Nicht selten halten diese Behauptungen keinen belastbaren Nachfragen stand, dabei ist es gar nicht so schwer, die grundsätzliche Wahrscheinlichkeit einer Kreuzung zu durchschauen.
Welche Kreuzungen grundsätzlich möglich sind
- Von einer Kreuzung wird häufig schon gesprochen, wenn z. B. in der Hundezucht verschiedene Rassen oder auch nur Zuchtlinien gepaart werden, um Nachkommen mit neuartigem Aussehen oder mit besonderen Eigenschaften zu erzeugen.
- Biologisch hat das Wort Kreuzung, fachlich Hybride, eine genauer festgelegte Bedeutung: Als Hybrid wird ein Nachkomme nur dann bezeichnet, wenn von Eltern hervorgebracht wurde, die zu verschiedenen Arten bzw. Unterarten gehören. Kennzeichnend dabei ist, dass bei der Paarung die Grenzen der biologischen Ordnungen überschritten wurden.
- Die Grenze in Bezug auf die Kreuzungsfähigkeit liegt meist auf Höhe der Gattung: Individuen aus verschiedenen Arten, die auch aus verschiedenen Gattungen stammen, können sich in der Regel nicht kreuzen, während Individuen aus verschiedenen Arten, die derselben Gattung zugehören, meist Nachkommen hervorbringen können.
- Kreuzungen von Individuen aus zwei verschiedenen, meist nahe verwandten Arten werden fachsprachlich als Arthybriden oder Hybridarten bezeichnet. Sie sind möglich und kommen vor, sind aber häufig nicht oder nun in eingeschränktem Maße fortpflanzungsfähig (mit Ausnahmen).
- Eine solche Art-Hybridisierung ist ein bedeutsamer natürlicher Evolutionsprozess, der vor allem bei höheren Pflanzen häufig für die Entstehung vollkommen neuer Arten sorgt. In der Tierwelt blieb die Art-Hybridisierung lange Zeit unerforscht, weil tierische Hybride häufig nicht gut zu erkennen sind. Sie können also erst mit genetischen Analyse-Methoden entdeckt werden, heute weiß man, dass im gesamten Tierreich durchaus natürliche Arthybridisierung stattfindet.
- Weitaus häufiger im Alltag begegnet man aber im Bereich der Tierwelt Hybriden, bei denen die Grenzen der biologischen Ordnungen nur in geringerem Maße überschritten werden: Die Eltern gehören hier derselben Art an, gekreuzt werden nur zwei unterschiedliche genetische Linien (Rassen oder Sorten, siehe oben das Beispiel der Hundezucht), die Nachkommen einer solchen Paarung können sich in der Regel auch problemlos weiter fortpflanzen.
Kreuzungen zwischen Tiger und Löwe kommen vor
- Damit erklärt sich, warum die hier behandelte Kreuzung möglich ist, es handelt sich nämlich genau um eine solche Art-Hybridisierung.
- Tiger und Löwe gehören in dieselbe Ordnung, nämlich zu den Raubtieren oder Carnivora, in dieselbe Überfamilie der Katzenartigen oder Feloidea, dieselbe Familie der Katzen (Felidae) und dieselbe Unterfamilie, die der Großkatzen, wissenschaftlich Pantherinae.
- Auch die Gattung, der sie angehören, ist identisch, sowohl Tiger als auch Löwe gehören zu den “Eigentlichen Großkatzen” mit dem wissenschaftlichen Namen Panthera.
- Innerhalb dieser Gattung Panthera sind der Tiger (Panthera tigris) und der Löwe (Panthera leo) zwei der Arten, die diese Gattung ausgebildet hat. Ebenfalls zu den “Eigentlichen Großkatzen” gehören der Leopard (Panthera pardus), der Schneeleopard (Panthera uncia) und der Jaguar (Panthera onca).
- Und Vertreter dieser verschiedenen Arten der Gattung Panthera können durchaus Nachkommen erzeugen, die bekanntesten dieser Großkatzenhybriden sind sogar die Mischlinge aus Löwen und Tigern, um die es hier geht.
- Wenn ein Löwe mit einer Tigerin Nachkommen bekommt, wird das Ergebnis “Liger” genannt. Liger können nicht in freier Wildbahn entstehen, da sie nicht im gleichen natürlichen Lebensraum leben. In Zirkussen oder Zoos kommen sie jedoch durchaus vor, und währen die aus solchen Kreuzungen hervorgehenden männlichen Liger steril sind, können sich die Weibchen sowohl mit Tigern als auch mit Löwen weiter fortpflanzen.
- Wenn ein Tiger mit einer Löwin Nachkommen erzeugt, nennt man diese “Tigon” oder “Töwe”. Diese Mischung kommt vor, scheint aber weniger glücklich zu sein, die Töwen bleiben sichtbar kleiner als ihre Eltern, und die Sterberate ist bei dieser Paarung recht hoch.
Wenn Sie weiteren Mischungen der Arten dieser Gattung nachspüren möchten: Zwischen Löwen, Tigern, Jaguaren und Leoparden können noch viele andere Arten von Nachkommen entstehen, die je nach Geschlecht der beteiligten Elternteile auch noch anders benannt werden, womit sich eine stattliche Liste ergibt: Jager und Jaglion und Jagulep, Leopon und Leotig und Lepjag, Liard und Liguar, Tigard und Tiguar.
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