Viele Paare machen sich die Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch nicht leicht. Egal, wie sich sich entscheiden, so steht der Beziehung häufig eine schwierige Phase bevor, in der Stress und Konflikte auftreten können. Hier können Sie aber auch etwas tun, um die belastende Zeit zu überwinden.
Gründe für Konflikte nach dem Schwangerschaftsabbruch
- Für Männer haben Kinder manchmal eine besondere Rolle, denn Töchter und Söhne sind für sie kleine Stammhalter, die sie gewissermaßen in der nächsten Generation weiterleben lassen.
- Frauen hingegen sehen Kinder eher als Teil einer vollständigen Familie. Zudem tragen sie in der Mutterrolle meist die Hauptverantwortung für die Kinder. Das Denken und Tun von Partnern wird also von anderen Motiven geleitet.
- Darum empfinden Männer einen Schwangerschaftsabbruch, der vor allem von der Frau gewünscht wurde, als Übergehen ihrer eigenen Bedürfnisse. Sie sind unzufrieden damit, dass ihre Partnerin diesen Schritt gegangen ist, und machen ihr vielleicht Vorwürfe für ihr Tun. Sie beschweren sich, nicht genug in die Entscheidung einbezogen worden zu sein. Gefühle von Ohnmacht, aber auch Traurigkeit über das verlorene Kind spielen eine Rolle.
- Genauso spüren Männer nach einem Schwangerschaftsabbruch der Freundin auch den Wunsch, Vater zu werden. Vorher haben sie eventuell nicht über dieses Thema nachgedacht, merken aber nach der Abtreibung, dass sie das Kind gern gehabt hätten.
- Ähnliche Empfindungen können auch bei den betroffenen Frauen auftreten und zu Schwierigkeiten, Vorwürfen und Streit in der Partnerschaft führen.
Was tun bei Streit nach Schwangerschaftsabbruch?
- Ein wichtiger Schritt ist es, sich der eigenen Emotionen bewusst zu werden. Beide Partner sollten ihre Gefühle und Gründe für ihr Verhalten aussprechen. Allerdings sollten sie dies nicht in Form von Vorwürfen tun ("Du hast mich nicht gefragt"), sondern bei der Beschreibung eigener Gedanken bleiben ("Ich fühle mich übergangen").
- Das kann Ihnen auch helfen, den eigentlichen Grund für den Streit zu finden. Der Schwangerschaftsabbruch war zwar Auslöser der Konflikte, aber eigentlich prallen zwei gegensätzliche Motive aufeinander. Spielt die Ohnmacht Ihres Partners eine Rolle? Wollte er noch ein Kind oder keines mehr? Warum wollte er dies? Warum hatten Sie sich anders entschieden? Was verbindet er mit einem weiteren Kind? Spielen religiöse oder ethische Aspekte eine Rolle, oder hatte Ihr Partner auch in der Vergangenheit schon Erfahrungen mit einem Schwangerschaftsabbruch gemacht?
- Genauso kann es helfen, wenn Sie die Gründe für oder gegen Ihre Entscheidung auch für später einmal niederschreiben, so als würden Sie Ihr Tun einem anderen erklären.
- Nachdem Sie sich ausgesprochen haben, kann ein zeitweiliger Abstand dazu beitragen, dass Sie zur Ruhe kommen und noch einmal über alles nachdenken können.
Letztlich gibt es auch Beratungsstellen, an die Sie sich wenden können, wenn nach Wochen der Streit nicht beigelegt ist. Ebenso können Sie im Rahmen einer Paartherapie den Schwangerschaftsabbruch aufarbeiten.
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