Der Freiheitsbegriff im Sinne der Emanzipation
Bevor sich über das Gegenteil von Emanzipation Gedanken gemacht werden kann, sollte zunächst vielleicht verdeutlicht werden, was genau der Ausdruck selbst eigentlich bedeutet. Obgleich die Masse den Begriff gerne mit der Unabhängigkeit der Frau gleichsetzt, birgt der Ausdruck ursprünglich ein klares Mehr an Semantik als den bloßen Unabhängigkeitsgedanken.
- Unlöslich mit Emanzipation verbunden findet sich beispielsweise die Begrifflichkeit von Freiheit. Doch Freiheit als allgemeines Abstraktum ist hier nicht gemeint. Tatsächlich bezieht sich Freiheit hier auf die mutige und aktive Befreiung von Gesellschaftskonventionen und gesellschaftlichen Erwartungen.
- So ist vor allem die Befreiung aus der mittelalterlichen Hierarchie von Mann und Frau gemeint. Frauen gehören an den Herd, Männer verdienen den Lebensunterhalt - was der modernen Gesellschaft lachhaft erscheint und sogar sauer aufstoßen mag, war bis vor ein paar Jahrzenten alles andere als ein lach- und klischeehafter Spruch, tatsächlich war es ungeschriebenes und zum Teil sogar verschriftlichtes Gesetz im Sinne einer Gesellschaftsordnung, über die sich hinweg zu setzen kaum möglich war. Zumindest nicht, ohne sich Feinde oder schlecht über einen reden zu machen.
- Aus gesellschaftlichen Strukturen in jenem Sinne aktiv auszubrechen, erfordert demnach immer ein gewisses Maß an Mut. Der Freiheitsbegriff, der mit dem Ausdruck der Emanzipation verbunden ist, ist genau deswegen ein noch deutlich hochwertigerer als die gewöhnliche Begrifflichkeit der Freiheit. Tatsächlich ist die Freiheit als semantische Nuance des Emanzipationsbegriffes nichts, das man erhält, sondern etwas, wofür man kämpfen und Risiken eingehen muss.
- Für die Chancengleichheit und Gleichberechtigung der Frau zum Mann musste also genauso mutig wie selbstbestimmt die Stimme erhoben werden. In jenem Sinne wird auch der Ausdruck der weiblichen Selbstbestimmung und Loslösung oftmals im selben Atemzug mit dem Emanzipationsbegriff genannt.
Manzipation als Gegenteil zur Selbstbestimmung
Will man sich an den lateinischen Wurzeln des Emanzipationsbegriffes entlang bewegen, so lässt sich innerhalb desselben das Nomen "mancipium" erkennen, welches zu Deutsch so viel bedeutet wie "Sklave".
- Bei e-mancipium, also der Emanzipation, handelt es sich um ein Wortkompositum durch Präfigierung. Das lateinische Affix e- impliziert dabei eine Bewegung aus etwas heraus. Somit bedeutet die Emanzipation also die Bewegung fort von "mancipium", demnach also aus der Sklaverei heraus.
- Geht man davon aus, der Ausdruck der Emanzipation wolle in erster Linie Befreiung und Selbstbestimmung bedeuten, so erscheint die "Sklaverei" im Sinne des lateinischen "mancipium" also als ein durchaus passendes Antonym zum Emanzipationsbegriff.
- Das heutige Verständnis von Emanzipation bezieht sich nun aus historischen Gründen vor allem auf den weiblichen Teil der Bevölkerung. In jenem Sinne existiert dabei kein eingliedriger, antonymer Begriff zur Emanzipation.
- Mancipium oder eingedeutscht "Manzipation" im Sinne der Sklaverei mag also als Gegenteil zur Emanzipation verwendet werden, im engen Sinne jedoch handelt es sich bei dem Wort alleine nicht um ein hinreichendes Antonym zum Emanzipationsbegriff, da jener mit der Konnotation des Weiblichen einhergeht, wohingegen Manzipation nicht das Weibliche fokussiert, sondern geschlechterunabhängig für eine Herr-Sklaven-Beziehung verwendet werden kann.
- Wollen Sie sich also besonders richtig ausdrücken, so sollten Sie als Antonym zum Ausdruck der Emanzipation vielleicht eher die Paraphrase der weiblichen Manzipation verwenden.
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