Wissenswertes zu Wilhelm Busch und seinen Werken
Wilhelm Busch wurde 1832 in Wiedensahl geboren und starb 1908 in Mechtshausen. 1913 errichtete man ihm zu Ehren ein Wilhelm Busch-Denkmal in seiner Geburtsstadt.
- Nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Maler ist Wilhelm Busch in die Geschichte eingegangen. Die Kombination aus Versen und Zeichnungen geben seinen Werken ihren besonderen Reiz.
- Zwischen 1865 und 1884 veröffentlichte Busch zahlreiche Bildergeschichten. "Max und Moritz" (1865) ist nicht nur die erste, sondern auch bis heute die beliebteste.
- Weitere bekannte Bildergeschichten sind "Die fromme Helene" (1872), "Fipps der Affe" (1879), "Plisch und Plum" (1882) und "Maler Klecksel" (1884). Auch wenn Sie nicht alle diese Werke gelesen haben, kennen Sie vielleicht den einen oder anderen Titel.
- Busch hat neben seinen bekannten Geschichten auch Gedichte und Erzählungen verfasst. Die meisten von ihnen sind humoristischer Natur und sprühen vor Ironie. Viele seiner Figuren kommen auf makabere Weise zu Tode. Dennoch lässt der letzte Satz den Leser oft schmunzeln. So endet das Gedicht "Fink und Frosch" mit der knappen Aussage: "Wenn einer, der mit Mühe kaum geklettert ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vogel wär - so irrt sich der."
- Viele Texte, so auch "Max und Moritz", veröffentlichte Busch in der humoristisch-satirischen Zeitschrift "Die Fliegenden Blätter". Diese wurde 1845 von dem Verlag "Braun & Schneider" ins Leben gerufen. 1848 erschien in diesem Verlag erstmalig der "Münchner Bilderbogen". 50 dieser Bilderbogen stammen von Wilhelm Busch.
- Bemerkenswert sind in den Werken von Wilhelm Busch nicht nur die Verse, sondern auch die humoristischen Karikaturen. Die bekannte Bildergeschichte "Der Virtuos" besteht zum größten Teil aus Zeichnungen.
- Sie beginnt mit dem einleitenden Vers: "Zum Neuen Jahr begrüßt uns hier ein Virtuos auf dem Klavier. Er führ' euch mit Genuss und Gunst durch alle Wunder seiner Kunst." Unter jeder Zeichnung finden Sie eine musikalische Vortragsangabe. Die ursprünglich neutralen Anweisungen wie "maestoso", "piano" oder "capriccioso" erhalten durch die Karikaturen eine ironische Komponente.
Schauen Sie sich eine der Bildergeschichten von Wilhelm Busch an, ohne den Text zu lesen. Sie werden merken, dass die Bilder oft eine ebenso deutliche Sprache sprechen.
"Max und Moritz" - Zum Inhalt der Bubengeschichte
Den Titelfiguren Max und Moritz kommt es immer wieder in den Sinn, ihren Mitbewohnern Streiche zu spielen. Einen Grund dafür brauchen sie nicht. Sie handeln aus purem Vergnügen.
- Opfer der ersten beiden Streiche ist die alte Witwe Bolte. Wie Lehrer Lämpel ist sie hierzulande fast ebenso bekannt wie Max und Moritz selbst.
- Max und Moritz binden zunächst vier Stückchen Brot an Fäden und knoten sie zusammen. Die Hühner fressen das Brot und ersticken daran, als sie an einem Baum hängenbleiben.
- Nach ihrem ersten Schock beschließt Witwe Bolte, die Hühner zu braten und zu essen. In einem unbeobachteten Moment gelingt es Max und Moritz, die Hühner durch den Schornstein zu stiebitzen.
- Die nächsten Streiche gelten Lehrer Lämpel, Schneider Böck und Onkel Fritz. Die Pfeife des Lehrers füllen Max und Moritz mit Zündstoff, Onkel Fritz legen sie Maikäfer ins Bett. Schneider Böck ärgern sie auf besonders heimtückische Weise. Mit dem ihm verhassten "Schneider meck-meck-meck" locken sie ihn aus seinem Haus hervor. Der erboste Schneider rennt über die Brücke und fällt ins Wasser. Max und Moritz hatten sie zuvor leicht angesägt.
