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Das Diathese-Stress-Modell einfach erklärt

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Frau gefangen in Seilen
Frau gefangen in Seilen © Ron Lach / www.pexels.com
Bei Ihnen steht in der Psychotherapie das Diathese-Stress-Modell auf dem Plan und Sie fragen sich, was genau das ist und welchen Nutzen Sie daraus ziehen können? Im Folgenden stellen wir Ihnen das Diathese-Stress-Modell vor, was es ist und was Sie dazu wissen müssen.

Was ist das Diathese-Stress Modell?

Das Diathese-Stress-Modell (auch als Vulnerabilitäts-Stress-Modell bezeichnet) ist ein theoretisches Konzept aus der Psychologie, das dazu dient, menschliches Verhalten und psychische Gesundheit zu erklären. Es postuliert, dass psychische Störungen das Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen zwei Hauptfaktoren sind: der Diathese und dem Stress.

  • Diathese: Das Wort "Diathese" hat seinen Ursprung im Griechischen. Es leitet sich vom griechischen Wort "diathesis" ab, das "Disposition" oder "Anlage" bedeutet. Der Begriff Diathese bezieht sich auf die genetischen, biologischen, oder psychologischen Anfälligkeiten oder Verwundbarkeiten einer Person für psychische Störungen. Dies können genetische Prädispositionen, Persönlichkeitsmerkmale, kognitive Muster oder andere individuelle Faktoren sein, die das Risiko erhöhen, eine psychische Störung zu entwickeln.
  • Stress: Der Stress-Faktor umfasst die Umweltbedingungen und Ereignisse, denen eine Person ausgesetzt ist. Dies können akute oder chronische Belastungen, traumatische Ereignisse, soziale Umstände oder andere Stressoren sein, die das Leben einer Person beeinflussen.

Das Modell besagt, dass psychische Störungen auftreten, wenn die individuelle Diathese einer Person mit einem ausreichenden Maß an Stress interagiert. Mit anderen Worten, wenn eine Person eine hohe Diathese für eine bestimmte psychische Störung hat und gleichzeitig hohem Stress ausgesetzt ist, steigt das Risiko für das Auftreten dieser Störung.

Das Diathese-Stress-Modell hilft Psychologen und Psychiater dabei, psychische Gesundheitsprobleme zu verstehen, zu erklären und zu behandeln. Es unterstreicht die Bedeutung sowohl der genetischen Veranlagung als auch der Umweltfaktoren bei der Entstehung von psychischen Störungen. Darüber hinaus hat es wichtige Anwendungen in der Prävention und Behandlung psychischer Gesundheitsprobleme, da es aufzeigt, wie die Reduzierung von Stress oder die Stärkung von Bewältigungsstrategien für Menschen mit einer hohen Diathese das Risiko für psychische Störungen verringern kann.

Wann wird das Diathese-Stress Modell angewendet?

Das Diathese-Stress-Modell wird in der Psychologie und Psychiatrie angewendet, um das Verständnis von psychischen Störungen, psychischer Gesundheit und menschlichem Verhalten zu vertiefen. Das Diathese-Stress-Modell ist besonders relevant für die Untersuchung und Behandlung von psychischen Störungen wie Depression, Angststörungen, Schizophrenie und andere. Es betont die Bedeutung der Kombination von individuellen Faktoren und Umweltfaktoren bei der Entwicklung von psychischen Gesundheitsproblemen und hat wichtige Implikationen für die Prävention und Behandlung dieser Störungen.

Es wird in verschiedenen Kontexten und für verschiedene Zwecke angewendet, darunter:

