Der bewusste Verzicht: Minimalismus gab es bereits in der Antike
Wir alle kommen nackt auf die Welt und wenn wir sie wieder verlassen, können wir ebenfalls nichts mitnehmen. Was uns eigentlich klar sein dürfte, hält uns trotzdem nicht davon ab, immer mehr Dinge anzuhäufen, die wir bei genauerem Hinsehen eigentlich gar nicht brauchen würden. Eine Bewegung, die dem Ganzen ein Ende setzt, ist der Minimalismus: So entsagen Minimalisten der gesamten Besitz-Gier und kehren sich ab von sämtlichem Überfluss. Stattdessen leben sie nur mit dem, was absolut nötig ist - von der Ernährung bis hin zur Einrichtung oder dem persönlichen Besitz generell. Abstufungen und unterschiedliche Formen dieses eigentlich bereits Jahrhunderte alten Trends gibt es aber dennoch.
Erste Formen des Minimalismus lassen sich bereits in der Antike finden
Die Denkweise des Minimalismus ist dabei bei Weitem nicht erst in Zusammenhang mit unserer Wohlstandsgesellschaft entstanden. Wer erinnert sich nicht an den Philosophen Diogenes, der in einem Fass gelebt haben soll und einst gegenüber Alexander dem Großen geäußert, sein einziger Wunsch sei, jener solle ihm aus der Sonne gehen. Genauso gab es früher bereits zahlreiche Gläubige und Mönche, die sich für ein bescheidenes Leben im Kloster entschieden und sich dort in Verzicht und Enthaltsamkeit übten.
Bekannt wäre außerdem der Amerikaner Henry David Thoreau, der 1845 angeblich einige Zeit in einer einfachen Blockhütte auf einem Waldgrundstück lebte. Nicht zu vergessen sei außerdem der ebenfalls amerikanische Konsumkritiker David Michael Bruno, der von vielen als Vorreiter des "Minimalismus 2.0" angesehen wird und 2008 die "100 thing challenge" startete, mit der er das Ziel verfolgte, seinen persönlichen Besitz auf weniger als 100 Dinge zu beschränken.
Minimalismus heute: Zahlreiche verschiedene Lebensweisen verfolgen ein gemeinsames Ziel
Die minimalistische Lebensweise hat sich also offenbar über die Jahre bis in unsere Gegenwart gehalten und ist derzeit womöglich sogar so aktuell wie nie zuvor. Schließlich verfolgen alle Minimalisten im Grunde ein gemeinsames Ziel: durch den bewussten Verzicht ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen, um so zugleich Alltagszwängen, oftmals bedingt durch eine konsumorientierte Lebensweise, zu entfliehen.
Eine minimalistische Lebensweise kennt verschiedene Formen
Einen einheitlichen Weg, wie man dieses Ziel erreichen kann, gibt es allerdings nicht - und somit auch kein Musterbeispiel für eine minimalistische Lebensweise. Für manche besteht sie darin, den Fleischkonsum zu reduzieren, Gemüse selbst anzubauen, im Second-Hand-Laden einzukaufen oder Dinge selbst zu reparieren. Andere versuchen, Energie zu sparen, Abfall zu vermeiden, auf Autos und Urlaubsflüge zu verzichten und so weiter.
Ihnen allen ist gemein, dass Besitz und Konsum oft als Ballast verstanden wird, den es zu reduzieren gilt. Statt sich zu Tode zu arbeiten, um Dinge anzuhäufen, die man eigentlich gar nicht braucht, setzten sie lieber auf ein bescheidenes Leben mit einem Plus an mehr Freizeit, die sie bewusst genießen können - beispielsweise mit Familie und Freunden. Oftmals beginnt ein minimalistisches Leben auch mit Entrümpelung und eben der Frage nach dem, worauf es letztlich wirklich ankommt.
Im Grunde ist Minimalismus also eine Frage der Einstellung, geprägt durch den bewussten Verzicht. Einen einzigen, goldenen, minimalistischen Weg gibt es nicht - und somit auch kein Richtig oder Falsch. Ein minimalistisches Leben lässt sich auf beinahe unzählige Arten führen, die alle im Grunde aber alle nach einem streben: Mehr Glück und Zufriedenheit. Und diese beiden Werte sind mit Sicherheit essenziell für unser seelisches und geistiges Wohlergehen.
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