Der Aufbau des Kreuzreims
Gedichte sind sowohl inhaltlich als auch sprachlich stark verdichtete Texte. Dadurch erhält die formale Gestaltung, also bspw. der Kreuzreim, eine besondere, über die äußere Wirkung hinausgehende Bedeutung.
- Der Kreuzreim bezeichnet eine Reimform, bei dem sich das Ende einer Gedichtzeile auf das der übernächsten Zeile reimt. Dadurch entsteht das Reimschema a b a b.
- Ein Beispiel für den Kreuzreim sind die ersten vier Zeilenendungen aus „Wandrers Nachtlied“ von Goethe: Gipfeln (a) - Ruh (b) - Wipfeln (a) - du (b).
- Der Kreuzreim kann nicht nur inhaltlich eine Strophe bspw. von der nächsten abgrenzen, sondern im Gegenteil auch Inhalt und Form aufeinanderfolgender Strophen auf elegante Weise ineinander übergehen lassen. So könnte sich das Ende der letzten Zeile einer Strophe auf das der zweiten der nächsten Strophe reimen.
Sinn und Wirkung des Kreuzreims
- Der Kreuzreim hilft, wie jedes andere formale Mittel der Lyrik, ein Gedicht zu organisieren und ihm eine bestimmte Klangfarbe zu verleihen, welche die Wirkung des Inhaltes unterstreicht. So werden dem Leser z. B. inhaltliche Zusammenhänge erschlossen, indem der über Kreuz stattfindende Reim Zeilen klanglich und rhythmisch miteinander verbindet und dazwischen ein weiteres Thema mitgeführt werden kann.
- Im Vergleich zum Paarreim (a a b b) eröffnet der Kreuzreim einen weiteren Raum und wer ein solches Gedicht laut liest, wird schnell merken, dass der entstehende Rhythmus eine Art Wellenbewegung schafft, die vom Leser bspw. weniger statisch als der Rhythmus des Paarreims empfunden wird. Bei einem etwas längeren Gedicht kann sogar eine Art Sogwirkung entstehen, die es angenehm macht, dem Spiel von Rhythmus und Inhalt hin zu einem vom Autor gesetzten Ziel zu folgen.
- Reime müssen sich übrigens nicht auf das Zeilenende beschränken. Der Stabreim bspw. findet innerhalb der Zeile statt, indem der Dichter Wörter mit gleich klingenden Anlauten verwendet.
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