Was Sie benötigen
- Rother-Wanderführer
- Kartenmaterial
- Wanderausrüstung
- Hüttenausrüstung
- Verpflegung
- Trinkflaschen
- Erste-Hilfe-Set
- Handy
- Sonnenmilch
- Waschmittel (Handwäsche)
- Blasenpflaster
- Reservierungen
- Geld
- Auslandskrankenversicherung
- Personalausweis
- evtl. DAV-Mitgliedschaft
Vorbereitungen für eine Alpenüberquerung auf dem E5
In diesem Artikel finden Sie ausführliche Informationen zur Vorbereitung einer Alpenüberquerung zu Fuß über den Fernwanderweg E5. Neben einer detaillierten Wegbeschreibung und einigen Vorschlägen zu Varianten erhalten Sie darüber hinaus noch zahlreiche Insidertipps zum E5 aus erster Hand.
Wanderführer und Kartenmaterial
- Die „E5-Bibel“ ist der Rother-Wanderführer (kostet etwa 15 Euro), der den Weg von Konstanz nach Verona in 30 Etappen ausführlich beschreibt. Unterwegs gibt es zahlreiche Varianten, deren Beschreitungen durchweg einen Mehrwert für Ihre Reise bedeuten und daher in Ihrer Routenplanung nicht zu kurz kommen sollten. Planen Sie Ihre Reise von Konstanz am Bodensee bis Meran, dann müssen Sie dafür etwa 11-15 Tage veranschlagen. Dieser Wegabschnitt ist landschaftlich besonders schön. Er führt zunächst auf Schweizer Seite entlang am „Schwäbischen Meer“, bevor dann östlich des Rheintals im Bregenzer Wald die ersten Anstiege zu bewältigen sind. Mit der Überschreitung der Nagelfluhkette wartet schließlich die erste Feuerprobe auf Sie. Kommen Sie hier an Ihre Grenzen und schaffen die Gratwanderung nicht, sollten Sie sich die weitere Tour über die Alpen bis Meran gut überlegen. Stecken Sie die Strapazen jedoch gut weg, dann bietet sich Ihnen bei guter Sicht ein atemberaubender Blick über den im Westen liegenden Bodensee, das Voralpenland und im Südosten hin zu den vielleicht sogar noch schneebedeckten Wipfeln der Allgäuer Alpen.
- Zuzüglich zum Rother Wanderführer sollten Sie sich speziell auf den E5 abgestimmte Karten zulegen. Die Karte „Europäischer Fernwanderweg E5 – Teil Nord, von Konstanz bis Mittelberg“ (etwa 8 Euro) von Kompass ist unter Wanderern sehr beliebt und aus eigener Erfahrung völlig ausreichend, wenn Sie nicht zu sehr von der Normalroute abweichen. In den Alpen schwingt das Wetter häufig sehr schnell um, es zieht Nebel oder sogar Gewitter auf und die Orientierung wird plötzlich trotz durchweg guter Beschilderung nur noch schwer möglich. In solch einer Situation sind Sie froh, wenn Sie eine Karte oder sogar einen Kompass zur Hand haben.
- Zusätzlich zur Routenplanung mit dem Wanderführer und der Karte können Sie auch im Internet einige Informationen zum Fernwanderweg E5 einholen. Neben speziell eingerichteten Seiten, die den Weg und die einzelnen Etappen ausführlich beschreiben, werden Sie bei Ihrer Recherche auch auf Foren stoßen, in denen erfolgreiche Beschreiter des Weges ihre Erfahrungen preisgeben und fast durchweg von einem sensationellen und unvergesslichen Erlebnis berichten!