- Im sechsten Streich versuchen Max und Moritz, dem Bäcker seine Brezeln zu stehlen. Hierbei fallen sie in den Kuchenteig, worauf der Bäcker sie in den Ofen schiebt. Spätestens hier merken Sie als Leser, dass es sich um eine Fantasiegeschichte handelt. Die beiden entkommen auf wundersame Weise, indem sie sich durch die knusprige Außenschicht knabbern.
- Allein der letzte Streich misslingt und macht Max und Moritz den Garaus. Aus Lust am Ärgern schneiden sie Löcher in die Getreidesäcke des Bauern. Der erwischt sie jedoch und beauftragt den Müller, die Jungs samt Getreide zu mahlen.
- Über das grausame Ende von Max und Moritz ist im Dorfe niemand traurig. Dem Nachwort zufolge freut sich jeder, dass es endlich vorbei sei "mit der Übeltäterei".
Sprachlicher Humor bei "Max und Moritz"
Der Erfolg von "Max und Moritz" beruht nicht in erster Linie auf dem Inhalt der Geschichte. Im Gegenteil: Die Handlung ist alles andere als jugendfrei. Dank des unnachahmlichen Sprachwitzes und der subtilen Ironie ist diese Geschichte jedoch eindeutig der humoristischen Literatur zuzuordnen. Manche Verse sind zu Aphorismen geworden, die auch heute gerne zitiert werden.
- Schon im Vorwort wird deutlich, dass der Leser alles andere als eine ernste Abhandlung zu erwarten hat. Die scheinbar anklagenden Worte über die Boshaftigkeit von Kindern enthalten von Anfang an eine ironisierende Note.
- Als strukturbildendes Mittel beendet Busch jedes Kapitel mit dem gleichen Satz. Auf diese Weise verbindet er die einzelnen Streiche miteinander. Gleichzeitig erzeugt er einen angenehmen Wiedererkennungseffekt. Die Wendung "Dieses war der erste Streich." ist zu einer gängigen Floskel der deutschen Alltagssprache geworden.
- Traurige oder grausame Ereignisse zieht Busch durch die Verbindung von Sprache und Bild geschickt ins Lächerliche. Berühmt ist die Verszeile des ersten Streiches: "Und ihr Hals ward lang und länger, ihr Gesang ward bang und bänger; jedes legt noch schnell ein Ei, und dann kommt der Tod herbei." Der Humor, der sich schon sprachlich zeigt, wird in der entsprechenden Zeichnung noch verstärkt. Hier sehen Sie nicht nur die drei Hühner, sondern auch den Hahn ein Ei legen.
- Buschs Sprache ist geprägt von abrupten Gegensätzen und ironischen Übertreibungen. Wenn die Witwe Bolte von "ihres Lebens schönstem Traum" spricht, meint sie ihre Hühner. Auch der größte Schmerz hindert sie jedoch nicht daran, diese schließlich zu braten.
- Auch die lautmalerische Komponente sorgt für den humoristischen Charakter der Geschichte. Berühmt ist die Stelle, an der die beiden die Brücke des Schneiders Böck zersägen. Auslöser ist hier vor allem die Zeile "...ritze-ratze, voller Tücke, in die Brücke eine Lücke".
- Ebenso charakteristisch ist die Szene, in der die Hühner das Brot bemerken. Hier heißt es: "Kaum hat dies der Hahn gesehn, fängt er auch schon an zu krähn: Kikeriki, kikeriki! Tak, tak, tak, da kommen sie." Durch die lautmalerische Formulierung erscheint es einem Leser so, als hörte er die Hühner tatsächlich kommen.
Die Geschichte von Max und Moritz ist heute so beliebt, dass sie in verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Trotz hoher Qualität der Übersetzungen lässt sich die ursprüngliche Wirkung jedoch nur im Original erzielen. Dem Humor aus der künstlerischen Verbindung von Lautmalerei, Versmaß und Inhalt kann sich kaum ein Leser entziehen.
