Vom Begriff zur Ideologie
- Die stärkste Phase des Faschismus war zwischen 1918 und 1945. Und dennoch gab es den Begriff schon im Römischen Reich. Das lateinische Wort „fascis“ bezeichnete ein Bündel. Die sogenannten „fasces“ (Plural) waren Rutenbündel, ein Zeichen der höchsten Machthaber in Rom. Die Amtsdiener, Liktoren, trugen die „fasces“ bei öffentlichen Auftritten vor den Mächtigen. Diese Liktorenbündel gibt es heute noch. Sie finden sich zum Beispiel auf dem Wappen des US-Senats und am Lincoln Memorial. Allerdings sind sie ein Machtsymbol und haben aber per se nichts mit Faschismus gemein.
- Die Bewegung italienischer Kampfbünde unter Benito Mussolini nannte sich selbst „Fascismo“. Sie wurde 1919 gegründet und eroberte drei Jahre später Italien. Davon leitete sich in Deutschland der Begriff „Fascismus“ ab. Erst in den 1930ern weiteten die Gegner der Bewegung den Begriff Faschismus aus.
- Zur Ideologie avancierte Faschismus etwa Mitte der 1920er. Mussolini trat vermehrt als „Duce“ auf. Führerkult und Imperialismus waren die zentralen Punkte. Daher ist aber eine Unterscheidung zum Totalitarismus und Autoritarismus schwierig. Ebenso schwierig ist eine präzise Abgrenzung zum Nationalsozialismus. Denn ab 1938 begann auch im italienischen Faschismus die Judenverfolgung.
Beispiele von Faschismus
- In Deutschland wurden die Nationalsozialisten von linksorientierten Forschern als Faschisten bezeichnet. Damit konnten sie den Nationalsozialismus zusammen mit dem italienischen Faschismus und anderen faschistischen Beispielen einordnen. Diese Einordnung wird bis heute in der Forschung kontrovers diskutiert. Mittlerweile setzt sich eher die Meinung durch, den Nationalsozialismus als separates Phänomen zu betrachten.
- Misch-Beispiele aus Spanien: Zu Beginn der franquistischen Diktatur, 1939, wurden die Truppen Francos sowohl von deutschen Nationalsozialisten als auch von italienischen Faschistischen unterstützt. Vor allem faschistische Strömungen nach dem Vorbild Italiens waren unter Franco stark, jedoch wird das Franco-Regime in Spanien heute eher als konservativ-autoritär beschrieben. Denn der starke Einfluss der katholischen Kirche stärkte den Konservativismus und schwächte die faschistischen Kräfte.
Faschismus als eigentsändiger Begriff ist unpräzise. Vielmehr dient er meist nur dazu, antidemokratische Diktaturen zwischen 1918 und 1945 unter einem Dach zu verbinden.
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