Wie läuft die Druckprüfung bei Wasserleitungen ab?
Bei der Druckprüfung handelt es sich um ein Verfahren zur Dichtheitsprüfung und Leck-Bestimmung von Leitungen mittels Prüfdruck.
Ablauf
Für die Prüfung wird Wasser, Luft oder Gas, i.d.R. Stickstoff, in das Leitungssystem gepresst. So können Lecks anhand des Druckverhaltens festgestellt werden. Die Leckageortung mit dem Druckverfahren, auch als „Abdrücken“ oder „Druckprobe“ bekannt, wird in der Regel von spezialisierten Installateuren durchgeführt. Diese verfügen über die technischen Möglichkeiten, die Messung kompetent durchzuführen, und das nötige Fachwissen, um die Ergebnisse auszuwerten und weitere Maßnahmen zu empfehlen.
Technik
Der Experte schließt ein geeichtes Manometer mit einer Fehlertoleranz von weniger als 0,1 bar an das geschlossene System an und beobachtet, ob mit der Zeit ein Druckverlust entsteht. Auf diese Weise kann der Experte einerseits überprüfen, ob die Leitung dicht ist, und andererseits Aussagen darüber treffen, an welchem Rohrstrang des Leitungssystems eine Leckage vorliegt.
Die Druckprüfung ist generell an allen druckführenden Rohrleitungen möglich. Sowohl an Leitungen für Trinkwasser, als auch an Heizungsrohren kann eine Druckprüfung durchgeführt werden. Für neue Leitungen ist eine Dichtheitsprüfung sogar Pflicht.
Auswertung
Während der gesamten Messung ist ein detailliertes Protokoll über das Druckverhalten der Leitung und eventuelle Auffälligkeiten zu führen, das anschließend detailliert ausgewertet wird. Es liefert eine rechtlich belastbare Dokumentation, die den Zustand der Rohrleitung gegenüber den entsprechenden Verantwortlichen wie z.B. dem Vermieter und im Schadensfall auch gegenüber der Gebäudeversicherung nachweist.
Welche Variationen des Prüfverfahrens gibt es?
Die Dichtheitsprüfung durch Abdrücken kann entweder mit Wasser oder mit Druckluft bzw. einem Gas, in der Regel Stickstoff, erfolgen. Dabei gelten jeweils unterschiedliche Vorschriften für den Ablauf der Prüfung sowie den Testdruck bzw. Prüfdruck.
Methode Wasser
Bei einer Druckprüfung mit Wasser sollte der Testdruck 150 % des Nenndrucks der Leitung betragen, mindestens jedoch 15 bar. Dies soll auch als Belastungstest für die Leitungen dienen, der hohe Druck sorgt dabei für eine sehr präzise Messung, da Druckabfälle genau zu erkennen sind. Da Wasser sich jedoch durch Wärme ausdehnt, erfolgt die Prüfung in drei Schritten:
- Zuerst wird eine Vorprüfung mit einem geringeren Druck von etwa 6 bar durchgeführt, in deren Rahmen Druckverluste noch erlaubt sind.
- Danach wird durch den Fachmann Wasser in die Leitungen gepumpt, bis der volle Testdruck erreicht ist. Danach lässt man es eine halbe Stunde ruhen, damit Verfälschungen durch thermische Ausdehnung ausgeschlossen werden können.
- Bei der anschließenden Hauptprüfung ist ein Druckabfall nicht mehr erlaubt. So gilt eine Leitung als dicht, wenn während der Hauptprüfung innerhalb von zehn Minuten kein Druckverlust auftritt.
Methode Druckluft oder Stickstoff
Wird hingegen die Druckprüfung mit einem Gas durchgeführt, schreibt die DIN EN 806-4, einen Testdruck von maximal 3 bar vor. Der geringere Testdruck ist durch die Kompressionsfähigkeit von Gasen bedingt, denn werden Gase sehr stark komprimiert, dann dehnen sie sich beim Austritt mit großer Energie wieder aus. Da sich in den Wasserleitungen gefährliche Bakterien wie z.B. Legionellen empfiehlt die DIN-Norm eine Prüfung mit Druckluft immer dann, wenn die Leitungen danach längere Zeit nicht genutzt werden sollen. Auch wenn die Leitung durch Korrosion oder die thermische Ausdehnung des Wassers geschädigt werden könnte, sollte Luft zur Prüfung verwendet werden.
Stickstoff statt Luft ist immer dann vorgesehen, wenn besondere hygienische Anforderungen erfüllt sein müssen, ansonsten funktioniert das Prüfverfahren genauso wie bei Druckluft.
Welches Verfahren ist das richtige für Sie?
Da bei der Prüfung mit Wasser ein höherer Druck auftritt, sind genauere Messungen möglich. Versicherungen erachten diese deshalb als verlässlicher. Sollen nach einem Wasserschaden Ansprüche geltend gemacht werden, sollten Sie daher die Prüfung Ihrer Leitungen mit Wasser erwägen.
Bei der Dichtheitsprüfung im Rahmen der Bauabnahme hingegen ist das Verfahren mit Druckluft oder Gas vorzuziehen, um Bakterien keinen Nährboden in den Leitungen zu bieten. Ein wesentlicher Nachteil des Prüfverfahrens mit Druckluft besteht allerdings darin, dass sich schlecht verbaute Teile lösen können. Der hohe Druck sorgt in diesem Fall dafür, dass die Teile explosionsartig durch den Raum fliegen können und Personen und Inventar Schaden zufügen können. Bei offenliegenden Leitungen sollte die Prüfung mit Druckluft daher nur durch einen Fachmann durchgeführt werden.
Wenn Sie ein Leck in Ihren Wasserleitungen vermuten, können Sie es mit der Druckprüfung orten lassen. Sie wissen jetzt, wie eine solche Prüfung funktioniert und welche Methode für Sie die beste ist.
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