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Zukunft mit "Hufrolle" - Bedeutung des Syndroms für Ihr Pferd

Inhaltsverzeichnis

Jedes Pferd hat eine Hufrolle - die Entzündung derselben ist ein gefürchtetes Problem.
Jedes Pferd hat eine Hufrolle - die Entzündung derselben ist ein gefürchtetes Problem.
Für die meisten Reiter ist die Diagnose einer Veränderung der Hufrolle bei ihrem Pferd die Horrorvorstellung schlechthin. Sie assoziieren mit dieser Erkrankung nicht nur, dass betroffene Pferde häufig keine Zukunft im Spitzensport mehr haben. Die größte Sorge bereitet ihnen meist die Frage, wie bei betroffenen Tieren ein einfaches, schmerzloses Laufen auf Dauer gewährleistet werden kann. Was steckt eigentlich hinter dieser Erkrankung und welche Folgen hat sie?

Die Hufrolle im medizinischen Sinn

  • Anatomisch gesehen setzt sich die Hufrolle aus verschiedenen Strukturen zusammen. Dazu gehören das Strahlbein, dessen Schleimbeutel und der untere Abschnitt der tiefen Beugesehne des Pferdes.
  • Die tiefe Beugesehne beugt, wie der Name schon sagt, das Bein. Sie setzt am Hufbein an. Zu diesem Zweck muss sie, von oben kommend, um die Kurve über das Strahlbein verlaufen. Diese Kurve bzw. Rolle gibt der Hufrolle ihren Namen.
  • Die tiefe Beugesehne übt durch diesen Verlauf bei der Bewegung des Pferdebeines eine große Druck- und Zugbelastung auf das Strahlbein aus. Der Schleimbeutel des Strahlbeins wirkt dabei als Polsterung, damit die Sehne nicht direkt auf den Knochen einwirkt.

Das Hufrollensyndrom bei Pferden

  • Jedes gesunde Pferd hat also in jedem seiner Hufe eine Hufrolle. Liegt in einem oder mehreren der Bestandteile der Hufrolle ein Problem vor, dann wird die Funktion der gesamten Struktur gestört. Es entsteht ein krankhafter Zustand, der als Hufrollensyndrom oder Podotrochlose bezeichnet wird. In der Umgangssprache von Reitern wird die Krankheitsbezeichnung "Hufrollensyndrom" häufig durch den Begriff "Hufrolle" abgekürzt.
  • Das Hufrollensyndrom beruht meistens auf Entzündungen von Sehne oder Schleimbeutel oder auf degenerativen Prozessen wie der Zersetzung des Strahlbeinknochens. Unter dem Hufrollensyndrom werden also Symptome zusammengefasst, die auf ganz unterschiedlichen Ursachen beruhen können.
  • Die Krankheit kann durch viele verschiedene Faktoren begünstigt werden. Die Form des Hufes und der Beschlag können eine Rolle spielen. Schmale und kleine Hufe sind gefährdeter. Auch lange Hufe mit flachen Trachten wirken sich negativ aus. Wird der natürliche Hufmechanismus durch Zwanghufe oder falschen Beschlag gestört, kann auch dies ursächlich für das Hufrollensyndrom sein.
  • Auch eine direkte Druckbelastung kann schädigend wirken. Erhöhter Druck wirkt beispielsweise auf den Vorderhufen überbauter Pferde. Das Reiten hat ebenfalls großen Einfluss. Springen, steiles Bergabreiten, Galoppieren auf harten und unebenen Wegen oder "auf der Vorhand reiten" wirkt negativ. So erklärt sich auch, dass in den meisten Fällen die Vorderhufe von der Erkrankung betroffen sind.
  • Auch Übergewicht der Pferde oder dauerhaftes Stehen in einer kleinen Box sind Negativfaktoren. Nachweislich spielt auch die Genetik eine Rolle für die Krankheitsanfälligkeit.

Bedeutung für die Zukunft des Pferdes

  • Die Bedeutung des Hufrollensyndroms für die Zukunft eines Pferdes hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst einmal kommt es auch darauf an, welche der Strukturen der Hufrolle erkrankt ist und wie lange diese Erkrankung schon besteht. Eine früh erkannte Entzündung des Schleimbeitels oder der Sehne kann durch Schonung auskuriert werden. Eine Zersetzung des Strahlbeins ist hingegen nicht heilbar.
  • Wurde die Lahmheit sehr früh erkannt und sind beim Röntgen keine Zersetzungsprozesse am Knochen sichtbar, dann kann versucht werden, das Pferd für einige Monate auf die Weide zu stellen und nicht zu reiten. Nach Ausheilung der Entzündung kann es vorsichtig antrainiert werden. In Zukunft sollte das Pferd jedoch schonend belastet werden, damit die Krankheit nicht erneut auftritt. Insbesondere Springen und schnelles Reiten auf harten und unebenen Böden sollten vermieden oder zumindest reduziert werden.
  • Sind auf den Röntgenbildern bereits Auflösungsprozesse des Strahlbeins zu sehen, dann kann nur noch versucht werden, diese nicht weiter zu verschlimmern. Je nachdem, wie stark die Veränderung ist, darf das Pferd in Zukunft noch schonend normal geritten oder nur im Schritt bewegt werden. Manchmal gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen Röntgen- und Lahmheitsbefund. Manche Pferde mit Knochendefekten lahmen nicht. Diese Pferde sollten dennoch nur vorsichtig geritten werden, damit die Veränderungen sich nicht verstärken.
  • Der Hufbeschlag sollte in Zukunft angepasst werden. Im akuten Krankheitsstadium sind Hufeisen vorteilhaft, die den Huf zu den Trachten hin höher stellen. Das Pferd kann leicht abrollen und dies entlastet die Hufrolle. Auch der völlige Verzicht auf Hufeisen in Kombination mit einer Hufbearbeitung, die ihm ermöglicht, leicht abzurollen, wird oft empfohlen. Lange Zehen sollten beispielsweise nach und nach verkürzt werden.
  • Sind die Veränderungen am Knochen zu gravierend und kann das Pferd trotz aller Behandlung nicht mehr schmerzfrei laufen, dann bleibt als letzte Option ein Nervenschnitt. Dieser nimmt die Schmerzen komplett, doch er ist mit großen Nachteilen verbunden. Das Pferd hat kein Gefühl mehr in den Füßen. Schnelles Reiten oder Springen muss daher unterlassen werden, denn es könnte lebensgefährlich sein. Außerdem kann bei zu starker Belastung die Sehne abreißen. Ein Nervenschnitt ist ganz besonders dann zu empfehlen, wenn man seinem Pferd eine schmerzfreie Zukunft auf der Weide ermöglichen will.
  • Aufgrund der erblichen Komponente sollte mit betroffenen Pferden keinesfalls gezüchtet werden. Eine Trächtigkeit würde außerdem die Hufrolle durch das vermehrte Körpergewicht belasten.
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