Das Mittelalter - ein europäisches Phänomen
- Aus der europäischen Geschichte ist das Mittelalter nicht wegzudenken - allein schon wegen seiner Länge. Von sechsten bis zum fünfzehnten Jahrhundert dauerte es, wobei sich Historiker da auch nicht ganz einig sind. Manche sind der Auffassung, das "dunkle Zeitalter" habe mit der Renaissance geendet, andere halten die Entdeckung Amerikas für ausschlaggebend.
- Und dies ist auch schon der essenzielle Punkt und Grund dafür, dass es das Mittelalter in den USA nicht gab. Auch in Asien und Afrika sowie Australien werden Sie keine alten Burgruinen vorfinden. Das liegt daran, dass das Mittelalter ein rein europäisches Phänomen war. Aus der heutigen Weltsicht der Europäer heraus war Europa damals zudem das Zentrum der Erde.
- Hier hatte die Antike praktisch stattgefunden, Rom und Griechenland waren die Epizentren früher Hochkulturen gewesen. Nach dem Ende der Antike interessierte sich kaum jemand für ferne Kontinente, viele glaubten noch nicht einmal an deren Existenz.
- Vielmehr war es so, dass die Zerwürfnisse, die auf das Ende Roms folgten, die vielen Kriege und Scharmützel, aber auch die sich immer mehr in Stände aufspaltende Gesellschaft Lebensmittelpunkt war. Nach der Antike begann das Zeitalter der Burg- und Lehnsherren, das allerdings nicht von der Politik, sondern der Kirche dominiert wurde. Der um das Jahr 0 entstandene christliche Glaube verlangte von den Menschen ein einfaches Leben, harte Arbeit und Frömmigkeit und half so, die mittelalterliche Gesellschaft zu etablieren.
- Viele Jahrhunderte entwickelte sie sich kaum weiter, und erst mit dem Aufkommen der Aufklärung, also mit der Ablösung des strengen Glaubens durch das Streben nach naturwissenschaftlicher Erkenntnis, konnte diese starre Gesellschaftsform wieder aufgebrochen werden. Auf einmal waren die Menschen nicht mehr nur gottesfürchtig, sondern wissensdurstig, und dies bezog sich nicht nur auf die Natur und den Menschen, sondern auch auf die Welt.
- Der Rest ist Geschichte: 1492 erreichte der Abenteurer Columbus den amerikanischen Kontinent und läutete damit auch in Europa das Ende des Mittelalters ein. In Amerika kam das dunkle Zeitalter demnach gar nicht an - stattdessen waren es junge, neugierige Siedler, die nach mehr Moderne strebten. Aber was war während der vielen mittelalterlichen Jahrhunderte in Amerika geschehen? Und was sind die Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft?
Währenddessen in Amerika - die USA und die Moderne
- Jedes Kind weiß, dass in Amerika auch vor dessen Entdeckung schon Menschen lebten. Gemeinhin werden diese als Indianer bezeichnet, sie selbst nennen sich aber lieber "Urbevölkerung Amerikas". Da der Kontinent während der Antike und auch danach rein gar nichts mit Europa zu tun hatte, kannte die indigene Bevölkerung weder das alte Rom noch Jesus noch den christlichen Glauben - und so hat sich nie eine christlich dominierte Ständegesellschaft entwickeln können.
- Stattdessen lebten die Ureinwohner viele Jahrhunderte lang unter sich, und zwar in Stämmen. Ursprünglich sollen sie einst von Sibirien aus den Kontinent bevölkert haben, das war aber vor vielen tausend Jahren. Da Amerika ein sehr großer und weiter Kontinent ist, lebten die Stämme recht friedlich nebeneinander. Viele betätigten sich als Viehhirten, es herrschte außerdem eine reiche Kultur inklusive eines eigenen Glaubenssystems.
- Als Columbus und seine Leute ankamen, bedeutete dies einen beiderseitigen Kulturschock. Kurz darauf kamen die ersten europäischen Siedler auf den neu entdeckten Kontinent, der Fortlauf der Geschichte ist traurig: Die Indianer, die ohne Mittelalter und die ersten Ansätze der Aufklärung auch keine entsprechende Entwicklung durchgemacht hatten, konnten den Neuankömmlingen waffentechnisch und kriegsstrategisch wenig entgegensetzen und wurden schließlich von ihrem eigenen Land vertrieben.
- Erst im 18. Jahrhundert konnte sich die Bezeichnung USA etablieren, damals war das Mittelalter allerdings auch in Europa längst vorbei. Noch heute beruft sich Amerika gern darauf, dass es das finstere Zeitalter dort nicht gegeben habe. Stattdessen stellt es sich gern mit den demokratischen Staaten der Antike gleich. Dies lässt sich auch an der Architektur vieler bedeutender Bauwerke, beispielsweise in Washington D.C. erkennen, die stark an die Antike angelehnt sind.
Fazit: Während Europa das Mittelalter durchmachte, waren die indigenen Völker in den heutigen USA unter sich. Die Ankunft der Europäer läutete gleichzeitig den Beginn der Moderne ein.
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