Alle suchen nach der Jochwolle
Im Internet wird naturgemäß viel nach Begriffen gesucht, die nicht so gängig sind, denn es gilt das Prinzip, das bei den vielen Menschen, die das WWW nutzen, schon irgendwann jemand etwas dazu zu sagen haben werde. Die meisten Worte finden sich dann auch, und sei es in esoterischen Nachschlagewerken oder dem Urban Dictionary. Mit der Jochwolle verhält es sich jedoch anders: Zwar liefert die Suchmaschine Ergebnisse, aber keines davon deutet darauf hin, was es mit dieser geheimnisvollen Wolle denn nun auf sich hat. Der Grund dafür ist simpel: Jochwolle gibt es gar nicht. Sie ist vielmehr ein Mythos, der auf einem Verständnisfehler beruht.
Altes Deutsch und ein großes Missverständnis
- Wer die Ochsenkarren kennt, die vor allem früher auf Bauernhöfen oft zum Einsatz kamen, hat auch schon mal ein Joch gesehen, denn dabei handelt es sich um das Geschirr, das die Ochsen bei der Landwirtschaft trugen.
- Das Joch ist aber gleichzeitig auch eine Metapher für einen Zustand des sich unterdrückt Fühlens oder unterdrückt Werdens. So spricht man häufig davon, dass Menschen "unterjocht" worden sind: Unter dem Joch der Diktatorenherrschaft ging es der Bevölkerung schlecht.
- So ist ein Joch naturgemäß etwas, von dem man sich befreien möchte. Und so kommt in mehreren altdeutschen Schriften der Ausdruck "von dem Joch wolle man sich befreien" oder "das Joch wolle man nicht länger erdulden" vor.
- Sie sehen schon, worauf das hinausläuft: Die Worte "Joch" und "wolle", das von "wollen" kommt, stehen in solchen Formulierungen gleich nacheinander und könnten auch als "Jochwolle" gelesen werden.
Und so ist der Mythos von der Wolle entstanden, die nach einem gar nicht so angenehmen Zustand benannt wurde. Doch sie existiert weder zum Stricken noch als Pflanze.
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