Konditionelle Voraussetzungen für die Wanderung
- Im Wanderführer selbst und in verschiedenen Internet-Foren zum E5 ist beschrieben, dass dieser Weg von Jedermann und ohne große Vorbereitung beschritten werden kann. Diese Information sollten Sie getrost vergessen, sie ist nämlich schlichtweg falsch! Sie mag vielleicht für die besonders beliebte und daher auch etwas überlaufene Strecke von Oberstdorf nach Meran (Dauer: 5 Tage), die durch zahlreiche Seilbahnen, Bustransfers und sogar Taxifahrten abgekürzt werden kann, noch zutreffend sein. Wenn Sie die Alpen aber wirklich aus eigener Kraft überschreiten möchten, dann sollten Sie sehr wohl gut vorbereitet sein!
- In der Vorbereitungszeit (mindestens 1-2 Monate, je nach Intensität der Vorbereitung) sollten Sie mindestens einmal in der Woche eine Strecke von zwei Stunden laufen, die Sie nach und nach auf bis zu fünf Stunden ausdehnen und irgendwann auch diverse Höhenmeter einbauen.
- Zusätzlich sollten Sie mindestens einmal in der Woche ins Fitnessstudio gehen, um Ihre Rücken-, Schulter-, Arm- und Bauchmuskulatur zu trainieren. Dies ist für ein positives Gelingen der Tour zwar nicht zwingend notwendig, Sie werden durch Ihre trainierte Oberkörpermuskulatur die schweren Etappen jedoch besser wegstecken können und haben dadurch insgesamt mehr Spaß auf Ihrer Tour und können das Panorama durchweg genießen!
- Wenn Sie die verlockende Alternative über den Kaunergrat und den Cottbuser Höhenweg in Ihre Tour einplanen möchten, sollten Sie darüber hinaus unbedingt über absolute Schwindelfreiheit verfügen. Gehen Sie im Rahmen Ihrer Vorbereitung doch einfach einmal einen Vormittag in einen Hochseilgarten und prüfen, ob Sie tatsächlich völlig schwindelfrei sind.
Die richtige Ausrüstung sollte nicht unterschätzt werden
- Neben einer guten körperlichen und konditionellen Verfassung, die Sie sich durch wöchentliches Training erarbeiten, müssen Sie natürlich auch über eine geeignete Ausrüstung verfügen. Ihren Rucksack tragen Sie beispielsweise täglich mehrere Stunden auf dem Rücken. Daher sollte dieser auch vor allem an den Trageriemen gut gepolstert sein und gefüllt etwa 8-10 Kg wiegen, keinesfalls jedoch mehr als 12 Kilogramm! Während Ihres Vorbereitungstrainings machen Sie mit Sicherheit auch am eigenen Leib die Erfahrung, wie wichtig eine vollständig wasserdichte Regenjacke ist.
- Das Wetter sollte Ihnen bei Vorbereitungswanderungen mehr oder weniger egal sein, es kann ja schließlich auch auf Ihrer Reise tagelang regnen. Und hier kommt wieder Ihre Regenjacke ins Spiel. Natürlich sind mehrere aufeinander folgende Etappen bei strömendem Regen keinesfalls schön, dringt aber zusätzlich noch nach einiger Zeit Wasser ein und Sie werden klatschnass, dann wird aus Ihrer Traumwanderung schnell ein Horrortrip, bei dem Sie möglicherweise sogar durch eine Krankheit gestoppt werden. Gerade bei der Ausrüstung sollten Sie daher in keinem Falle das Sparen beginnen, Sie werden es unterwegs sonst gnadenlos bereuen! Darüber hinaus sollten Sie jedes Ausrüstungsteil vor der Wanderung zumindest einmal vorher bei einer Tour dabei gehabt haben und so seine einwandfreie Funktionalität überprüft haben.
- Bei der Unterwäsche raten viele erfahrene Tourengeher zu Merinowäsche. Diese ist zwar deutlich teurer, ist aber weniger geruchsbildend und schnelltrocknender als herkömmliche Unterwäsche. Nicht jeder verträgt jedoch diesen außergewöhnlichen Stoff auf der Haut. Gerade wenn Sie Probleme mit Allergien (z. B. gegen Katzenhaare o. Ä.) haben, kann es sein, dass der Stoff auf der Haut etwas juckt. Probieren Sie das Tragen solcher Hemden also unbedingt im Fachgeschäft aus, bevor Sie sie kaufen und greifen Sie im Zweifel lieber zu synthetischer Unterwäsche.
