Der folgende Text gibt Ihnen einen Überblick über die Hirnhautentzündung, ersetzt aber keinen ärztlichen Rat!
Definition und Krankheitsbild der Hirnhautentzündung
Die Hirnhautentzündung heißt in der Fachsprache Meningitis. Die Meningen sind die Hirnhäute, die Endsilbe -itis deutet auf eine Entzündung hin.
- Die Erreger der Hirnhautentzündung sind vielfältig. Es kommen Bakterien (Meningokokken, Pneumokokken oder Haemophilus influenzae b, Escherichia coli, Staphylokokken und andere) infrage. Häufig sind auch Viren ursächlich (unter anderem Herpes-simplex-, Mumps- oder Coxackie-Viren) und seltener Protozoen oder Pilze. Von den jährlich in Deutschland gemeldeten Meningitiden werden etwa 2000 durch Bakterien und davon 500 durch Meningokokken verursacht. Bakterieninduzierte Hirnhautentzündungen wirken sich als eitrige Meningitis aus.
- Die bakterielle Hirnhautentzündung ist eine Erkrankung, die vor allem Säuglinge, Kinder und Jugendliche betrifft. Die Häufigkeit der verursachenden Erreger hängt vom Alter des Patienten ab.
- Hirnhautentzündung geht mit hohen Fieber, stärksten Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Reizempfindlichkeit und den typischen Zeichen Nackensteifigkeit und nach hinten überstrecktem Kopf einher. Bei einer Meningokokken-Meningitis können Hauteinblutungen auftreten. Bei viralen Formen treten in der Regel weniger akute Symptome auf, was die Diagnose erschwert.
- Die Hirnhautentzündung kann auf das Gehirn übergreifen und zu einer Enzephalitis führen. Nicht selten kommt es zu einer Sepsis, einer Blutvergiftung. Gefürchtet ist das Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom , das sich in den Nebennieren manifestiert und eine hohe Sterblichkeit zeigt. Nach einer Meningitis können Halbseitenlähmungen wie bei einem Schlaganfall oder Extremitätenlähmungen zurückbleiben, die in die Hände eines Physiotherapeuten gegeben werden.
- Die Hirnhautentzündung ist differentialdiagnostisch abzugrenzen von anderen Krankheiten, die das Gehirn betreffen. Denken Sie unter anderem an eine Subarachnoidalblutung (eine Blutung unter die Spinnenwebshaut), an Enzephalitis (Gehirnentzündung), einen Hirnabszess (Eiteransammlung im Gehirn) oder ein Empyem (Eiteransammlung in einer Körperhöhle).
Die Meningitis kann bleibende Schäden hinterlassen. Bei Säuglingen kann es zu einem Wasserkopf kommen, bei allen Betroffenen zu Demenz und anderen psychischen Schäden. Die Behandlung der Hirnhautentzündung ist doppelt lebenswichtig: zur Bekämpfung der akuten Lebensgefahr und zur Abwehr der dauerhaften Schäden.
Ist Meningitis ansteckend?
Die Meningitis können Sie auf verschiedenen Wegen bekommen.
- Bei Neugeborenen kann eine Erkrankung der Mutter ansteckend sein. Die Mutter überträgt die Bakterien auf den Säugling, der eine Hirnhautentzündung ausbilden kann.
- Bakterien und Viren werden über Tröpfcheninfektion übertragen. Das bedeutet nicht, dass die Hirnhautentzündung selbst ansteckend ist. Sie nehmen nur die Erreger auf. Tatsächlich tragen 70 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen Meningokokken in sich, ohne an einer Meningitis zu erkranken.
- Sind zusätzliche Bedingungen gegeben, wie ein geschwächtes Immunsystem, so können diese Erreger die Blut-Hirn-Schranke überwinden und eine Hirnhautentzündung auslösen. Einige Erreger wie die Pneumokokken lösen durch gifte eine intakte Blut-Hirn-Schranke auf und dringen in das Gehirn oder die Hirnhäute ein. Normalerweise schützt die Blut-Hirn-Schranke das Gehirn vor dem Eindringen von Bakterien, Viren und auch Medikamenten. Bei entzündlichen Vorgängen und Infektionen öffnet sich die Blut-Hirn-Schranke aber, sodass Erreger zu Infektionen in Gehirn führen können.
- Wenn Sie im Kopfbereich eine Entzündung, wie einen Furunkel, eine Mittelohrentzündung oder eine Stirnhöhlenentzündung haben, können die Erreger in die Hirnhäute streuen. Dort könnten sie eine Meningitis verursachen.
- Auch bei einem offenen Schädelbruch dringen Erreger von außen ein. Sie führen zu Entzündungen von Gehirn und/oder Hirnhäuten.
- Bei einer Blutvergiftung (Sepsis) können die Erreger über das Blut (hämatogen) ins Gehirn gelangen. Bei einer bakteriellen Erstinfektion vermehren sie sich im Nasen-Rachen-Raum und wandern von dort aus über die Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, den Liquor, ins Gehirn.
- Bei einer generalisierten Infektion ohne Sepsis, zum Beispiel bei Tuberkulose, Leptospirose oder Brucellose, können die Erreger ebenfalls hämatogen ins Gehirn gelangen.
- Denken Sie auch an eine mögliche Übertragung durch Zecken. Hier ist die FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) und die Borreliose zu nennen.
Was tun bei Meningitis?
Die Meningitis ist ein Notfall. Sie verlangt sofortige, intensivmedizinische Betreuung.
- Der Arzt untersucht den Liquor, um den Erreger nachzuweisen. Bei eitrig-trübem Liquor liegt eine bakterielle, bei klarem eine virale Meningitis vor. Die Liquoruntersuchung bietet eine 99-prozentige Sicherheit in Bezug auf die Unterteilung eitrig und nicht eitrig.
- Der Erreger wird nach Möglichkeit über serologische Untersuchungen ermittelt. Dies ist entscheidend für die Diagnose und die Wahl des Antibiotikums. Eine sofortige hoch dosierte Antibiotikagabe ist bei bakterieller Hirnhautentzündung lebensrettend. Manchmal werden die Angehörigen prophylaktisch mitbehandelt.
- Zusätzlich behandelt der Arzt symptomatisch und senkt Hirndruck und eventuelle Krämpfe medikamentös.
- Gegen einige Erreger der Hirnhautentzündung gibt es Impfstoffe. Die Impfempfehlungen des Robert-Koch-Instituts (2014) schützen zum Beispiel gegen Haemophilus influenzae b, Pneumokokken, C-Meningokokken und Mumps-Viren. Außerdem ist eine Impfung gegen FSME erhältlich.
Die Frage, ob Hirnhautentzündung ansteckend ist, lässt sich zusammenfassend also wie folgt beantworten: Die bakteriellen und viralen Erreger können über Tröpfcheninfektion übertragen werden. Das bedeutet aber nicht, dass Sie zwingend eine Meningitis bekommen. Dies ist nur der Fall, wenn die Erreger ins Gehirn gelangen.
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