Herr Kant, was ist denn nun Aufklärung?
- Das angesprochene Zitat lautet "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" und stammt aus seinem Aufsatz "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?".
- Gemeint ist damit, dass der Mensch seinen Verstand selbstständig gebrauchen soll. Kant geht davon aus, dass Menschen ihren Verstand oft aus Faulheit oder Feigheit fremdbestimmen lassen.
- Die Bevormundung durch staatliche und vor allem kirchliche Oberhäupter führt mit der Zeit dazu, dass die Menschen es sich in ihrer Passivität bequem machen (darum die Faulheit). Auch bilden sie ihre Fähigkeit zu freiem Denken zurück, Aufklärung erfordert also Mut.
- Man kann diesen Text auch im Zusammenhang mit der zeitgenössischen Politik Kants lesen. Preußen war in den 1780er Jahren zwar absolutistisch, aber mit Friedrich II bereits stark modernisiert worden. Nur 15 Jahre nach Veröffentlichung dieses Aufsatzes, erfolgte in Frankreich der Sturm auf die Bastille. Auch wenn hier nicht unbedingt ein konkreter Zusammenhang besteht, verdeutlicht das doch den damaligen Zeitgeist.
Der Zusammenhang mit der Freiheit
- Man würde intuitiv vermuten, dass die Aufklärung in die Freiheit führt, dass der zunächst gefesselte Verstand sich sozusagen durch die Aufklärung befreit. Tatsächlich ist der Zusammenhang bei Kant umgekehrt.
- Ihm zufolge ist die Freiheit die Voraussetzung dafür, dass der Mensch sich aufklären kann. Denn ein unfreier Mensch müsste von außen aufgeklärt werden, was vollkommen widersprüchlich ist. Stellt man sich vor, dass jemand darum bittet, aufgeklärt zu werden, leuchtet ein, dass er damit noch immer fremdbestimmt ist. Eine solche Bitte wäre also schon in sich falsch.
- Wichtig ist der freie Gebrauch der Vernunft vor allen Dingen in öffentlichen Debatten und ähnlichem. Wird hingegen im Staat aus rein funktionaler Zweckmäßigkeit die Freiheit des einzelnen Bürgers eingeschränkt, so ist das für Kant kein großes Problem. Man kann sich eine Firma vorstellen, die einfach besser funktioniert, wenn nicht jeder Chef ist.
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