Mein Wellensittich hat ein Ei gelegt - was tun?

Wer sich Nachwuchs von Wellensittichen wünscht, braucht ein Pärchen, das sich versteht und einen ausreichend großen Käfig mit Brutkasten. Wellensittiche sind Höhlenbrüter. Geeignete Kästen gibt es im Handel. Falls Sie bereits das Balzverhalten beobachten konnten, vielleicht sogar die Paarung, so dauert es etwa acht Tage, bis das Weibchen ein erstes Ei legt.

Voraussetzungen für Nachwuchs beim Wellensittich 

• Zunächst müssen Sie ein Pärchen haben. Das Männchen ist meist an seiner blauen Wachshaut über dem Schnabel zu erkennen. Beim Weibchen ist diese beige bis hellbraun.
• Beide Partner müssen sich verstehen. Trotzdem kommt es vor, dass die Tiere nicht in Paarungsstimmung kommen. In freier Natur leben Wellensittiche in großen Schwärmen. Das bringt sie in Paarungsbereitschaft. Daher ist es in einer Voliere mit mehreren Tieren leichter, Nachwuchs zu erhalten. Bei einzeln gehaltenen Paaren ist es erst nach einer Weile des Zusammenlebens möglich, dass Ihr Weibchen ein Ei legt.
• Zuvor müssen Sie dem Tier einen hölzernen Nistkasten an oder in den Käfig hängen. Befindet sich das Brutkästchen außen am Gitter, können die Vögel den Innenraum weiterhin voll nutzen. Die spätere Kontrolle des Geleges ist auf diese Art einfacher. Entfernen Sie dazu ein oder zwei Gitterstangen und befestigen Sie den Brutkasten außerhalb. 
• Schon bald inspiziert das Weibchen die scheinbare Höhle und bleibt immer länger darin. Es muss sich, um in Brutstimmung zu kommen, längere Zeit im dunklen Kasten aufhalten. Auf eine Phase der Balz, in der beide Tiere liebevoll miteinander umgehen, folgt die Paarung. 
• Über den Deckel des Nistkastens, der sich aufklappen lässt, können Sie sehen, ob Ihr Wellensittich ein Ei gelegt hat oder nicht. Selten legt ein Weibchen ohne Brutkasten ein Ei. Dieses bleibt meistens unbeachtet und wird zerstört. 

Sie hat ein Ei gelegt und die Brut beginnt

• Sofort nach der Eiablage beginnt die Brut. Auf das erste Ei folgen im Abstand von etwa zwei Tagen weitere, insgesamt drei bis fünf Eier. Während des Brütens verlässt das Weibchen sein Nest etwa drei- bis viermal täglich nur kurz, um sich zu entleeren. Es wird vom Männchen gefüttert. Dazu steckt der weibliche Vogel seinen Kopf aus dem Brutkasten. 
• Am Anfang sollten Sie jede Unruhe im Raum vermeiden, sonst könnte die Brut abgebrochen werden. Sobald Ihr Weibchen jedoch fest auf den Eiern sitzt, dürfen Sie vorsichtig den Deckel heben, um das Gelege zu kontrollieren. 
• Nach zehn Tagen können Sie die Eier genauer betrachten. Befruchtete Eier schimmern, gegen eine Lichtquelle gehalten, leicht bläulich und sind dunkler, unbefruchtete scheinen durchsichtig hell. Hat das Weibchen mehr als vier Eier gelegt, entnehmen Sie die unbefruchteten Eier. Bei kleinen Gelegen lassen Sie sie besser im Nest.
• Dass Sie während der Brut und später zur Aufzuchtphase Ihre Tiere besonders abwechslungsreich füttern, dürfte selbstverständlich sein. Beobachten Sie Ihre Tiere besonders gut und stören Sie sie so selten wie möglich. 
• Wichtig ist, dass Sie den Raum warmhalten und für eine hohe Luftfeuchtigkeit sorgen. Unter 60 Prozent sollte sie nicht sinken. Stellen Sie eine Schale mit Wasser auf und besprühen Sie Ihre Pflanzen, wenn vorhanden. 

Aus dem Ei schlüpft ein kleiner Wellensittich

• Nach 18 Tagen schlüpft das erste Küken. Es kann 20 Stunden dauern, bis der Winzling endgültig von der Schale befreit ist. Die Jungtiere sind nackt und blind und werden sofort unter dem Gefieder der Mutter gewärmt. Sie beginnt gleich nach dem Schlupf mit dem Füttern. Nach und nach folgen die Geschwister. 
• Anfangs sind die jungen Wellensittiche als Nesthocker völlig hilflos. Erst nach sechs oder sieben Tagen öffnen sich die Augen. Anschließend wachsen die Hand- und Steuerschwingen. Nach elf bis zwölf Tagen ist das Daunengefieder vorhanden. Bereits nach vier oder fünf Wochen können sie den Brutkasten verlassen. Weitere sieben bis zehn Tage später ist das Gefieder vollständig ausgebildet. Fliegen können die Jungvögel jedoch schon eher.
• Während der rasanten Entwicklungsphase der Jungen werde sie von der Mutter gefüttert. Hier gilt: Je jünger der Nachwuchs ist, umso öfter wird gefüttert, also auch in der Nacht. Daher raten Züchter dazu, im Raum ein kleines, unaufdringliches Licht zu belassen. So kann der Wellensittich auch nachts ungehindert zum Koten aus dem Brutkasten und wieder hinein. 
• Ein spezielles Futter für die fütternden Elterntiere ist nicht notwendig, wenn Ihre Vögel bereits ein abwechslungsreiches, wellensittichgerechtes Futter erhalten. In der freien Natur wurde beobachtet, dass brütende Wellensittiche normal weiter fressen.

Wenn der Wellensittich ein Ei gelegt hat - weitere Hinweise

• Wenn Sie den Stammbaum Ihrer Tiere nicht kennen, lehnen einige Halter von Wellensittichen konsequent deren Vermehrung ab. Nur spezielle Züchter sollten diese Aufgabe übernehmen. Denn während der Brut und Aufzucht gilt es mehr zu beachten, als es vorerst scheint.
• Sie müssen Ihren Nachwuchs beim Ordnungsamt anmelden. Obwohl die Psittakoseverordnung inzwischen entfallen ist, gehört zum Züchten eine Zuchtgenehmigung. Jeder Jungvogel muss beringt werden. Erkundigen Sie sich vor Ort beim Veterinär- oder Ordnungsamt, was Sie beachten müssen.
• Wenn der Nachwuchs flügge wird, stellt sich die Frage, wohin mit ihm. Bereits nach dem Verlassen des Brutkastens wird empfohlen, den Jungvögeln viel Platz anzubieten. In einer Voliere ist das kein Problem. Halten Sie Ihre Wellensittiche in einem kleinen Käfig, braucht der Nachwuchs einen zweiten für sich alleine. So erhalten alle Vögel artgerecht Platz.
• Achten Sie darauf, dass ein Weibchen nach einer erfolgreichen Brut gleich wieder Eier legen kann. Eventuell müssen Sie das Paar trennen, wenn kein Nachwuchs folgen soll.

Hat Ihr Wellensittich ein Ei gelegt, brauchen Sie in der Pflege nicht viel ändern, solange Sie Ihre Lieblinge bereits artgerecht versorgt haben. Auch während der Brutphase kann das Männchen ausfliegen. Beim Futter ist Abwechslung und Frische gefragt. Erkundigen Sie sich über die Vorschriften Ihres Ordnungs- und Veterinäramtes.