Dialektik - das steckt dahinter
In "Fluch der Karibik" spielt die Dialektik nur eine kleine Rolle: Im Film wird die Aussage gemacht, dass einer der Personen zum Verhängnis geworden sei, "was allen Männern zum Verhängnis wird". Daraufhin vermutet eine Filmfigur, es sei die Dialektik zwischen Gut und Böse gewesen. Seither fragen sich viele Fans des Films, was es mit diesem Begriff auf sich hat.
- Der Begriff der Dialektik wurde in der Geschichte der Philosophie immer wieder unterschiedlich gebraucht. In der Antike wurde durch Zenin von Elea eine Methode zur Wissensprüfung so genannt. Hierbei wurden Prämissen durch simple Bejahung oder Verneinung bestätigt oder widerlegt. Platon griff diese Methode auf und erweiterte sie zu seiner Hauptpraxis. Das philosophische Widerlegen oder Bestätigen von Thesen spielt in seinen Werken eine übergeordnete Rolle.
- Im Mittelalter wurde die Dialektik ausgebaut zur Kunst der Diskussion, später wurde sie von Kant radikalisiert: In seiner "Kritik der reinen Vernunft" lehnte er eine Dialektik ab, die sich auf Logik stützt. Darauf aufbauend setzte er sich für eine Metaphysik ein, die sich auf Grundsatzfragen beschränkt.
- Das wohl bekannteste Beispiel ist die "Dialektik der Aufklärung" von Horkheimer und Adorno. Ihre philosophische Richtung gilt bis heute als exemplarisch für die Denkweise der 68er-Bewegung. Ihr Kernpunkt ist die folgende Frage: Wie konnte es passieren, dass sich die aufgeklärte Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts von Faschismus und Totalitarismus so beeindrucken lassen hat, dass sie zurück in die Barbarei verfallen ist? Um diese Frage zu beantworten, reisen die Philosophen zurück bis an die Anfänge der Menschheitsgeschichte, kritisieren die Aufklärung selbst und begegnen ihr auf eine neue Art.
- Doch um die Fragen von Gut und Böse zu diskutieren, müssen Sie nicht so viel Aufwand betreiben. Es reicht, wenn Sie sich die folgende Definition der Dialektik anschauen: These + Antithese = Synthese.
- Aber was bedeutet das nun? Stellen Sie die beispielhafte These auf: "Im Sommer regnet es nicht". Die Antithese dazu könnte lauten: "Im vergangenen Juli gab es 24 Regentage." Nun müssen Sie versuchen, beide Aussagen gegeneinander abzuwägen und schließlich zu einer Lösung, einer Synthese, zu verbinden. Diese könnte dann lauten: "Im Sommer regnet es wenig, doch in Ausnahmefällen kann der Sommer ins Wasser fallen".
Sie sehen: Die Dialektik in ihrem eigentlichen Sinn ist ein Hin und Her, ein Für und Wider, eine Diskussion oder auch ein Diskurs. Sie ist eine Methode, die Gegensätze gegeneinander abwägt und zu vereinen versucht.
Gut und Böse im Diskurs
- Wie können Sie die Methode der Dialektik nun auf Gut und Böse anwenden? Das ist einfach: Gut und Böse sind an sich schon Gegensätze. Weil das Gute für Menschen erstrebenswert ist, könnten Sie die These aufstellen: "Jeder will das Gute".
- Eine Antithese könnte lauten: "Es gibt viel Böses auf der Welt". Hieraus ergibt sich eine klare Frage: Wenn jeder das Gute will, warum gibt es dann überhaupt Böses? Und nun entwickelt sich ein interessanter Diskurs:
- Natürlich will jeder das Gute, aber was ist überhaupt gut? Was Sie als gut empfinden, ist für einen anderen Menschen möglicherweise nicht erstrebenswert. Für Sie steht vielleicht Familienglück im Vordergrund, für eine andere Person das Geld. Dieser Person erscheint der Besitz von Geld als das absolut Gute und er ist bereit, alles dafür zu tun. Dabei macht er Dinge, die Sie als böse empfinden, er aber nicht.
- Es lassen sich unzählige Beispiele finden, die am Ende häufig zu den gleichen Schlüssen führen. So ist das Gute nur dadurch zu definieren, dass es auch das Böse gibt. Also ist das Gute ohne das Böse nicht denkbar. Daher gäbe es nichts Gutes oder Böses. Gut und Böse stehen in Beziehung zueinander und hängen somit voneinander ab.
Eine klare Synthese zu finden, fällt bei diesem Extrembeispiel eines Diskurses schwer. Daher ist die Dialektik von Gut und Böse unaufhebbar. Man könnte ewig darüber nachdenken und diskutieren - aber passen Sie auf, dass sie Ihnen nicht, wie in Fluch der Karibik angedeutet, zum Verhängnis wird.
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