- Das allerwichtigste Utensil sind jedoch die Schuhe. Diese sollten Sie sich bereits einige Monate vor der Tour gekauft haben und mindestens auf zehn Vorbereitungswanderungen getragen haben. Auf Ihrer Tour werden Sie sicherlich krasse Beispiele sehen, wie Sie es nicht machen sollten. Wenn Wanderer Blutblasen an der Fußsohle haben, ist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auf nur sehr schlecht eingelaufene Schuhe und natürlich auf eine generell zu spärliche Vorbereitung zurückzuführen. Da hilft auch die beste Pflegecreme oder der teuerste Hirschtalg am Abend nicht mehr viel! Ihre Füße benötigen einfach eine längere Regenerationspause und sollten keinesfalls in den Folgetagen weiterhin durch stundenlange Wanderungen belastet werden!
- Wenn Sie täglich über tausend Meter Aufstieg vor sich haben und fast genauso viel Abstieg, dann sind höhenverstellbare Stöcke das A und O und einfach unverzichtbar. Gerade beim Aufstieg können Sie sich auf die Stöcke stützen und so viel Kraft sparen. Im Abstieg haben Sie zusätzlichen Halt und kommen so insgesamt kraftsparender voran.
- Pflicht für die Übernachtung auf einer Alpenhütte ist aus hygienischen Gründen auch die Mitführung eines Hüttenschlafsacks. Besonders leicht aber auch etwas teurer (ca. 30 Euro) sind Modelle aus Seide, etwas billiger sind Modelle aus Baumwolle (ab 15 Euro).
Mitgliedschaft im Alpenverein und Auslandskrankenversicherung
- Da Sie hauptsächlich auf Berghütten des DAV nächtigen, sollten Sie eine einjährige Mitgliedschaft beim DAV in Erwägung ziehen. Diese kostet, je nach Sektion, der Sie beitreten möchten, etwa 50-70 Euro. Bei einer Übernachtung auf der Hütte sparen Sie bis zu 50%, zahlen also häufig statt 20 Euro nur 10 Euro. Darüber hinaus kommen Sie als DAV-Mitglied in den exklusiven Genuss des Bergsteigeressens, das jede Hütte anbietet – sehr günstig und dennoch sehr kohlenhydratreich – und nur für DAV-Mitglieder angeboten wird.
- Auch der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung kostet Sie als DAV-Mitglied nur wenige Euro im Jahr. Im Notfall werden Sie jedenfalls froh sein, wenn Sie eine aufwendige Bergung im Gebirge nicht aus eigener Tasche finanzieren müssen.
Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs und Buchung bzw. Reservierung der Unterkünfte
- Generell sollten Sie nicht die Unterkünfte der gesamten Tour im Voraus buchen. Starten Sie etwa in Konstanz, dann reicht es vollkommen aus, wenn Sie Ihre Übernachtungen bis einschließlich Oberstdorf (6 Übernachtungen) buchen. Für ein Einzelzimmer mit Frühstück müssen Sie mit mindestens 25 Euro rechnen, in der Schweiz mit etwas mehr. Auf den Hütten sind die Übernachtungen dann etwas günstiger, je nach Komfort (Zweibettzimmer, Mehrbettzimmer, Matratzenlager), den Sie sich gönnen möchten. Gerade bei den Hütten zwischen Oberstdorf und Meran sollten Sie unbedingt einige Tage vor Ihrer Ankunft anrufen, um Ihnen einen Schlafplatz zu reservieren. Diese Hütten sind besonders überfüllt und bei einer Ankunft am späten Nachmittag könnten Sie ohne Reservierung schon einmal im Notlager landen.
