So geht es ohne oder mit wenig Geld
Vergessen Sie die Idee in ein Land auszuwandern, in dem Sie mit wenig Geld den Lebensunterhalt bestreiten können. Sie verdienen dort auch entsprechend weniger. Wenn Ihre Mittel, die Sie mitbringen aufgebraucht sind, müssen Sie von dem Leben, was sie dort verdienen. Andere Möglichkeiten sollten Sie ernsthaft in Betracht ziehen.
- In vielen Ländern werden Arbeiter gesucht, die bestimmte Qualifikationen haben. Sucht eine Firma sehr dringend einen Mitarbeiter mit Ihren Qualifikationen, übernimmt sie oft auch alle Kosten. Es kommt nur darauf an, wie begehrt Sie sind. Achtung: Meistens ist nur ein Aufenthalt für ein oder zwei Jahre gestattet. Auswandern auf Dauer können Sie selten.
- Gute Chance haben Sie auch, wenn Sie sich bei einer deutschen Firma im Ausland bewerben. Falls Sie in einem großen Konzern arbeiten, erkundigen Sie sich, ob es eine Möglichkeit gibt, dass Sie ins Ausland versetzt werden. Viele Unternehmen helfen Ihnen auch, bei befreundeten ausländischen Firmen unterzukommen.
- Wenn Sie arbeitslos sind und ALG I oder II beziehen, können Sie die Kosten für die Reise, das Visa und den Umzug vom Arbeitsamt bekommen. Sie müssen aber einen Arbeitsvertrag vorlegen oder eine Festanstellung glaubhaft machen. Im Rahmen einer Beihilfe zur Mobilität ist die Übernahme der genannten Kosten möglich. Ob Ihrem Antrag stattgegeben wird, ist Ermessenssache des Jobcenters. Da am Ende des Jahres da Geld knapp wird, haben Sie bessere Chancen, wenn Sie den Antrag zu Beginn eines Jahres stellen.
- Vielleicht fassen Sie auch eine Alternative zum Auswandern ins Auge. Viele Staaten erteilen ein Working-Holiday-Visum. Diese kosten meist nur einen geringen Betrag. Mit diesem Visum können in der Regel im Gastland jobben, zum Beispiel auf Farmen oder in Hostels. Sie brauchen lediglich Geld für die Hin- und Rückreise und eine Kreditkarte als Beleg, dass Sie ihren Aufenthalt zur Not aus eigenen Mitteln bestreiten können. Noch günstiger ist ein Au-Pair-Aufenthalt bei einer Familie.
Sie haben einige Möglichkeiten ohne Geld auszuwandern. Informieren Sie sich internsiv über die Arbeitsmarktsituation und finden Sie raus, welchen Marktwert Ihre berufliche Qualifikation hat. Dann heißt es nur noch: "Bewerben, bewerben, bewerben!".
Allgemeine Kostenfaktoren beim Auswandern
Der Umzug ins Ausland verursacht Kosten. Sie werden kaum in ein fremdes Land gelangen, ohne zumindest die Reise zu bezahlen. Klären Sie im Vorfeld unbedingt Einiges ab.
- Was kostet der Flug oder eine Fahrt in das Ausreiseland? Gibt es Möglichkeiten sich die Kosten für die Reise zu verdienen?
- Wie sind die Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen im Land?. Brauchen Sie ein Visum? Müssen Sie eine Kaution stellen, um die Rückreise zu bezahlen? Brauchen Sie Sponsoren, die für Sie bürgen?
- Dürfen Sie in dem Land arbeiten? In vielen Ländern bekommen Sie zwar eine Einreiseerlaubnis aber keine Arbeitserlaubnis. Erkundigen Sie sich, ob Sie eine Arbeitserlaubnis später im Land beantragen können oder ob Sie für den Antrag zurück nach Deutschland müssen?
- Denken Sie an die Krankenversicherung. Ihre deutsche Versicherung ist nach dem Auswandern nicht mehr für Sie zuständig. Erfragen Sie, welche Möglichkeiten des Krankenversicherungsschutzes es im Einreiseland gibt.
- Wie sieht es mit Unterkünften aus? Können Sie möblierte Zimmer oder Wohnungen bekommen? Denken Sie auch an die Möbel, die Sie in Deutschland haben. Wollen Sie diese verschenken oder verkaufen? Ein Möbeltransport ist teuer, die Mitnahme daher nicht immer lohnend. Wenn Sie neue Möbel brauchen, kostet es auch Geld. Wägen Sie die Alternativen ab.
Niemand kann Ihnen genau sagen, wie viel Geld Sie benötigen. Die Kosten für die Reise, das Visum und die Arbeitserlaubnis können Sie im Vorfeld erfragen. Andere Kosten müssen Sie schätzen. Je mehr Geld Sie haben, desto einfacher ist der Start im neuen Land. Sie sollten etwa drei Monate aus Ihren Reserven leben können.
