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Der Leierschwanz - Informatives über die Vogelgattung

Inhaltsverzeichnis

Der Graurücken-Leierschwanz (Menura novaehollandiae).
Der Graurücken-Leierschwanz (Menura novaehollandiae).
Rund 16% der Wirbeltierarten sind Vögel - doppelt so viele wie es Säugetierarten gibt! Mehr als 10.000 Spezies wurden bislang beschrieben. Etwa 60% von ihnen gehören zur schier unüberschaubaren Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Unter ihnen befinden sich auch die "Gesangstalente", nämlich die große Gruppe der Singvögel (Passeri). Den wohl stimmgewaltigsten Vogel unter ihnen sollen Sie nun kennenlernen - den Leierschwanz.

Der Leierschwanz und seine Verwandten

„Den“ Leierschwanz gibt es eigentlich nicht. Als Leierschwanz werden nahe verwandte Vogelarten bezeichnet, die zur Gattung der Leierschwänze (Merops) gerechnet werden. Die Gattung wiederum ist die einzige innerhalb der ebenfalls als Leierschwänze bezeichneten Familie der Menuridae.

  • Man unterscheidet zwei Arten, den Graurücken- oder Pracht-Leierschwanz (Merops novaehollandiae) und den Braunrücken- oder Schwarz-Leierschwanz (Merops alberti).
  • Die Leierschwänze gehören zur großen Gruppe der Singvögel (Passeri), zu denen beispielsweise auch Nachtigall, Haussperling, Amsel und Rotkehlchen, aber auch weniger melodische Vögel wie Kolkrabe und Rabenkrähe gehören.

Der Vogel und sein Lebensraum

  • Leierschwänze kommen ursprünglich ausschließlich in den Wäldern des südöstlichen Berglandes in den Gebieten Queensland und Neusüdwales auf dem australischen Kontinent vor. Auf der Insel Tasmanien wurde der Graurücken-Leierschwanz jedoch vor geraumer Zeit durch den Menschen angesiedelt.
  • Außerhalb Australiens werden Leierschwänze nur selten in menschlicher Obhut gehalten. In Europa gibt es derzeit keine zoologische Einrichtung, die diese Vögel hält. (Stand: Juni 2014)
  • Den größten Teil des Tages verbringen Leierschwänze auf dem Waldboden, ähnlich dem in den europäischen Breiten angesiedelten Jagdfasan. Dort scharren sie im Boden nach Nahrung, die aus wirbellosen Tieren, wie Würmern und Insekten sowie deren Larven besteht. Die Nacht dagegen verbringen sie zum Schutz vor Fressfeinden in höher gelegenen Ästen der Bäume.

Aussehen des Leierschwanzes

  • Die äußere Gestalt ähnelt sehr dem eines Fasanen. Männliche Pracht-Leierschwänze können Längen von bis zu einem Meter erreichen, Weibchen sind mit maximal 86 Zentimetern etwas kleiner. Der Schwarz-Leierschwanz erreicht Gesamtlängen von rund 75 Zentimetern.
  • Die Grundfarbe bei beiden Geschlechtern und Arten ist braun. Die Unterseite ist meist gräulich. Der Nackenbereich des Pracht-Leierschwanzes ist grau gefärbt.
  • Namensgebend sind die verlängerten Schwanzfedern der Männchen, die sich am distalen Ende leierartig winden und annähernd eine Länge von 60 Zentimetern erreichen können. Sie sind beim Graurücken-Leierschwanz bräunlich-grau gebändert, beim Braunrücken-Leierschwanz dagegen schwarz und dienen offensichtlich der Balz.

