Wenn es jemand "faustdick hinter den Ohren hat", dann könnte auch gemeint sein, dass er oder sie es "knüppeldick" hinter den Ohren hat. Gemeint ist damit eine gewisse Schlitzohrigkeit oder Verschlagenheit. Allerdings ist der so bezeichneten Person diese positive oder negative Cleverness nicht anzusehen.
Die Herkunft der Redensart
- Es gab eine Zeit, da versuchten Forscher und Wissenschaftler bestimmten Gesichtszügen oder Schädelformen eindeutige Charaktereigenschaften zuzuschreiben.
- Diese Versuche stützten sich auf die Grundzüge der Phrenologie. Was Aristoteles und Platon andeuteten, wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den deutschen Ärzten Franz Joseph Gall (1758 - 1828) und Johann Gaspar Spurzheim (1776 - 1832) vertieft - es ging um die Schädellehre.
- Die Phrenologie ging damals davon aus, dass sich am Kopf eines Menschen dessen Charakter ablesen lassen würde. Insbesondere der Stelle hinter dem Ohr kam eine ganz besondere Bedeutung zu: Wer hier Verdickungen aufwies, der war ein Schlingel, dem saß der Schalk im Nacken.
- Manch einer nahm sogar an, dass kleine Dämonen direkt in der Region hinter den Ohren saßen. Sichtbar wurde dies durch die dicken Wülste einiger Menschen.
Faustdick hinter den Ohren - Beispiele
- Wer es faustdick hinter den Ohren hat, ist keinesfalls ein böser Mensch. Zumindest trügt der Schein, wenn es um das Äußere geht. Beispiel: Sie haben ein Baby, das ständig schreit. Jetzt kommt Besuch und Ihr Säugling lächelt den Besuch herzallerliebst an und benimmt sich wie ein kleiner Engel. Der Besuch geht und das Baby beginnt zu brüllen. Zum nächsten Besucher sagen Sie mit Sicherheit, dass es der oder die Kleine faustdick hinter den niedlichen kleinen Ohren hat.
- Im Erwachsenenalter wird die Redewendung natürlich meist in einem anderen Zusammenhang verwendet. Angenommen, Sie bekommen einen neuen Kollegen zum Einarbeiten zugeteilt. Dieser erweckt den Eindruck, als verstehe er nichts, was Sie ihm zu erklären versuchen. Er ist gelangweilt und desinteressiert. Plötzlich eröffnet sich ein unerwartetes Problem und der Kollege ist hellwach. Mit Kompetenz löst er die Schwierigkeit, um danach wieder in seinen vermeintlichen Halbschlaf zu fallen.
- Natürlich wird die Redewendung auch im Zusammenhang mit etwas Negativem verwendet. Sie können sich vorstellen, wie Nachbarn miteinander tuscheln, wenn ein neuer Mieter einzieht. Wenn dieser noch sehr nett und sympathisch aussieht, bekommt das Tuscheln oft eine interessierte Note. Stellt sich dann jedoch heraus, dass der freundliche Mieter gerade frisch aus der Haft entlassen wurde, bekommt das Tuscheln eventuell den Beisatz, dass er es faustdick hinter den Ohren hat. Und das muss nicht mal böse gemeint sein, das wiederum käme auf die begangene Straftat an.
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