- Die Hütten entlang des E5 bis Meran sind relativ modern, verhältnismäßig großzügig und daher mit anderen Berghütten, in denen vielleicht gerade einmal durchschnittlich zehn Gäste am Tag nächtigen, kaum noch zu vergleichen. Als Frühaufsteher haben Sie zahlreiche Vorteile; wenn Sie morgens früh aufbrechen und bereits am Nachmittag als einer der ersten am Ziel ankommen gelangen Sie in den Genuss einer völlig freien Strecke und können den Sonnenaufgang in den Bergen ganz für sich beanspruchen und genießen. Am Nachmittag sind Sie darüber hinaus froh, wenn noch Warmwasser zum Duschen verfügbar ist.
- Brechen Sie niemals am Wochenende von Oberstdorf auf! Dann sind nämlich auch sämtliche Bergschulen unterwegs, was zu einem noch größeren Andrang auf den Hütten führt.
- Gerne können Sie den Weg auch mit Kindern (empfohlen ab 10 Jahren) gehen. Muten Sie Ihrer Familie aber nicht zu viel zu! Teilen Sie eine anspruchsvolle Tagestour besser in zwei entspannte Etappen auf und legen Sie bei einer Schlechtwetterfront im Zweifel lieber einen Ruhetag auf der Hütte ein. Das Wetter im Gebirge ist sowieso ein wichtiger Faktor Ihrer Reise und kann sämtliche Planungen über den Haufen werfen.
Beste Reisezeit und Wetter in den Alpen
- Die beste Reisezeit für den E5 von Konstanz nach Meran ist von Anfang Juli bis Ende September. In dieser Zeit haben in der Regel alle Hütten am Wegesrand geöffnet und bieten neben einer Übernachtungsmöglichkeit auch ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken an. Dennoch sollten Sie sich vor Start Ihrer Tour noch einmal informieren und die Internetauftritte der Hütten besuchen. Gerade gegen Ende der Saison kann es sein, dass bei anhaltender Verschlechterung des Wetters Hütten bereits verfrüht wieder geschlossen werden.
- Bei Gewitter sollten Sie niemals unterwegs sein, im Notfall schnell ins Tal absteigen und gegebenenfalls von Ihrer geplanten Route abweichen.
- In den Alpen kann es selbst im Hochsommer schneien. Stellen Sie sich auf Ihrer Tour also auf sämtliche Möglichkeiten hinsichtlich des Wetters ein.
Die Durchführung der Alpenüberquerung
Nach erfolgreichem Abschluss der Vorbereitungswochen auf Ihre große Alpenüberquerung steht der tatsächlichen Durchführung nun nichts mehr im Wege. Die ersten Übernachtungen sind gebucht, der Rucksack bereits gepackt und die Wanderschuhe stehen in freudiger Erwartung an der Wohnungstür. Es kann also losgehen! Machen Sie sich auf zu einer ganz besonderen Reise und kehren Sie mit möglichst vielen schönen Erinnerungen zurück.
Planung von Verpflegung und Auffrischung der Wasservorräte
- Generell wird es dem Wanderer auf dem E5 mit der Verpflegung und dem Auffrischen der Wasservorräte sehr leicht gemacht. Auf nahezu jeder Etappe werden gleich mehrere bewirtschaftete Gasthöfe passiert, die zur Einkehr am Mittag einladen. Am Abend essen Sie ja sowieso auf der Hütte am Etappenziel. In den Alpen gibt es zahlreiche Gebirgsbäche, die von den Wanderern natürlich ideal als kostenlose Auffrischung der Wasservorräte genutzt werden können. Nur auf einzelnen Passagen des Weges sind solche Gelegenheiten nicht gegeben (z. B. bei der Überschreitung der Nagelfluhkette gibt es keine Möglichkeit die Wasservorräte unterwegs aufzufrischen). Dies ist im Wanderführer aber deutlich vermerkt! Richten Sie sich also darauf ein.
- Alle 3-4 Tage steigen Sie ins Tal ab und können sich in einem Supermarkt zusätzlich mit Kaminwurzen, frischem Brot oder Müsliriegeln eindecken, die Sie jederzeit im Gepäck haben sollten (Stichwort: Hungerast!).