Aussehen ist nicht alles - der Gesang des Leierschwanzes

  • Vögel besitzen einen simplen Kehlkopf ohne einen Stimmbandapparat wie man ihn bei Säugern findet. Die Laute erzeugt ein Vogel stattdessen in einem gesonderten Organ, der Syrinx. Sie befindet sich im Übergang von der Luftröhre in die beiden Lungen.
  • Die Syrinx der Leierschwänze ist im Vogelreich die wohl umfangreichste, was ihn zum wahrscheinlich größten Gesangstalent unter den Vögeln macht.
  • Während Graurücken-Leierschwänze für ihre Darbietungen einen eigenen Balzhügel errichten, nutzen Schwarz-Leierschwänze einfache Baumstümpfe zur Balz.
  • Erstaunlich ist das riesige Geräusch-Repertoire der Vögel. Sie sind bekannt dafür, in ihre eigenen Gesänge nahezu jedes Geräusch ihrer Umgebung einbauen zu können. Diese Eigenart, die von Ornithologen als „spotten“ bezeichnet wird, ist unter vielen Vogelarten (zum Beispiel den Spottdrosseln) weit verbreitet, Leierschwänze sind aber die besten Spötter. So beherrschen sie die Laute zahlreicher anderer Vogelarten wie dem Kookaboora, dessen Ruf einem schrillen Lachen ähnelt, perfekt.
  • Besonders erstaunlich ist jedoch die Tatsache, dass sie selbst Geräusche von Menschen in ihre „Lieder“ einbauen. Leierschwänze können Geräusche wie die Alarmanlage eines Autos, das Knipsen eines Fotoapparates oder eine Sirene perfekt imitieren. Selbst das laute Geräusch der Kettensägen können sie täuschend echt nachahmen. Damit sind sie die einzig bekannten Tiere die in ihre Gesänge Geräusche der Zerstörung ihres eigenen Lebensraumes einbauen können.

Die Fähigkeit des Spottens hat den Leierschwanz zum beliebten Gegenstand in Naturdokumentationen gemacht.

Fortpflanzung und Jungenaufzucht

  • Die Paarungszeit ist im späten Herbst. Nach europäischen Maßstäben findet sie demnach etwa im Mai statt. Hat sich ein Männchen erfolgreich mit einem Weibchen gepaart, übernimmt nun das Weibchen die Arbeit. Einzig sie errichten aus Zweigen und anderen Materialien ein Nest, das sich meist direkt am oder in der Nähe des Bodens befindet.
  • Ins Nest wird nur ein einziges Ei gelegt, das etwa die Größe eines Hühnereies besitzt. Es wird anschließend 42 Tage von der Henne bebrütet.
  • Nach 6 Wochen also schlüpft das Junge, das zunächst noch nackt und blind ist. Es wird vom Weibchen mit wirbellosen Tieren wie Würmern, Schnecken und Insekten gefüttert. Selbst der Kot des Jungen wird von der Mutter aus dem Nest entfernt und vergraben oder anderweitig entsorgt. Auf diese Weise sollen für Raubtiere verräterische Spuren beseitigt werden.

Die Beziehung zum Menschen - Gefährdung

  • Die Gesänge des Leierschwanzes sind mittlerweile so populär, dass Veranstalter Reisen in die natürlichen Lebensräume zu an Menschen gewöhnten Populationen anbieten, wo Touristen selbst den Klängen der Vögel lauschen können.
  • Während der Graurücken-Leierschwanz kaum Probleme mit dem Menschen hat und selbst rund um die größeren Städte wie Sidney und Canberra anzutreffen ist, trifft den Schwarz-Leierschwanz der zunehmende Verlust des Lebensraumes durch Waldrohdung stärker. Die IUCN stuft ihn deshalb als gering gefährdet („Near Threatened“) ein. Der Graurücken-Leierschwanz ist dagegen in seinem Bestand nicht bedroht („Least Concern“).

Sie werden sich vermutlich fragen, inwiefern Sie selbst involviert sind. Immerhin ist Australien tausende von Kilometern entfernt und wie bereits erwähnt, kein Zoo in Europa hält derzeit diese Sangeskünstler. Doch führen Sie sich einmal die heimischen Verwandten des Leierschwanzes vor Augen: Sämtliche Vogelarten in Deutschland sind gesetzlich unter Schutz gestellt. Die Bestände fast aller Singvogelarten gehen auch in Europa zurück. Lebensraumzerstörung schreitet direkt vor Ihrer Haustür ebenso voran wie anderswo auf der Welt auch. Gleichzeitig können Sie aktiv gegen das Artensterben ankämpfen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie Nistkästen anfertigen oder im Winter ein Futterhäuschen im Garten aufstellen?

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