Ein Blick auf die Brutbiologie der Amsel
- Die Amsel gehört zu unseren potentesten Brutvögeln. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vogelarten können sie bis zu dreimal im Jahr brüten und Junge aufziehen. Allerdings muss festgehalten werden, dass der größte Teil der Jungen die Nestlingszeit nicht überlebt, denn die meisten werden Opfer von Raubtieren wie Mardern oder Hauskatzen und selbst Eichhörnchen machen sich gerne über die Eier eines Nestes her. Oftmals geben die Eltern aber auch die Brut auf, weil sie an ihrem Neststandort zu häufig gestört werden.
- Bei der Wahl des Standortes sind Amseln nicht gerade wählerisch. In der freien Natur wird vorwiegend das möglichst sichere Geäst von Bäumen für das Amselnest genutzt. Auch im heimischen Garten bevorzugen sie die Errichtung ihrer Nester an möglichst geschützten und gut versteckten Plätzen, zum Beispiel in Hecken und Sträuchern. Oft werden Sie als Gartenbesitzer es also überhaupt nicht mitbekommen, dass in Ihrem Garten Amseln brüten. Etwas anders sieht es allerdings aus, wenn ein Amselpaar eine Hausfassade oder eine geschützte Hausnische als Nistplatz auserkoren hat. Es kommt manchmal sogar vor, dass Amseln einen Motorraum eines Autos, Baukräne oder eine in unseren Großstädten häufig aufgestellte Werbetafel für den Nestbau benutzen. Hat sich ein Amselpaar beispielsweise gerade über der Haustür eingenistet, wird spätestens dann der Ärger groß, wenn die Jungen rund um die Uhr nach Futter betteln. Und auch der Kot kann dann zu einer schweren Belastungsprobe werden, ist er doch recht ätzend und kann daher Naturstein angreifen.
Vogelnester - was der Gesetzgeber dazu sagt
- So groß der Unmut aber sein sollte, ein Amselnest einfach zu entfernen, geht natürlich nicht. Schon allein der Gesetzgeber verbietet dies, denn wie alle heimischen Vogelarten steht auch die Amsel nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) unter besonderem Schutz und daher müssen Sie in Ihrem Garten einige Rechtsvorschriften beachten.
- So dürfen zum Beispiel auch Hecken in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September nicht geschnitten werden, um eventuell darin lebende Brutvögel nicht zu beeinträchtigen.
- Auch der Umgang mit Nestern wird in diesem Gesetz klar geregelt. So heißt es in §39 BNatSchG: "Es ist verboten, [...] Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören."
So entfernen Sie das Nest
Wie also vorgehen, wenn doch einmal der unwahrscheinliche Fall eintreten und ein Nest stören sollte?
- Mit rund 19 bis 31 Tagen sind die Jungen flügge und verlassen dann das Nest. Oftmals wird es noch ein paar weitere Tage als Übernachtungsmöglichkeit genutzt. Es ist daher absolut zumutbar, diese doch recht kurze Zeit abzuwarten und erst nach der geglückten Aufzucht das Nest zu entfernen. Während der Dauer der Nutzung sollten Sie die Vögel so wenig wie möglich stören, da die schreckhaften Tiere sonst die Brut aufgeben.
- In der Regel bauen die Vögel für jedes Gelege ein neues Nest und geben das vorherige auf. Sie können dieses also meist völlig problemlos beseitigen. Überprüfen Sie vorher aber, ob das Nest tatsächlich verlassen ist und nicht doch eventuell noch genutzt wird.
- In manchen Fällen, gerade wenn das Bauwerk sich an einer strategisch günstigen Stelle befindet, nehmen die Altvögel nur "Reparaturarbeiten" vor und nutzen ein Nest auch für mehrere Gelege. Dann dürfen Sie das Nest natürlich nicht beseitigen und müssen etwas geduldiger sein. Gebrütet wird bis in den August hinein, bis die letzten Jungen flügge sind, kann also auch der September schon einmal verstreichen. Erst danach können Sie mit der Entfernung beginnen, denn spätestens zum Ende der Brutsaison mit dem Begin des Herbstes wird das Nest aufgegeben.
- Ein Aspekt soll auch nicht unerwähnt bleiben: Viele hängen bewusst in ihren Gärten Nistkästen und andere Nisthilfen für Vögel auf. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Vögel werden dazu animiert, dort zu brüten, wo sie wenig stören. Hier ist es ratsam, im Herbst die Nistkästen auszuräumen und zu reinigen. Dadurch können sie im nächsten Jahr hygienisch einwandfrei wiederverwendet werden. Achten Sie aber darauf, bei der Reinigung keine giftigen Chemikalien zu verwenden, denn das kann für die empfindlichen Bewohner schnell zu ungeliebten Krankheiten führen.
Muss das Amselnest wirklich weg?
Sie werden sehen: Mit ein wenig Beobachtungsgabe wird es Ihnen schnell sehr leicht fallen, den richtigen Moment zum Beseitigen abzupassen, ohne die Vögel übermäßig zu stören. Oder aber, Sie arrangieren sich mit den Tieren und lassen der Natur ihren Lauf. Denn nur in den allerseltensten Fällen müssen Sie ein Nest wirklich entfernen.
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