- Es reicht völlig aus, wenn Sie zwei 1l-Flaschen Wasser im Gepäck haben und diese immer wieder unterwegs auffüllen. So haben Sie stets etwas zu trinken zur Hand und trotzdem nicht unnötig viel Gepäck auf dem Rücken.
Die ersten Tage der Tour bewältigen
- Bereits mehrere Wochen vor Beginn Ihrer Tour wird es in Ihnen kribbeln. Sie können es wahrscheinlich kaum noch abwarten sich auf den Weg zu machen, die Alpen zu Fuß zu bezwingen. Die erste Etappe führt Sie vom Stadtgarten Konstanz entlang des Bodensees bis nach Arbon. Insgesamt ist diese Etappe etwa 32 Kilometer lang (ca. 6 Stunden Gehzeit ohne Pausen) und wird Ihnen am ersten Tag Ihrer Tour bereits sehr viel abverlangen, obwohl keinerlei Steigungen zu bewältigen sind. Von der Vorstellung immer ganz entspannt am Bodenseeufer entlangzulaufen, müssen Sie sich nach etwa zwei Stunden verabschieden. Fortan führt der Weg an einer Bahnlinie entlang, der Blick auf den See wird durch die zahlreichen Privatgrundstücke mit Seezugang versperrt. Gerade wenn Sie einen sehr heißen Tag erwischt haben, kann dies besonders ärgerlich sein. Der See befindet nur wenige Meter entfernt, Sie können sich allerdings nicht erfrischen, da der Weg versperrt ist. Erst kurz vor Arbon können Sie sich im öffentlichen Strandbad Arbon in die Fluten stürzen. Am Abend werden Sie vermutlich sehr erschöpft sein. Dennoch sollten Sie die Zeit nutzen, um ein kleines Pflegeprogramm durchzuführen. Schauen Sie sich Ihre Füße genau an. Haben Sie Blasen und wie schlimm sind diese? Duschen Sie sich kalt ab und cremen Sie anschließend nach einer kurzen Inspizierung Ihre Füße ausgiebig ein, massieren Sie Ihren Rücken so gut es geht und legen Sie sich früh schlafen, damit Sie sich gut erholen können.
- Am zweiten Morgen liegen Sie vermutlich wie ein Stein im Bett und denken, dass Wandern am heutigen Tag überhaupt nicht drin sein wird. Sobald Sie sich Ihren Rucksack auf die wahrscheinlich rebellierenden Schultern geschnallt haben und die ersten Schritte im Rhythmus des Klackens der Stöcke auf dem Untergrund gegangen sind, werden Sie sich jedoch voll auf das Erreichen des nächsten Etappenziels fokussieren. Der Fernwanderweg verläuft weiterhin am Bodenseeufer entlang bis nach Rheineck. Hinter Rorschach können Sie aber auch vom E5 abweichen und die ersten Berge erklimmen, um dann über den Witzweg nach Lustenau ins Rheintal abzusteigen. Auch wenn diese Variante für den zweiten Tag sehr anstrengend ist, so ist sie landschaftlich doch sehr schön und bietet einen traumhaften Blick auf den Bodensee. Am zweiten Abend fühlen Sie sich sicherlich wiederum sehr erschöpft, Ihr Körper wird jedoch schon die ersten Anpassungserscheinungen aufzeigen, weshalb Ihnen die Regeneration über Nacht vermutlich einfacher fallen wird.
- Am dritten Tag werden Sie dann sowohl physisch als auch psychisch endlich voll auf Ihrer ganz persönlichen Reise angekommen sein. Das frühe Aufstehen und das lange Wandern machen Ihnen keine Probleme mehr. Das Rheintal verlassen Sie in Richtung Bregenzer Wald. Im Rother Wanderführer laufen Sie von Rheineck nach Bregenz und fahren von dort mit dem Bus nach Hittisau. Dies ist jedoch sehr schade, denn die Strecke durch den Bregenzer Wald ist für Wanderer sehr schön und absolut zu empfehlen! Eine ganz besondere Übernachtung haben Sie im Alpengasthof Höfle im Lecknertal, unweit von Hittisau, den Sie von Dornbirn aus in etwa 8-9 Stunden erreichen können. Eine der urigsten Übernachtungen überhaupt auf der Tour erwartet Sie hier. Erschrecken Sie nicht, wenn Sie am Morgen bereits um 5 Uhr geweckt werden, da sich der Kuhstall direkt unter den Zimmern befindet und die Kühe zu dieser Zeit fürs Melken vorbereitet werden.
