Grundsätzliches zum Konzessionssystem
- Der Grundgedanke hinter dem Konzessionssystem ist, dass der Staat oder Zünfte das Recht haben, das Ausüben von Handwerken zu untersagen bzw. zu erlauben.
- Diese Erlaubnis wurde zum einen an eine bestimmte Ausbildung geknüpft, womit erreicht werden sollte, dass die Qualität der Leistungen gesichert war. Zum anderen wurde bei der Erteilung der Konzessionen aber auch darauf geachtet, dass die Betriebe ein Auskommen haben würden. Es wurden nur so viele Konzessionen erteilt, dass die bestehenden Betriebe nicht mehr produzieren konnten, als der Markt nachfragt. Das System diente dem Schutz weniger.
- Bedenken Sie, dass die Mehrheit der Menschen zur großen Schicht von ländlichen Arbeitern und Bauern gehörte, viele waren Saisonarbeiter. Diese waren meist sehr arm, aber es gab wenig Hungernöte. Die ländliche Bevölkerung und die Bauern waren nicht frei. Sie konnten daher nicht aus den Gebieten, in denen sie lebten und arbeiten, einfach abwandern. Das änderte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Landbevölkerung bekam das Recht, den Wohnort zu wählen. Etwa um diese Zeit verloren auch die Zünfte ihre Macht und es wurden viele Zollgrenzen abgeschafft. Diese Lockerungen und Verbesserungen in der Landwirtschaft führten zu einem Anstieg der Bevölkerungszahlen.
- Nachdem die Gewerbefreiheit eingeführt wurde, also die Zünfte die Macht verloren, Konzessionen zu erteilen, kam es in den Staaten in der Folgezeit zu unterschiedlichen Entwicklungen. Viele setzten auf eine absolute Gewerbefreiheit, andere wie die süddeutschen Staaten und Sachsen hielten am Konzessionssystem fest, aber nun war der Staat zuständig für die Erteilung bestimmter Konzessionen.
Auswirkungen der industriellen Revolution
- In Deutschland begann ungefähr ab 1835 die industrielle Entwicklung. In den Städten siedelten sich Betriebe an, in denen mithilfe von Maschinen große Mengen an Waren produziert werden konnten. Es wurden Arbeitskräfte gebraucht, die rasch vom Land in die Städte strebten. Dieser Umstand begünstigte das, was heute als industrielle Revolution bezeichnet wird.
- Dort gab es weder Unterkünfte für die Menschen noch ausreichend Nahrung. Sie sollten nicht vergessen, dass sich die Entwicklungen so rasant abgespielt haben, dass sich keine zu den neuen Situationen passenden sozialen Strukturen bilden konnten. Die Industriellen verhielten sich ähnlich wie feudale Grundbesitzer, manche kamen der Verantwortung gegenüber den Arbeitern nach, andere nicht. Man kann sagen, dass die komplette Gesellschaft mit den Entwicklungen ziemlich überfordert war.
- Die Handwerksbetriebe trafen diese Entwicklungen meist noch schlimmer als die Arbeiter in den Fabriken. Während für die Arbeiter die Fabrikbesitzer meist zumindest für ein Existenzminimum sorgten, hatten die kleinen Handwerksbetriebe niemanden, der ihnen half. Diese verarmten zusehends, selbst in den Staaten, in denen es das Konzessionssystem gab. Die Zollfreiheit, der überregionale Handel und das große Angebot an Waren, welche noch vor Kurzem ausschließlich bei Handwerkern hergestellt wurden, führte dazu, dass immer mehr Betriebe schließen mussten. Diese bemühten sich nun auch um Arbeit in den Fabriken. Es gibt keine signifikanten Unterschiede zwischen den Entwicklungen in Sachsen und Bayern zu denen in anderen Staaten. Die Konzessionierung hatte keine Schutzfunktion, die Auswirkungen der industriellen Revolution waren nicht aufzuhalten.
Heute haben sich die Verhältnisse geändert, in den Fabriken herrschen bessere Arbeitsbedingungen und das Sozialsystem hat sich den geänderten Verhältnissen angepasst. Das Konzessionssystem sollte als statistisches Element die Handwerker schützen, wurde aber von der Dynamik der industriellen Entwicklung überrannt. Nur in einigen Bereichen finden Sie es noch heute, zum Beispiel beim Glücksspiel. Es dient aber nur noch dazu, dem Staat Einnahmequellen zu sichern.
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