„Die Probe“: Inhaltsangabe
Die Kurzgeschichte "Die Probe" des ehemaligen Gymnasiallehrers Herbert Malecha ist recht bekannt und die Interpretationsanleitung ist leicht nachzuvollziehen, wenn Sie die Geschichte aufmerksam durchgelesen haben.
- Eine Interpretation beginnen Sie immer mit einer Einleitung, die den Titel der Erzählung, den Namen des Autors, die Textsorte und, wenn bekannt, das Erscheinungsjahr – „Die Probe“ erschien im Rahmen eines Kurzgeschichtenwettbewerbs erstmals 1954 in der „Zeit“ und wurde 1956 in einem Buch veröffentlicht − enthält. Es folgt die, nicht mit einer Inhaltsangabe zu verwechselnde, Deutungshypothese, in der Sie eine Vermutung anstellen, was Malecha Ihnen mit seiner Geschichte sagen möchte. Sie könnte lauten, dass der Autor die Frage der Identität eines Menschen thematisiert, aber auch zeigt, dass es gefährlich sein kann, wenn man sich zu früh freut.
- Der Einleitung folgt der Hauptteil, beginnend mit einer kurzen Inhaltsangabe, die folgendermaßen lauten könnte: „Jens Redluff, ein polizeilich gesuchter Straftäter, ist nach Monaten, in denen er sich versteckt hielt, erstmals in der Stadt unterwegs und wird beinahe von einem Auto angefahren. Noch erschrocken über diesen Vorfall, denn er hat Angst aufzufallen und erkannt zu werden, betritt er eine Kneipe, in der kurz darauf eine Polizeikontrolle stattfindet. Als Redluff in seine Manteltasche greift, um seinen falschen Pass, mit dem er ins Ausland fliehen möchte, herauszuholen, lässt seine Angst schlagartig nach und er wird ganz ruhig. Der Polizist akzeptiert den Pass und Redluff ist überglücklich, dass er die Probe bestanden hat. Euphorisch verlässt er die Kneipe und folgt einer hübschen jungen Frau in eine Ausstellungshalle. Plötzlich richtet sich alle Aufmerksamkeit auf ihn, denn er ist der hunderttausendste Besucher. Nach seinem Namen gefragt, lüftet er versehentlich seine wahre Identität und die anwesenden Polizisten kreisen ihn ein.“
Was Herbert Malecha sagen will
- Nach der Inhaltsangabe geht es an die Deutung. Hier untersuchen Sie die Erzählperspektive, fragen also, aus wessen Sicht die Handlung in „Die Probe“ dargestellt ist. In Malechas Kurzgeschichte ist sie fast ausschließlich aus Redluffs Sicht dargestellt, jedoch in der dritten Person, aus beidem folgt, dass es sich um eine überwiegend personale Erzählsituation handelt. Sie müssen sich nun überlegen, welche Bedeutung dies für das Verständnis der Geschichte hat, beispielsweise was Sie dadurch über Redluff wissen.
- Zu interpretieren ist auch das Verhalten der wichtigen Personen, in „Die Probe“ ist dies nur Redluff. Untersuchen Sie also sein Verhalten während seines ersten Spaziergangs durch die Stadt, dann in der Kneipe, danach während seines zweiten Spaziergangs und schließlich sein Verhalten in der Ausstellungshalle.
- Wichtig ist die Untersuchung der Sprache, die in „Die Probe“ sehr nüchtern sachlich, auch reduziert und ohne Schnörkel ist, erlebte Rede und Innere Monologe enthält. Vergleichen Sie auch bei der Untersuchung der Sprache die vier Handlungsorte miteinander und achten Sie auf Begriffe wie prasseln oder schrammen im ersten Abschnitt und vergleichen Sie sie mit jenen nach der Passkontrolle. Achten Sie außerdem auf den Satzbau sowie auf Metaphern wie „Platzregen von Gesichtern“ und überlegen Sie, was all dies bedeuten könnte. Vergleichen Sie die Metaphern bis zur bestandenen Passkontrolle mit jenen, die Herbert Malecha nach der Passkontrolle verwendet. Vergessen Sie nicht, auch den Titel „Die Probe“ zu deuten.
Wie Sie Malechas „Die Probe“ bewerten können
- Die Interpretation endet mit einer Bewertung der Kurzgeschichte und einem Deutungsfazit. Ziehen Sie für die Bewertung typische Merkmale der Kurzgeschichte, von denen Malechas Geschichte einige enthält, heran. Achten Sie dabei etwa darauf, wie „Die Probe“ einsetzt, wie der zeitliche Ablauf ist und ob es sich um einen (halb) offenen Schluss handelt.
- Ob sich Ihre eingangs aufgestellte Deutungshypothese bestätigt hat, stellen Sie schon im Verlauf der Interpretation fest, ziehen sie nun ein Deutungsfazit. Dies könnte beispielsweise lauten, dass es vielleicht nicht so schwierig ist, seine äußere Identität zu wechseln, dass man aber innerlich doch der bleibt, der man immer war und zugleich, dass man sich niemals zu früh in Sicherheit wähnen soll.
Wenn Sie diese Punkte beachten, kann nicht mehr viel schief gehen, sofern Sie sich an ein paar weitere Regeln halten, nämlich: Belegen Sie Ihre Aussagen mit Textbeispielen, schreiben Sie im Präsens und frei von Umgangssprache und benutzen Sie nicht zu viele Zitate, sondern eigene Worte.
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