Kinder- oder Erwachsenenliteratur? - Zur Interpretation von "Max und Moritz"
"Max und Moritz" ist eine Geschichte von zwei kleinen Jungen. Doch ist sie auch als Lesestoff für Kinder geeignet? Aus pädagogischer Sicht gibt es viele skeptische Stimmen. Die Geschichte enthalte zu viele grausame Details, um sie als Kinderliteratur verwenden zu können. Sollte man die Abenteuer von Max und Moritz seinen Kindern vorenthalten?
- Auf den ersten Blick scheint die Kritik berechtigt. Die Geschichte von Max und Moritz hält etliche Grausamkeiten und makabere Details parat. Die Hühner der Witwe Bolte sterben einen furchtbaren Erstickungstod. Lehrer Lämpel erleidet schwerste Verbrennungen am ganzen Körper. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit ist am Ende erreicht. Hier werden die Titelhelden zu Korn gemahlen und dann von "Meister Müllers Federvieh" verspeist.
- Vorwürfe wie diese lassen sich nicht entkräften. Andererseits zieht sich der ironische Unterton wie ein roter Faden durch die Zeilen. Die Handlung der Geschichte ist daher kaum ernst zu nehmen. Wie sonst ist es zu erklären, dass Max und Moritz zu Brot gebacken werden, ohne Schaden zu nehmen?
- Als Argument, dass Grausamkeiten dieser Art nicht für Kinderohren bestimmt seien, taugen die Vorwürfe nicht. Auch in vielen Märchen der Gebrüder Grimm geht es nicht gerade zimperlich zu. Schneewittchens Stiefmutter will die Prinzessin töten lassen und verlangt als Beweis der Ermordung ihr Herz!
- Kinder beziehen Details wie diese nicht unbedingt auf ihre eigene Wirklichkeit. Ihnen ist wichtig, dass klar zwischen Gut und Böse getrennt wird. Wer böse ist, wird bestraft, wer gut ist, wird belohnt. Darum stört sich kaum ein Kind daran, dass die Hexe von Hänsel und Gretel im Ofen verbrannt wird. Sie hat ihre gerechte Strafe bekommen!
- Vor diesem Hintergrund ist das Ende von Max und Moritz die logische Konsequenz ihrer permanenten Missetaten. Für Kinder bleibt es eine unterhaltsame Abenteuergeschichte.
- Dennoch ist die Frage berechtigt, wer an Buschs Werk mehr Vergnügen hat. Für Kinder zählt in erster Linie der Inhalt. Erwachsene achten auch auf das, was zwischen den Zeilen steht. Neben dem unvergleichlichen Humor und der gewandten Sprache entgeht einem erwachsenen Leser auch die subtile Sozialkritik nicht.
- Einerseits kontrastiert Busch die Boshaftigkeit der Kinder mit der angeblichen Sittsamkeit der Erwachsenen. Gleichzeitig entlarvt er deren Verlogenheit. Sämtliche Figuren treten nicht als selbständig denkende, emotionsfähige Lebewesen auf, sondern als brave, linientreue Mitläufer.
- Niemand im Dorf hat am Ende Mitleid mit Max und Moritz. Jeder ist der Meinung, dass sie ihre gerechte Strafe bekommen hätten. Die höchste Stufe der Gleichgültigkeit findet sich beim "braven Bauersmann". Dieser behauptet nur: "Wat geiht meck dat an?"
- In diesem Sinne entlarvt Busch hier nur bedingt die Frechheit von Kindern, die gern Streiche spielen. Sie gehen dabei ja durchaus kreativ vor und lassen sich immer etwas Neues einfallen. Die Erwachsenen sind es, die Busch in ihrer ganzen biederen Einfalt karikiert.
Zusammenfassend gesagt, ist "Max und Moritz" eine Geschichte über und für Kinder. Erst Erwachsene jedoch können sie in ihrer ganzen Qualität genießen. Nur ein erwachsener Leser kann sich sowohl über die Sprache als auch über den hintergründigen Humor freuen. Machen Sie den Versuch und lesen Sie die Geschichte einem Kind vor. Vermutlich werden Sie beide Vergnügen daran haben, aber über völlig unterschiedliche Dinge lachen.
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