Lehnswesen und Kronvasallen
Das unter Karl dem Großen zu Bedeutung kommende Lehenswesen des Mittelalters beruhte auf dem Prinzip, dass ein König alleine nicht regieren kann. Er benötigt Gefolgsleute, die in seinem Reich dafür sorgen, dass die königlichen Interessen auch durchgesetzt werden.
- Um sein großes Reich überhaupt regieren zu können, stützte sich Karl der Große auf das Prinzip, an Adlige Landstriche mit sämtlichen darauf lebenden Untertanen zu verleihen. Diese hochrangigen Adligen waren Kronvasallen.
- Sie schuldeten dem König für diese großzügige Gabe Treue und Gefolgschaft. Andererseits konnten sie sicher sein, dass ihnen bei eigenen Konflikten der König ebenfalls Unterstützung gewährt.
- Kronvasallen gehörten zum höchsten Stand direkt nach dem König. Herzöge und kirchliche Würdenträger wie Äbte und Äbtissinnen hatten auf Lebenszeit weitreichende Befugnisse. Solange sie den Anteil des Königs beachteten und ihm in Kriegszeiten Heere zur Verfügung stellten, waren sie frei in der Nutzung des Lehens. Sie konnten sogar eigene Lehen an Untervasallen vergeben.
- Anfänglich endete das Lehensrecht an einer Region, wenn der Kronvasall verstarb. Der König vergab das Lehen neu. Nicht unerwartet setzten die Adligen schließlich durch, dass das Lehnsrecht vererbbar wurde, und schwächten den königlichen Einfluss.
Unabhängige Vergabe an Untervasallen
Untervasallen erhielten anders als Kronvasallen ihre Lehen nicht direkt durch den König. Sie stellten im modernen Sprachgebrauch eher die mittlere Managementebene dar.
- Auch ein Herzog oder Abt konnte nicht sein Lehen ohne Hilfe verwalten. Er vergab also kleinere Lehen an Gefolgsleute. Zumeist waren es Ritter, niedrigere Adlige, die in seinem Sinne örtlich begrenzt die Verwaltung übernahmen und auch den anteiligen Nutzen aus dem Land und dessen Bewohnern ziehen durften.
- Untervasallen leiteten ihre Stellung nur aus dem Kronvasallen ab. Damit waren sie unmittelbar vom König unabhängig. Mittelbar waren sie allerdings durch die Treuepflicht ihres eigenen Lehnsherrn gegenüber dem König schließlich doch zur Loyalität verpflichtet.
Das Lehnenswesen mit seinen Treuepflichten und der strengen Standesordnung galt lange Zeit als "von Gott gegebene Ordnung". Sie veränderte sich erst, als die Städte und ihre Bürger erstarkten und diese Privilegien infrage stellten.
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