Griechischer Ursprung und Definition
Die attische Demokratie ist ein wichtiges Thema im Geschichtsunterricht. Dennoch fällt den meisten Menschen zu diesem Begriff spontan nur wenig ein. Eine kurze, eindeutige Definition des Begriffes gibt es nicht.
- Die Staatsform entwickelte sich zwischen 600 und 450 v. Chr. in der griechischen Region Attika. Dort liegt Griechenlands Hauptstadt Athen: Zur damaligen Zeit ein Zentrum von Kultur und Politik.
- Die attische Demokratie bildet die Grundlage des demokratischen Denkens. Sie war das erste politische System, das auf einer Volksherrschaft basierte. Praktiziert wurde sie von griechischen Bürgern in der Umgebung Athens.
- Wichtige Kennzeichen waren beispielsweise eine neue Gesetzgebung, wiederholte politische Neuordnungen, Volksversammlungen und Scherbengerichte.
Erste Schritte in der Entwicklung
- Den ersten Entwicklungsabschnitt bildeten die Solonischen Reformen (594 v. Chr.). Die bisherige Adelsherrschaft (Aristokratie) wurde von der Herrschaft der Besitzenden (Timokratie) abgelöst.
- Solon schaffte die Schuldknechtschaft für griechische/attische Bürger ab und veranlasste einen allgemeinen Schuldenerlass. Die neue politische Organisationsform teilte das Volk in Steuerklassen ein. Damit war der Stand nun abhängig vom Vermögen, zentrale Punkte der alten, politischen Ordnung blieben aber erhalten. Es gab neue Gesetze, die zum Beispiel das Handwerk durch staatliche Maßnahmen förderten.
- Wenig später folgten die Reformen von Peisistratos. Er verteilte Land an Kleinbauern, organisierte Feste für das Volk, konzentrierte die Macht in Athen und führte eine erfolgreiche Außenpolitik. Die meisten Solonischen Reformen behielt er bei. Dennoch handelte es sich bei seiner Herrschaft eher um eine Alleinherrschaft (Tyrannis).
Das System wird demokratischer
- Den nächsten, großen Schritt machte Kleisthenes (509 v. Chr.). Er hob die gentilizische Ordnung auf, das heißt, die bisherige Einteilung in "Stämme" aus Adelsgeschlechtern erlosch. Stattdessen gab es die Einteilung in zehn neue Phylen, wobei jede Phyle ein Gebiet aus je einem Teil Stadt, Land und Küste umschrieb.
- Hohe Ämter vergab man fortan nur noch an Bürger der ersten beiden Vermögensklassen. Zudem fand einmal jährlich ein Scherbengericht statt. Dadurch konnten unbeliebte Bürger für zehn Jahre aus der Stadt verbannt werden. Erstmals spricht man zu dieser Zeit von einer Volksherrschaft (Demokratie).
- Es folgten die Reformen von Themistokles (486 v. Chr.). Dieser wandelte die Führungsposten in geloste Ämter um. Ausgelost werden konnten Bürger der ersten beiden Vermögensklassen. Lediglich zehn Strategen für politische und militärische Fragen wurden gewählt. Sie waren aufgrund ihrer Fachkompetenz besonders wichtig. Hinzu kamen Legitimationen der Politik bei der Volksversammlung.
- Den Abschluss der Entwicklung bildeten Perikles' Reformen (462. v. Chr.). Es gab nun eine größere Anzahl an Beamten, von denen viele per Los erwählt wurden. Ein wichtiger Aspekt war die Ausweitung der Volksversammlungsrechte. So konnte sie nicht nur über Anträge abstimmen, sondern auch selbst Anträge einbringen.
- Problematisch war im letzten Abschnitt die Demagogiegefahr (redegewandte Bürger traten besonders hervor) und die Gefahr der Inkompetenz. Zudem machte die Zahlung von Diäten an die vielen Beamten das System sehr teuer.
Wichtige Organe: Volksversammlung und Rat der 500
- Die bereits erwähnte Volksversammlung bildete einen zentralen Bestandteil der attischen Demokratie. Jeder Athener, der mindestens 20 Jahre alt war, seinen Militärdienst abgeleistet hatte und in der Bürgerliste seiner Heimatregion eingetragen war, durfte daran teilnehmen.
- Jedem Teilnehmer stand das gleiche Rederecht zu. Nach der Diskussion der aktuellen Fragen erfolgte eine öffentliche Abstimmung über die Entscheidung per Handzeichen.
- Worüber die Volksversammlung abstimmen sollte, entschied der Rat der 500. Er setzte sich aus je 50 ausgelosten Vertretern der einzelnen Phylen zusammen. Der Rat der 500 stellte das wichtigste politische Organ dar.
Attische Demokratie - Betrachtung von heute
- Während des Peloponnesischen Krieges (431 bis 404 v. Chr.) geriet die attische Demokratie in eine schwere Krisensituation. Der Kampf gegen Sparta schädigte die gesamte Politik der Athener. Trotzdem bestand die Demokratie nach Kriegsende noch viele Jahrzehnte fort. Dies zeigt Ihnen, dass die Staatsform trotz aller Schwierigkeiten bereits ein ziemlich gefestigtes System bot.
- Aus heutiger Sicht ist ein wichtiger Kritikpunkt, dass weder Frauen noch Sklaven an der Demokratie teilhaben durften. Der Ausschluss galt auch für Fremde, die in Athen lebten. Nur männliche, attische Bürger durften Politik betreiben.
- Die fehlende Gewaltenteilung und das fehlende Fachwissen der "Politiker" wirkten sich ebenfalls negativ aus. Redegewandte Bürger ohne Hintergrundwissen konnten ihre Mitbürger leicht von ihren Ideen überzeugen. Dadurch kann es passieren, dass zum Beispiel für einen Krieg gestimmt wird, obwohl nicht genügend Soldaten zur Verfügung stehen. Das Volk trifft also mangels besseren Wissens Fehlentscheidungen, die gravierende Folgen haben können.
- Dennoch legte die attische Demokratie den Grundstein für unser heutiges Demokratieverständnis. Sie war die erste praktizierte Form einer direkten Demokratie. Bis heute nutzt beispielsweise die Schweiz diese politische Form, wenn auch in einer weiterentwickelten Variante.
- Die attische Demokratie beflügelte das kulturelle Leben Athens. Die politische Freiheit belebte und förderte die Kultur.
Obwohl Sie noch immer keine kurze Definition bilden können, lässt sich zusammenfassend sagen: Die attische Demokratie war die erste politische Form, die auf einer Volksherrschaft basierte. Trotz einiger Schwächen lieferte sie wichtige Voraussetzungen für das moderne, politische Leben.
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