Moderne Erkenntnisse zur Unsterblichkeit
- Sie wissen bestimmt, dass die menschlichen Körperzellen sich ständig teilen. Mit jeder Zellteilung nutzen die Zellen sich dabei weiter ab. So erreicht der menschliche Körper mit der Zeit einen funktionsunfähigen Zustand und die Apoptose wird eingeleitet. Die Zellen bringen sich also selbst zum Sterben.
- Unsterblichkeit würde eine Aufhebung jenes Mechanismus bedeuten. So entweder durch die Verhinderung der Zellabnutzung und schließlich des Zellsterbens oder durch den Einsatz von Spenderzellen.
- In ersterem Falle müssten die Zellen dazu angeregt werden, sich für die Unendlichkeit zu regenerieren. In zweiterem Falle müssten Zellen unaufhörlich auf künstlichem Wege nachgezüchtet werden. Ist eine der beiden Möglichkeiten heute womöglich schon möglich?
- Die Lebensspanne des modernen Menschen ist, wie Sie sicher wissen, als fast schon unfassbarer Fortschritt zu interpretieren, wenn man sie nun mit jener vergleichen will, die noch vor 100 Jahren Standard war. Das liegt vor allem an der modernen Auffassung von Hygiene, Ernährung und medizinischen Versorgungsstandards.
- Hinzu kommen neue Biotechnologien von Gentherapie bis Mikro-und Nanotechnologie. Da der Mensch nun mal nicht aufhören kann, sich selbst zu übertreffen, ist eine weitere Verlängerung der durchschnittlichen Lebenserwartung wahrscheinlich. Da jene Prozesse aber immer Zeit in Anspruch nehmen, kann in den nächsten Dekaden in keinster Weise mit der Möglichkeit auf Unsterblichkeit gerechnet werden.
- Ein Wissenschaftler, der den Weg zur Unsterblichkeit zumindest schon beschritten, wenn auch noch nicht bewältigt hat, ist Freitas. So hat der Biologe Nanomaschinen entwickelt, die beispielsweise von Krankheiten erholen und Zellen in Maßen reparieren können.
- Die Wissenschaft nimmt auf Grundlage von Freitas Arbeiten in großen Teilen an, dass der Alterungsprozess des Menschen zukünftig zumindest für eine bestimmte Zeit zum Stillstehen gebracht werden könnte. Neben Freitas hat Aubrey de Grey mittlerweile zumindest das Altern von Mäusen auf bestimmte Zeit stoppen können.
- Wenn die Unsterblichkeit aber theoretisch auch möglich wäre, bliebe unklar, wie der Mensch auf die Unsterblichkeit reagieren würde. Da noch nie jemand unsterblich war, ist nicht gesagt, ob es durch die scheinbare Unsterblichkeit praktisch schließlich nicht zum Supergau im menschlichen Organismus kommt.
Ist die Unvergänglichkeit womöglich ein Fluch?
- Sie sollten neben dem biologischen Standpunkt zur Unsterblichkeit auch den philosophischen kennenlernen. So setzt die Philosophie voraus, dass Leben Veränderung bedeutet. Nicht nur im menschlichen Körper und in all den Umständen seines Lebens, sondern auch in seinem Geiste.
- Die Unsterblichkeit würde hier nun gleich mehrere Probleme aufwerfen. Zum einen würde sie den Körper zwingend zum Stillstand bringen, wobei gemäß einger philosophischer Theorien schließlich nicht mehr von Existenz gesprochen kann, weil alles Existente sich ständig weiterentwickelt, wie in der Biologie schon durch Darwin erwiesen.
- Das zweite und noch viel größere Problem, das die Philosophie in der Unsterblichkeit sähe, wäre jedoch die geistige Weiterentwicklung. In der Unsterblichkeit wäre auch hier wohl irgendwann ein Zeitpunkt des Stillstands erreicht, weil es irgendwann nichts mehr zu entdecken, zu sehen, zu denken, zu sagen und zu fühlen gäbe.
- Gerade durch seinen hoch entwickelten Verstand könnte der Mensch jenen Zustand des kognitiven Stillstands schließlich nicht ertragen. Der Mensch braucht ein Ziel und er muss ein Ende vor Augen haben, um das Gefühl von Sinnhaftigkeit zu erfahren.
- Zusammenfassend interpretiert die Philosophie den Tod also als unverzichtbare Endmetamorphose des Menschen. Ein neues Stadium zu erreichen, wenn alle Aufgaben im gegebenen Leben erfüllt wurden, ist für laut Philosophie für das große Ganze der Welten unumgänglich. Stillstand jeglicher Art schließt sich dabei mit dem Leben aus, sodass Unsterblichkeit als Zustand des Stillstands von Philosophen als wohl größter Fluch bezeichnet wird.
- Könnte der Mensch auch nicht mehr auf natürlichem Wege sterben und würde sein Körper nicht altern, so würde doch sein Geist müde. So würde der Mensch sich in der biologischen Unsterblichkeit wohl eher umbringen, als für immer zu leben. Zudem würde die Unsterblichkeit zu einer Überbevölkerung der Welt führen und die Menschen würden sich im schlimmsten Falle gegenseitig umbringen.
Bei Lebewesen wie Pilzen, Bakterien und Quallen, die potenziell als unsterblich betrachtet werden, ist das philosophische Problem nicht gegeben, weil sie von dem Verstandsdilemma des Menschen befreit sind.
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