Charakteristika szenischer Aufführung
Wissen Sie erst einmal, was genau eine szenische Darstellung ist, so sollte es Ihnen nicht mehr allzu schwer fallen, von deren Merkmalen die der Halbszenischen zu abstrahieren.
- So kann der Begriff der szenischen Darstellung sich auf die Formen der epischen Erzählerrede beziehen. Hier meint szenisch nun die zeitdeckende, dialoglastige und detaillierte Berichterstattung von Geschehnissen innerhalb einer Narration.
- Spricht man vom Theater, so sind konventionelle Theateraufführungen automatisch als Szenische zu verstehen. So lässt sich die szenische Darstellung als konventionelle Kunstform des Dramas bezeichnen.
- Das impliziert vor allem, dass es sich bei szenischer Darstellung um eine Bühnendarstellung in verteilten Rollen und Dialogen handelt, wobei die Darstellung der Geschehnisse als Gesamtes in einzelne Handlungsabschnitte im Sinne von Szenen gegliedert ist.
- Während einer Szene ändert sich weder Anzahl der Darsteller auf der Bühne, noch wechselt der Ort in irgendeiner Weise. Dementsprechend werden Szenenwechsel durch Ortswechsel oder dem Auf- und Abtreten von Darstellern auf der Bühne erkenntlich.
Unterschiede zur halbszenischen Darstellung
Spricht man von einer halbszenischen Aufführung, so impliziert das, dass zumindest nicht alle der oben beschriebenen Merkmale szenischer Darstellung von der gegebenen Aufführung erfüllt werden.
- Inwieweit eine halbszenische Aufführung noch szenisch ist und auf welche, oder wie viele der oben genannten Merkmale sie verzichtet, ist relativ frei.
- Häufig aber weist eine halbszenische Darstellung keine konventionellen Rollengliederungen auf. Stellen Sie sich beispielsweise Shakespeares "Romeo und Julia" vor. Entscheidet sich eine Theatergruppe dazu, die gesamte Handlung durch einen Chor wiederzugeben, nimmt der Chor über das Stück dementsprechend die einzelnen Charaktere an und verkörpert in jenem Sinne weder ein Einzeldarsteller Romeo, noch eine Einzeldarstellerin Julia, so handelt es sich bei der Aufführung nicht mehr um eine szenische, da das szenische Charakteristikum "verteilte Rollen" auf jene Weise nicht mehr gegeben ist.
- Selbstverständlich muss es dabei nicht zwingend der Chor sein, der die Einzelcharaktere und deren Situationen durch seinen wechselnden Gesang kompakt wiedergibt. Genauso kann beispielsweise ein Orchester oder ein einzelner Erzähler die gesamte Handlung berichten und dabei abwechselnd verschiedene Charaktere symbolisieren.
- Für halbszenische Darstellung gilt dementsprechend, dass der Ort während der Darstellung nicht wechseln muss. Genauso wenig müssen Charaktere im Laufe der Handlung neu auf die Bühne auftreten oder von der Bühne ab gehen.
- Oft weist halbszenische Darstellung dementsprechend keine tatsächliche Handlungsstruktur auf, da die Handlung als solche nicht zwingend erkenntlich wird. Anders als in der szenischen Aufführung, in der die Handlung mit dem Agieren der Einzeldarsteller tatsächlich auf der Bühne geschieht, passiert die tatsächliche Stückhandlung während einer halbszenischen Darstellung oft weniger auf der Bühne, als im Kopf des Publikums.
Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass halbszenische Aufführung zumindest deutlich freiere Interpretationen sind, als gebundene, szenische. Aufgrund der höheren Freiheit durch halbszenische Präsentationen wird die nicht-szenische Form oft als höhere Kunstform gewertet, weil sie umso mehr Raum zur Kreativität lässt.
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