Alleine unterwegs? – Oder doch lieber in der Gruppe wandern
- Wenn Sie in Konstanz starten, dann werden Sie voraussichtlich die ersten Tage alleine unterwegs sein. Spätestens am Stauffner Haus werden Sie jedoch auf andere Wanderer treffen, die dasselbe Ziel verfolgen wie Sie. Beim Abendessen im Gastraum der gemütlichen Hütte haben Sie schnell das Eis gebrochen und kommen mit anderen Wanderern ins Gespräch (spätestens wenn Sie den Rother Wanderführer auf dem Tisch liegen sehen!). Auf diese Weise können Sie sich einer Gruppe anschließen und so viele nette Menschen kennenlernen.
- Eine weitere Option besteht auch darin, dass Sie sich einer Bergschule in Oberstdorf anschließen und so von Beginn an in einer Gruppe unterwegs sind. Allerdings werden Sie ein besonders intensives Erlebnis haben, wenn Sie den einen oder anderen Tag alleine auf dem E5 sind.
Die erste Reifeprüfung wartet mit der Nagelfluhkette
- Am vierten Tag (bei Start in Konstanz) steigen Sie zum Stauffner Haus auf und überschreiten von dort (am fünften Tag) in einer etwa 8-stündigen Gratwanderung die imposante Nagelfluhkette mit ihren zahlreichen Gipfeln. Beim Abstieg nach Gunzesried sollten Sie unbedingt bei der Sennerei des kleinen Städtchens vorbeischauen, die feinsten Käse aus Allgäuer Milch anbietet und dabei keine überhöhten Preise verlangt.
- Danach geht Ihre Reise relativ unspektakulär weiter durchs Illertal bis Oberstdorf, wo die gesamte Innenstadt voll mit rucksacktragenden Touristen ist, die alle das gleiche Ziel haben wie Sie. In Oberstdorf gibt es laut Touristenbüro zwar über 30.000 Übernachtungsmöglichkeiten, dennoch sollten Sie unbedingt im Vorfeld eine Übernachtung gebucht haben. Wenn Sie Glück haben und etwas recherchieren, so können Sie sogar das ein oder andere günstige „Tourengeherzimmer“ finden, bei dem Sie sogar die hauseigene Sauna mitbenutzen dürfen. Und dies ist nach den ersten anstrengenden sechs Tagen ein wahrer Luxus.
- Ab Oberstdorf werden der Fernwanderweg E5 und die Hütten bis Meran deutlich voller. Es gilt also die Etappen so früh wie möglich zu starten, damit Sie bei Ankunft auf der Hütte noch einen guten Schlafplatz zugewiesen bekommen und nicht im Notlager unterkommen müssen. Es empfiehlt sich auch ein bis zwei Tage vor Ankunft auf der Hütte anzurufen und die Übernachtung zu reservieren. Die Kontaktdaten der Hütten finden Sie im Rother-Wanderführer. Die meisten Wanderer laufen die Strecke über die Kemptener und Memminger Hütte nach Zams und von dort über Wenns zur Braunschweiger Hütte. Im Anschluss verläuft der Weg über die Martin-Busch-Hütte und die Similaunhütte mit Abstieg ins Schnalstal. Vom Vernagt-Stausee fahren die meisten dann mit dem Bus durchs Vinschgau nach Meran. Bei dieser Routenführung sind jedoch leider einige Bustransfers und Seilbahnfahrten enthalten, wie z. B. auch die etwa 30 Kilometer lange öde Fahrt durchs Pitztal.
