Das Deutsche Reich strebte nach der Weltmacht
Kolonialpolitik war nicht nur im Deutschen Reich, sondern auch bei den anderen großen Mächte wie etwa England oder Frankreich ein zentrales Thema im späten 19. Jahrhundert.
- Durch die Inanspruchnahme von Übersee-Territorien - vorwiegend in Afrika - sollte das eigene Herrschaftsgebiet ausgedehnt werden. Diese Territorien kennen Sie sicherlich unter dem Begriff Kolonien. Explizit versteht man unter einer Kolonie ein Gebiet außerhalb des eigenen Staates oder Reiches, das von diesem sozusagen erobert und fortan auch regiert wird.
- Auch das Vorkommen von verschiedensten wertvollen Rohstoffen in diesen Kolonialgebieten war ein Anreiz, sich die fremden Gebiete untertan zu machen.
- Dieses Streben nach einem möglichst großen Herrschaftsbereich und damit auch der Weltmacht wird als Imperialismus bezeichnet.
- Um diese Weltmacht für sich beanspruchen zu können - also durch möglichst viele Übersee-Territorien das eigene Herrschaftsgebiet größtmöglich zu erweitern - ist eine starke Marine unerlässlich. Der Grund liegt auf der Hand: Ohne eine starke Flotte besteht nicht die Möglichkeit, überhaupt zu den zu erobernden Gebieten vorzudringen. Unter der sogenannten Flottenpolitik versteht man deshalb das Aufrüsten der eigenen Marine mit möglichst vielen Schiffen.
Die Flottenpolitik war wichtig für den Imperialismus
Natürlich hatten auch andere Nationen großes Interesse an Kolonien. Denken Sie hier in erster Linie an die großen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich.
- Das Deutsche Reich wollte seine Flotte durch die gezielte Flottenpolitik derart ausbauen, dass jede andere Nation von einem Seekrieg und einem Kampf um die Kolonien mit ihm von vornherein abgeschreckt ist. Das Ziel war, dass das Risiko einer Niederlage für andere Nationen so groß wird, dass diese gar nicht erst den Versuch eines Seekrieges starten.
- Das Deutsche Reich begann vergleichsweise spät mit der Inbesitznahme von Kolonien. Sie können sich also denken, dass das Streben des Reiches nach einer größeren Machtstellung auf See einer offenen Provokation der anderen Großmächte glich.
- Ein großes Ärgernis war die starke Kriegsmarine besonders für Großbritannien, das als Inselnation stets mit Abstand die größte Flotte sein Eigen nennen konnte und damit faktisch die Vormachtstellung auf See hatte. Das Deutsche Reich forderte Großbritannien durch das Aufrüsten der eigenen Marine quasi zu einem Flottenwettrüsten heraus. Das Deutsche Reich konnte zwar schlussendlich die zweitgrößte Flotte sein Eigen nennen, doch die stärkte Seemacht blieb weiterhin Großbritannien.
Das Flottenwettrüsten war einer der Kriegsauslöser
- Sie können die Kriegsflotte des Deutsches Reiches somit als zweckdienliches Mittel sehen, mit dem das Reich seinen Weltmachtsanspruch durchsetzen wollte. Selbstredend haben sich die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten des Deutschen Reiches und der Seegroßmacht England durch dieses Unternehmen drastisch verschlechtert.
- Obwohl die Gründe für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges natürlich weitaus vielfältiger und sehr komplex sind, hatte dieses Flottenwettrüsten und das damit fast schon zwanghaft einhergehende Bestreben nach der Weltmacht - und damit automatisch die Verschlechterung der Beziehungen der Großmächte untereinander - durchaus Anteil an dessen Ausbruch.
Obwohl unter "Flottenpolitik" zumeist die maritime Kriegsaufrüstung des Deutschen Reiches verstanden wird, kann der Begriff auch neutral verwendet werden. Im Bereich des Luftverkehrs wird hierunter beispielsweise die individuelle Auswahl der Flugzeuge - also der Flotte - der einzelnen Luftverkehrsgesellschaften verstanden. Das bedeutet, dass sich jede Airline verschiedene Flugzeugtypen für ihren Luftverkehr zusammenstellt, um mit den jeweils perfekt passendsten Typen mit ihrer Flugzeugflotte im Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu sein.
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