Dreizeiler - Haiku richtig formulieren

Freude am Dichten ist nicht an bestimmte Versformen gebunden. Der Laie beginnt einfach mit einigen Reimen und fragt nicht nach Regeln. So können Sie einfach sagen, ein Dreizeiler besteht aus drei Zeilen, bei denen sich die erste und dritte Zeile reimen. Wer sich intensiver mit Lyrik beschäftigt, denk beim Dreizeiler schnell an das Haiku.

Das japanisches Haiku ist ein besonderer Dreizeiler

• Ein klassisches Haiku besteht aus drei Zeilen mit genau 17 Silben. In der ersten Zeile sind es fünf Silben, in der zweiten sieben Silben und in der dritten Zeile wieder fünf. 
• Ein Beispiel: Der Frühling scheidet / den Vögeln – selbst den Fischen / kommen die Tränen. Ein Haiku von Matsuo Basho, einem japanischen Dichter (1644 bis 1694), der für seine Dreizeiler, also seine Haikus in Japan berühmt ist.
• Ein Haiku gibt eine Momentaufnahme wieder. Es ist ein Naturgedicht. Als Dreizeiler mit wenigen Silben gibt ein Haiku in der Regel kurze Natureindrücke wieder, wobei die Jahreszeiten oft eine Rolle spielen.
• In Deutschland fand das Haiku etwa um 1920 seine Anhänger. Rainer Maria Rilke ist nur einer der deutschen Lyriker, der mit den kurzen Gedichten bekannt wurde.
• Das Schreiben von Dreizeilern in Haiku-Form ist auch heute noch sehr beliebt. In der deutschen Haiku-Gesellschaft sind Freunde dieser besonderen Lyrikform vereint.

Das moderne Haiku in der Gegenwart

• Inzwischen ist die Thematik des Haiku nicht nur auf die Natur beschränkt. Auch Ereignisse der Gesellschaft können aufgegriffen werden. 
• Das Silbenschema 5 / 7 / 5 in den drei Zeilen wird ebenfalls im modernen Haiku nicht so streng eingehalten. Da sich die japanische Sprache nicht einfach in das Deutsche übertragen lässt, lassen sich die Regeln auch nicht einfach eins zu eins übernehmen. 
• In Deutschland gibt es eine rege Szene von Haiku-Schreibern. Die aktuelle Zeitschrift der deutschen Haiku-Gesellschaft  heißt „Sommergras“.

Dreizeiler schreiben – einige Tipps

• Ein Dreizeiler kann einfach entstehen, wenn Sie drei Zeilen mit oder ohne Reim nehmen. Dann haben Sie ein ganz kurzes Gedicht. Aus mehreren Dreizeilern erhalten Sie ein längeres Gedicht.
• Für ein Haiku ist es am Anfang vielleicht einfacher, sich an das Silbenschema zu halten. Dies ist jedoch kein Dogma. Ein Dreizeiler mit genau 5 / 7 / 5 Silben muss nicht automatisch ein Haiku sein. 
• Ebenso ist es am Anfang einfacher, von einem Naturereignis auszugehen. Selbst Ereignisse mitten in der Stadt sind von Natur umgeben. In einem Haiku spielt also die äußere Umwelt eine Rolle. 
•  Jahreszeiten benennen Sie nicht unbedingt direkt. Schneeschmelze, erste Krokusse, Tauwetter – das weist auf den Frühling hin. Mit Worten wie Hitze, Sonnenblumen, Grillenzirpen deuten Sie den Sommer an.  
• Oft ergeben sich Themen für den kurzen Dreizeiler aus einem Gedankenblitz  oder aus einem tiefen Gefühl heraus. Besondere Eindrücke in der Natur wie Gewitter, Nebel, Sonnenaufgang oder ähnliches werden im Haiku beschrieben.
• Bleiben Sie einfach in Ihrer Sprache. Um die Wirkung eines Haikus zu testen, lassen Sie Ihr Haiku ein paar Wochen ungelesen liegen. Wenn Sie danach den beschriebenen Augenblick in den Worten erkennen und fühlen, ist es gut so.
• Dreizeiler schreiben, sich mit den Regeln des Haikus befassen und Lyrik einfach schön zu finden, ist nicht altmodisch. Im Internet finden Sie viele Gleichgesinnte. Vielleicht haben Sie aber auch in der Nähe Menschen, die sich in einem Lyrikzirkel treffen. Die Mitarbeiter in Bibliotheken oder in der Volkshochschule wissen oft, ob es schreibende Zirkel im Ort oder der Umgebung gibt.