Empfohlene Alternativroute zum Standardweg
- Eine absolut empfehlenswerte Alternative bietet sich dem ambitionierten Wanderer mit der Umgehung des Abschnitts „Pitztal zur Braunschweiger Hütte“ über den Kaunergrat. Dafür müssen Sie von Zams aus insgesamt vier Tage mehr einplanen, und deutlich mehr Strapazen auf sich nehmen, werden hinterher aber froh sein, sich für diese spektakuläre Variante entschieden zu haben. Für diese teilweise sehr anspruchsvollen Etappen sollten Sie unbedingt absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit mitbringen, da die Wege teilweise sehr ausgesetzt sind und auch einige Schlüsselstellen zu überwinden sind (ein Klettersteigset ist nicht zwingend erforderlich). Beim Abstieg vom Madatschjoch müssen Sie beispielsweise eine Leiter hinabsteigen und später auf dem Cottbuser Höhenweg an Stahlbügeln herunterklettern. Es sollte also an diesen Tagen keinesfalls feucht oder gar rutschig sein, sonst ist dieser Abschnitt lebensgefährlich!
- Unterschätzen Sie auch nicht die Höhe. Hier befinden Sie sich auf ca. 3.000 Metern Höhe, d. h. die Sauerstoffsättigung der Luft ist bereits deutlich geringer als im Flachland, was sich durch stärkeres und schnelleres Atmen zeigt. Sie sollten aber dank der Tage zuvor ideal akklimatisiert sein. Auf der Braunschweiger Hütte treffen Sie schließlich wieder auf die Normalroute des E5. Besonders imposant ist der einmalige Blick von der Panoramaterrasse der Alpenhütte auf das nahegelegene Gletschergebiet rund um die 3.768 Meter hohe Wildspitze. Nun sind es im schnellsten Fall nur noch zwei Tage bis Meran, wenn Sie sich für die sehr beliebte Routenführung über die Martin-Busch-Hütte und die Similaunhütte entscheiden. Nach der Similaunhütte am Niederjoch beginnt der sehr steile Abstieg zum Vernagt-Stausee im Schnalstal. Über diesen Trampelpfad werden übrigens noch heute die Südtiroler Schafe hinauf zu den saftigen Almwiesen der Ötztaler Alpen geführt. Vom Stausee bringt Sie ein Bus durchs Vinschgau bis nach Meran. Oder Sie entscheiden sich doch noch für eine kleine Zugabe und laufen am nächsten Tag von Vernagt/Katharinaberg bis nach Meran.
Unterwegs werden Sie leider nicht immer schöne Bilder sehen. Natürlich ist das Alpenpanorama in vielerlei Hinsicht traumhaft. Sie werden aber auch die Kehrseite der Medaille sehen. Und so wird ein wunderschönes Panoramabild schon einmal durch scheinbar ausgestorbene Skigebiete mit ihren Liften und Bergstationen zerstört. Wenn Sie am letzten Tag Ihrer Reise in Meran (oder sogar in Bozen) ankommen, wird Sie möglicherweise ein etwas komisches Gefühl beschleichen. Einerseits sind Sie sehr erleichtert und stolz, was Sie mit Ihrer Wanderung geleistet haben. Andererseits werden Sie vielleicht auch denken, dass die Zeit viel zu schnell rumgegangen ist und Sie am liebsten noch viel weiter gelaufen wären. Jedenfalls sollten Sie dieses besondere Erlebnis für sich ganz persönlich festhalten. Stellen Sie doch eine Auswahl mit den schönsten Bildern Ihrer Tour zusammen und schreiben Sie für jeden Tag Ihrer Alpenüberquerung einen kleinen Erlebnisbericht. Alles zusammen verewigen Sie am besten in einem Fotobuch, das Sie sich ins Regal stellen und zu besonderen Anlässen immer mal wieder herausholen und in Erinnerungen schwelgen können.
Wie hilfreich finden Sie diesen Artikel?