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Episches Theater - Merkmale

Im epischen Theater gibt es einen kommentierenden Erzähler.
Im epischen Theater gibt es einen kommentierenden Erzähler.
Episches Theater ist eine moderne Form des Dramas und fand seine Begründung von dem Lyriker Bertolt Brecht um 1926. Mithilfe eines Erzählers wird versucht, die Zuschauer für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren. Der epische Bühnenstil grenzt sich mit vielerlei Merkmalen von den normalen Theaterformen ab.

Epische Merkmale und der „Verfremdungseffekt“

  • Bei der epischen Form des Dramas gibt es einen Erzähler, der den Handlungsverlauf kommentiert und das Publikum so mit in das Geschehen einbindet. Der Begründer dieser Bühnenkunst, der Lyriker Bertolt Brecht, wollte die Zuschauer damit zum selbstständigen Denken animieren. Brechts Ziel war es, dass die Leute Missstände erkennen und diese verändern möchten. Durch distanziertes Betrachten und Mitdenken wird der Theaterbesucher gezwungen, eigene Entscheidungen zu treffen. Um diesen erzieherischen Aspekt noch stärker hervorzuheben, ist die epische Bühnenkunst auch unter dem Begriff „dialektischen Theater“ zu finden.
  • Episches Theater bietet keinen Platz für einen Spannungsaufbau, da die Szenen austauschbar sind. Auch der Schluss ist meist offen gehalten, sodass das Publikum einen eigenen Standpunkt finden muss. Untermauert wird dies durch Merkmale wie den veränderbaren Menschen, welcher im Mittelpunkt des Aufführungsstückes steht. Die Schauspieler treten sogar aus ihrer Rolle heraus und kommunizieren mit den Zuschauern. Die Identifizierung mit der Figur ist dadurch kaum möglich. Dem Theatergast wird jegliche Illusion genommen, sodass er bekannte Dinge aus einer ganz neuen Perspektive betrachten kann. Dieses literarische Stilmittel wird als „Verfremdungseffekt“ bezeichnet.
  • Auch in Form von Unterbrechungen durch kritische Kommentare in Versen und Chorgesängen kommen in epischen Theaterstücken Merkmale des Verfremdungseffekts zur Anwendung. Durch die Kommunikation mit dem Publikum sind die Szenen veränderbar. Zudem gehört zu den epischen Merkmalen, dass der Betrachter den Umbau der sparsam gehaltenen Bühnenumgestaltung mitverfolgen kann. Dies geschieht nämlich ohne Einsatz eines Vorhangs.

Unterscheidung – Klassisches und episches Theater

  • Episches Theater stellt einen Gegenpart zu dem klassischen Dramen von Aristoteles und Lessing dar. Neben dem literarischen Stilmittel des Verfremdungseffekts wird der Zuschauer in einem aristotelischen Theater auch nicht zum Mitdenken animiert. Er steht dem Stück hier also nicht gegenüber, sondern befindet sich vielmehr mitten im Handlungsgeschehen.

  • Im Vordergrund des klassischen Dramas spielen Gefühle und das Hineinversetzen in das Stück eine große Rolle. Die Identifikation mit den unveränderbaren Figuren ist in dieser Dramenform dem Zuschauer also gegeben.

  • Auch im Aufbau der beiden Theaterformen zeigen sich Unterschiede. Wo die Geschehnisse in Brechts Dramen kurvenförmig verlaufen, zeigen sich bei Aristoteles und Lessing lineare Handlungsverläufe. Bei dem klassischen Drama wird zudem das Sein vom Denken bestimmt und nicht wie in der epischen Bühnenkunst, das Denken vom gesellschaftlichen Sein.
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