Diese Konsequenzen sollten Sie beachten
Auswandern hat einige rechtliche Konsequenzen, die Sie bei Ihrer Entscheidung bedenken sollten.
- Wenn Sie sich für einen kurzfristigen Aufenthalt mit einem Working-Holiday-Visum entscheiden, brauchen Sie sich in Deutschland nicht abzumelden. In der Regel ist es möglich, bei einer deutschen Krankenversicherung versichert zu bleiben. Sie brauchen aber eine Zusatzversicherung für den Auslandsaufenthalt. Wenn Sie zum Beispiel nur in den Semesterferien im Ausland sind, läuft ihre normale Krankenversicherung weiter. Unterstützungen wie ALG I oder II bekommen Sie während des Aufenthalts im Ausland nicht.
- Wollen Sie mehrere Monate im Ausland bleiben, brauchen Sie eine spezielle Versicherung. Deutsche private Krankenversicherungen bieten im Rahmen von Work and Travel verschiedene Tarife an. Für einen weltweiten Schutz ohne USA und Kanada müssen Sie mit etwa 30 Euro pro Monat rechnen. Wollen Sie in die USA oder nach Kanada, kostet es etwa 100 Euro pro Monat. Sie haben einen Anspruch auf Krankenrücktransport in die Heimat. Sie bleiben Bürger in Deutschland mit allen Rechten und Pflichten.
- Ist ein längerer Aufenthalt geplant, mit dem Ziel auszuwandern, unterliegen Sie dem Sozialversicherungssystem des Landes, in dem Sie arbeiten. Sie haben keinen Anspruch auf eine Rückreise nach Deutschland, um hier bei einer Krankheit behandelt zu werden. Sie müssen Ihren deutschen Wohnsitz abmelden, denn sie haben in Deutschland keinen ständigen Aufenthalt mehr. Sie sind aber weiter Deutscher. Sie dürfen an der Bundestagswahl teilnehmen und haben ein Recht auf Unterstützung durch die deutsche Botschaft, wenn Sie in Not geraten.
Theoretisch brauchen Sie kein finanzielles Polster in der Heimat. Der deutsche Staat zahlt Ihnen die Rückreise und Sie haben einen Anspruch auf ALG II, wenn Sie wieder in der Heimat sind. Wenn Sie eigenes Vermögen haben, müssen Sie zunächst dieses Verbrauchen. Ein Neustart ist aber leichter, wenn Sie einige Monate aus eigenen Mitteln leben können.
Auswanderung keine Lösung für Unzufriedene
Wer nur auswandern will, weil es ihm in Deutschland nicht gefällt, sollte nicht gleich die Koffer packen. Denken Sie gründlich über Ihre Motive nach. Auswandern, um etwas Neues aufzubauen und weglaufen vor Problemen ist nicht das gleiche. Überdenken Sie unbedingt die folgenden Aspekte:
- Versuchen Sie genau zu klären, warum Sie aus Ihrer Heimat fort wollen. Ein allgemeines Gefühl der Unzufriedenheit ist keine Antwort auf die Frage. Sind Sie mit der Gesellschaft, der Politik oder Ihrem Beruf unzufrieden? Je genauer Sie wissen, warum Sie weg wollen, desto besser. Ärger mit Freunden oder schlechte Aussichten auf einen neuen Job sollten kein Grund zum Auswandern sein.
- Fragen Sie sich, wie Sie diese Probleme lösen können, ohne ins Ausland zu gehen. Dieser Gedanke ist wichtig, denn Sie werden einige der Probleme auch nach dem Auswandern noch haben. Wenn Sie keine Vorstellungen haben, wie Sie Ihr Leben meistern können, nutzt Ihnen das Auswandern nichts. Versuchen Sie Ihre Probleme in Deutschland zu lösen. Qualifizieren Sie sich und werden Sie aktiv. Träumen Sie nicht vom besseren Leben in der Ferne, sondern verbessern Sie ihr Leben hier und jetzt.
- Befassen Sie sich mit den Strukturen in den Ländern, in die Sie auswandern möchten. Gibt es dort tatsächlich Perspektiven für Sie? Erkundigen Sie sich genau, wie das Leben in dem Land ist, in das Sie ziehen wollen. Fragen Sie sich, ob Sie dieses Leben wollen. Sprechen Sie mit Menschen, die mal im Land „Ihrer Träume“ gelebt haben, und erkundigen Sie sich in der Botschaft des Landes nach Broschüren. Versuchen Sie das Land während eines kurzfristigen Aufenthalts kennenzulernen. Nutzen Sie die Chance eines Working-Holiday-Visums, um zu entscheiden, ob es Ihnen in dem Land wirklich besser gefällt.
Wenn Sie auswandern wollen, ist letztendlich nicht das Geld ausschlaggebend. Sie brauchen eine Lebensalternative und eine Möglichkeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Beides ist nicht unbedingt von einem vorhandenen Startkapital abhängig, solange Sie bereit sind, dafür zu arbeiten.
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