  • Forschung: Psychologen und Forscher verwenden das Diathese-Stress-Modell, um zu untersuchen, wie individuelle Faktoren (Diathese) und Umweltfaktoren (Stress) miteinander interagieren und dazu beitragen, psychische Gesundheitsprobleme zu verstehen und zu erklären. Dies hilft bei der Identifizierung von Risikofaktoren und Schutzfaktoren der Patient:innen.
  • Diagnose: Bei der klinischen Diagnose von psychischen Störungen kann das Modell dazu beitragen, die Entstehung und den Verlauf einer Störung bei einem bestimmten Individuum zu verstehen. Es kann Ärzten und Therapeuten helfen, die individuellen Risiken und Schutzfaktoren von Patienten zu berücksichtigen.
  • Behandlungsplanung: In der psychotherapeutischen Praxis kann das Diathese-Stress-Modell bei der Entwicklung von individualisierten Behandlungsplänen helfen. Es ermöglicht Therapeuten, die persönlichen Anfälligkeiten eines Klienten zu berücksichtigen und Strategien zur Stressbewältigung oder zur Stärkung der individuellen Ressourcen zu entwickeln.
  • Prävention: Das Modell wird auch in der Prävention psychischer Gesundheitsprobleme eingesetzt. Es hilft dabei, Risikogruppen zu identifizieren und Interventionen zu entwickeln, die darauf abzielen, die Diathese-Faktoren zu minimieren oder die Stressoren zu reduzieren.
  • Aufklärung und Sensibilisierung: Es wird verwendet, um die breite Öffentlichkeit über die Wechselwirkung von individuellen Anfälligkeiten und Lebensstressoren aufzuklären, um das Bewusstsein für psychische Gesundheitsprobleme zu schärfen.

Beispielhafte Anwendung des Diathese-Stress Modells

Ein Beispiel für eine Analyse mit dem Diathese-Stress-Modell könnte sich auf die Entwicklung von Depressionen bei einer fiktiven Person namens Sarah beziehen. Hier ist eine vereinfachte Darstellung, wie das Modell auf Sarah angewendet werden könnte.


Zunächst die Diathese-Faktoren:

  • Genetische Veranlagung: Sarah hat eine Familiengeschichte von Depressionen. Ihre Großmutter, ihr Vater und ihr Bruder haben in der Vergangenheit an Depressionen gelitten. Diese genetische Veranlagung könnte als Diathese-Faktor betrachtet werden.
  • Persönlichkeitsmerkmale: Sarah zeigt Tendenzen zur Selbstkritik und Perfektionismus. Diese Persönlichkeitsmerkmale erhöhen möglicherweise ihr Risiko, in stressigen Situationen depressive Symptome zu entwickeln.

Hinzu kommen dann noch die Stress-Faktoren

  • Beruflicher Stress: Sarah arbeitet in einem anspruchsvollen Beruf mit hohem Druck und strengen Fristen. Sie hat Schwierigkeiten, ihre Arbeitsbelastung zu bewältigen.
  • Trennungsschmerz: Sarah hat kürzlich eine belastende Trennung von ihrem langjährigen Partner durchgemacht.
  • Finanzielle Probleme: Sarah hat Schulden angehäuft und kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten.

Analyse:

Unter Verwendung des Diathese-Stress-Modells könnte argumentiert werden, dass Sarah aufgrund ihrer genetischen Veranlagung und Persönlichkeitsmerkmale eine gewisse Diathese (Veranlagung) für Depressionen hat. Diese diathetischen Faktoren erhöhen ihr Risiko, in Zukunft depressive Symptome zu entwickeln.

Gleichzeitig ist Sarah erheblichen Stressoren in ihrem Leben ausgesetzt, darunter fallen beruflicher Stress, Trennungsschmerz und finanzielle Probleme. Diese Stressoren erhöhen den Druck in ihrem Leben und könnten die bereits vorhandene Diathese verstärken.

Die Anwendung des Modells könnte darauf hinweisen, dass Sarah anfälliger für Depressionen ist, wenn sie in einer stressigen Umgebung ist, die möglicherweise ihre bestehende Diathese aktiviert. Dieses Verständnis könnte für die Entwicklung eines Behandlungsplans oder präventiver Maßnahmen von Bedeutung sein. Zum Beispiel könnte es ratsam sein, Sarah dabei zu unterstützen, ihre Bewältigungsstrategien zu verbessern und die Stressoren in ihrem Leben zu reduzieren, um das Risiko für depressive Symptome zu minimieren. Abgesehen davon könnte Sarah in der Psychotherapie Tools an die Hand bekommen, um sich bei eintreffenden depressiven Symptomen selbst in schwierigen Situationen zu helfen. 

helpster.de Autor:in
Eleni Gkeka
Eleni GkekaEleni nutzt Ihre Schreibfertigkeiten als Berufstexterin und Germanistin um ihre persönlichen Erfahrungen in mentaler Gesundheit zu teilen. Für Hobby & Freizeit ist sie eine Inspirationsquelle. Dabei teilt Sie gerne Ihre Ideen zu DIY-Projekten.
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