Eine besondere Schriftstellerin - Gudrun Pausewang
Gudrun Pausewang wurde am 3. März 1928 in Wichstadtl in der damaligen Tschecheslowakei geboren. Nach dem Kriegsende floh sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Wiesbaden. Ihre heutige Wahlheimat ist Schlitz bei Fulda, wo viele Ihrer Geschichten spielen.
- Sie studierte am Pädagogischen Institut in Weilburg an der Lahn. Später unterrichtete sie bis zur Ihrer Pension 1989 an Grund- und Hauptschulen in Deutschland, Chile, Venezuela und Kolumbien. Ab 1963 studierte sie zusätzlich Germanistik und promovierte 1998 an der Universität Frankfurt.
- Bis heute hat Gudrun Pausewang über 90 Bücher veröffentlicht, viele in zahlreichen Auflagen, gebunden und als Taschenbuch. Neben Bänden für jüngere Kinder, wie die Geschichten um den Räuber Grapsch, ist sie eine der wichtigsten Schriftstellerinnen der deutschen Jugendliteratur. Zu Ihren auflagenstärksten Bänden gehören "Die Wolke", erschienen 1987, "Ich habe Hunger - ich habe Durst" von 1984 und "Die letzten Kinder von Schewenborn", 1983.
- Pausewang setzt sich in ihrem Werk verstärkt mit aktuellen Themen wie der Gefahr, die von Radioaktivität ausgeht, Umweltschutz, Aufarbeitung des Nationalsozialismus und Frieden auseinander. Somit wurden Ihre Werke stark von der Friedens- und Anti-Atombewegung der 80er-Jahre rezipiert.
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Pausewangs Gegner werfen ihr eine einseitige Beschreibung und bloße Warnung statt Aufklärung vor. Häufig verwendet sie die Perspektive von Kindern und Jugendlichen, um ihre Szenarien zu beschreiben. Somit erreicht sie eine möglicherweise einseitige Perspektive, aber auch größtmögliche Anschaulichkeit. Am besten machen Sie sich ein eigenes Bild, bevor Sie die Geschichten Ihren Kindern empfehlen.
Pausewangs bekanntestes Werk - Die Wolke
Das meistgelesene Buch von Gudrun Pausewang ist "Die Wolke". Hierfür erhielt sie den Deutschen Jugendliteraturpreis. 2006 wurde Ihr Werk sogar erfolgreich verfilmt.
- In diesem Band geht es um die 14-jährige Janna-Berta, die Opfer eines Reaktorunfalls des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld wird. Auf der Flucht vor den Auswirkungen der atomaren Strahlung wird ihr kleiner Bruder überfahren und stirbt. Sie kann ihn nicht einmal begraben. Auch ihre Eltern kommen ums Leben.
- Während Janna-Berta umherirrt, gerät sie in einen radioaktiven Regen und muss im Folgenden mit den Auswirkungen der Strahlenkrankheit fertig werden. Dabei verliert sie Ihre Haare. Später gelingt es ihr doch noch, ihren Bruder zu beerdigen. Außerdem kann sie ihren Großeltern, die den Super-GAU aufgrund eines Mallorcaurlaubs überlebt haben, von der Katastrophe berichten.
Pausewang verfasste diesen Jugendroman vor dem Hintergrund des Reaktorunfalls in Tschernobyl. Mit dieser Geschichte will sie ihren Lesern aufzeigen, welche Auswirkungen ihn erwarten, falls sich ein solcher Unfall auch bei uns ereignen sollte.
Die Folgen der Atombombe - "Die letzten Kinder von Schewenborn"
Um eine andere Gefahr der Atomkraft geht es in "Die letzten Kinder von Schewenborn". Der 13-jährige Roland macht sich mit seiner Familie aus Frankfurt auf den Weg nach Schewenborn, das Pausewangs Wahlheimat Schlitz nachempfunden ist. Kurz vor Ihrem Eintreffen ereignet sich offenbar ein atomarer Krieg. Eine Atombombe ist explodiert.
- Roland und seine Familie kämpfen gegen Lebensmittelknappheit, Typhus und die Grippe. Der Anblick zahlreicher Verletzter und Strahlenkranker ist traumatisch für den jungen Roland. Nach und nach wird klar, dass in zahlreichen Städten Deutschlands und vermutlich auch darüber hinaus Atombomben gefallen sind.
- Zwei Geschwister Rolands sterben. Während er mittlerweile 17-jährig die übriggebliebenen und schwer traumatisierten Kinder von Schewenborn notdürftig unterrichtet, wird ihm klar: Sie sind die letzten. Alle nach dem Krieg geborenen Kinder sind missgebildet oder behindert, die meisten kaum lebensfähig.
Gudrun Pausewang möchte ihre Leser vor den Folgen eines Atomkriegs warnen. Dabei bedient sie sich der Perspektive eines 13- bis 17-jährigen Jungen, um die sehr drastischen Auswirkungen der Katastrophe zu schildern. Die sehr genauen und ungefilterten Beschreibungen und die derbe Sprache sind nicht für alle Kinder und Jugendlichen geeignet. Daher sollten Sie in den Text vorher einmal reinlesen, um zu entscheiden, ob Ihre Kinder bereits das richtige Alter haben.
"Ich habe Hunger - ich habe Durst" - die Probleme der Armut
Familie Soto lebt seit Generationen als Kleinbauern auf dem sogenannten "Ziegenhügel". Sie können sich selbst versorgen und sind mit ihrer bescheidenen Existenz zufrieden. Dann erscheint ein reicher Investor auf dem Plan und kauft ihnen ihr Land für einen lächerlichen Betrag ab.
- Familie Soto findet sich daraufhin in der großen Stadt wieder. So lange das Ersparte und die Ablösesumme ausreicht, kommen sie nicht schlecht über die Runden. Die Kinder haben sogar die Möglichkeit, lesen und schreiben zu lernen. Doch als das Geld ausgeht, erleben sie eine größere Armut als je zuvor.
- Hier möchte uns Gudrun Pausewang von einer Welt und ihren Problemen jenseits unserer westlichen Welt berichten. Dabei kommen ihr ihre Erfahrungen in südamerikanischen Ländern sicher zu Gute. Die Geschichte der Familie Soto lässt Sie darüber nachdenken, was wir alles selbstverständlich besitzen. Angesichts der Dritten Welt geht es uns doch sehr gut.
Gudrun Pausewang ist eine einzigartige Autorin. Es gibt kaum Autoren, die Ihren pädagogischen Auftrag als Jugendbuchautoren so ernst nehmen wie Pausewang. Umgehend haben ihre Titel Einzug in die Lektüreliste beinahe jeder deutschen Schule gehalten. Sie bearbeitet Themen, die nicht nur in den 80er-Jahren aktuell waren, sondern es bis heute bleiben. Gerade durch ihren Beruf als Lehrerin fällt es ihr leicht, erwachsenen Lesern die Perspektive von Kindern und Jugendlichen zugänglich zu machen.
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