaktermerkmale des Menschen ordnen und klassifizieren kann. Neben der Extraversion (Geselligkeit), hat er die emotionale Instabilität als ein wichtiges Merkmal angesehen, in dem sich Personen unterscheiden.
- Wer eine hohe Ausprägung dieses Merkmals besitzt, schwankt im Verhalten zwischen Ärger und Ängstlichkeit. Die Stimmung kann sich schnell ändern, die Person ist launisch. Ein Betroffener kann mit Rückzug, Ängsten und Unsicherheit oder mit Wut, Impulsivität und Trotz reagieren.
- Wie kommen diese Unterschiede zustande? Emotional instabile Menschen, die eine hohe Ausprägung im Merkmal Neurotizismus haben, reagieren sensibler als andere. Sie nehmen Stress, belastende Bedingungen, Konflikte und potentielle Gefahren intensiver wahr.
- Sie können sich nur schwer an neue Bedingungen anpassen, sind nachtragend und brauchen länger, um sich nach Belastungen wieder wohlzufühlen. Das kann sich körperlich auswirken und zu Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder Schwindeln führen.
- Diese Merkmale klingen negativ, aber Menschen mit einer hohen Ausprägung an Neurotizismus können von diesem Merkmal profitieren. Wer Stimmungen und Dinge um sich herum intensiver wahrnimmt, ist sensibler. So jemand kann besser auf andere eingehen und besitzt mehr Empathie. Das kann je nach Beruf von Vorteil sein.
Wenn Sie erfahren möchten, wie hoch Ihr Neurotizismus-Wert ist, können Sie dies in einem Persönlichkeits-Fragebogen herausfinden.
So wirkt sich Neurotizismus aus
- Die psychologische Forschung hat untersucht, wie sich Menschen mit hohen Werten im Neurotizismus im Leben verhalten. In einer Untersuchung der Zufriedenheit in der Ehe waren Partner mit geringem Neurotizismus glücklicher in ihrer Beziehung. War einer der beiden Partner emotional sehr instabil, scheiterten die Ehe häufig.
- Emotional instabile Menschen sind in ihren Jobs weniger zufrieden. Der Beruf wirkt aber auf den Charakter zurück. Wer ein hohes Gehalt und einen sicheren Job hat, wird emotional stabiler, der Stress verringert sich.
- Je nach Umgebungsbedingungen wirkt sich das Charaktermerkmal anders aus. Erleben Sie keinen Stress und gibt es nichts Bedrohliches, sind Sie zufrieden. In einer Stresssituation ist es aber entscheidend, ob Sie emotional stabil oder instabil sind.
- Erfahrungen können die Persönlichkeit beeinflussen, sie hängt nicht nur von den Genen ab.
Neurotizismus ist also ein Merkmal, das Menschen anfälliger für psychische Probleme macht. Wer sensibler reagiert und ängstlicher ist, kann schneller eine Angststörung entwickeln. Diese Sensibilität ermöglicht es aber, sich besser in andere hineinzuversetzen.
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