Was bedeutet Nihilismus?
Die Bezeichnung Nihilismus leitet sich vom lateinischen “nihil” ab, was übersetzt “nichts” bedeutet.
Bildungssprachlich wird damit eine weltanschauliche Haltung beschrieben, die sämtliche positiven Ideale und Werte ablehnt und alle Normen und Werte, die in einer Gesellschaft gelten, verneint.
In der Philosophie beschreibt es die Sinnlosigkeit alles Bestehenden und die Anschauung von der Nichtigkeit. Wobei dem Begriff hier teilweise eine sehr tiefgründige Bedeutung zukommt.
In der deutschen Philosophie spielt der Begriff allerdings erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine Rolle.
Wie wird der Begriff verwendet?
Gerade in der Vergangenheit wurde “Nihilismus” häufig polemisch verwendet. Gemeint waren damit Kritiker einer religiösen oder politischen Ordnung. Wobei kirchliche Nihilisten oft mit Atheisten verglichen werden, politische Nihilisten mit Anarchisten.
Insbesondere zur Zeit des Vormärz, der Zeit zwischen 1815 und 1848, wurde der Begriff vermehrt für Atheisten und Gegner des politischen Systems genutzt.
Umgangssprachlich werden Nihilisten häufig mit Pessimisten gleichgesetzt, was eigentlich nicht ganz richtig ist. Die Bezeichnung ist somit eher abwertend oder gar vorwurfsvoll zu verstehen.
Wie unterscheiden sich Nihilisten von Pessimisten?
Pessimisten sehen das Leben grundsätzlich negativ. Sie gehen immer davon aus, dass etwas schiefgeht oder im Schlechten endet. Nihilisten hingegen lehnen schlichtweg bestimmte Werte oder Anschauungen ab. Das muss zwar nicht zwingend auch bedeuten, dass sie stets das Negative im Leben sehen, trotzdem weisen Nihilisten häufig auch pessimistische Züge auf.
Welche Arten von Nihilisten gibt es?
Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche unterteilt Nihilisten in zwei Kategorien. Auf der einen Seite die passiven Nihilisten, die nicht in der Lage sind, ihre eigenen Werte und Sinnhaftigkeit in ihren Handlungen zu schaffen.
Auf der anderen Seite sind die sogenannten reaktiven Nihilisten. Dazu zählte er zu seiner Zeit etwa russische Anarchisten, die zur gnadenlosen Zerstörung des Staates aufrufen.
Welche Arten von Nihilismus gibt es?
Aufgrund der extremen Mehrdeutigkeit und einer stark negativen Konnotation wird der Begriff in der modernen Philosophie nur noch selten verwendet. Es gibt jedoch zahlreiche Arten des Nihilismus, die sich auch auf andere Gebiete beziehen.
Logischer Nihilismus
Anhänger des logischen Nihilismus leugnen bestimmte oder alle Wahrheiten.
Therapeutischer Nihilismus
Der therapeutische Nihilismus resultiert aus dem logischen Nihilismus. Er spielt in der Medizin eine Rolle und bezeichnet die (vollständige) Ablehnung therapeutischer Maßnahmen bei Krankheiten.
Therapeutische Nihilisten betrachten das unvollständige Wissen der Medizin skeptisch. In ihren Augen gibt es keine Wahrheit und die Menschheit kann niemals wissen, ob etwas stimmt oder nicht. Aus diesem Grund verzichten sie im Krankheitsfall lieber vollständig auf eine medizinische Behandlung.
Religiöser Nihilismus
Religiöse Nihilisten verneinen die Existenz von Göttern und lehnen daher Religionen ab. Das führt oft dazu, dass religiöse Nihilisten keinerlei Sinn im Leben sehen, da dieses sowieso eines Tages endet und die Menschheit im Laufe der Zeit einfach vergessen wird.
Existenzieller Nihilismus
Der existenzielle Nihilismus ist die bekannteste und wohl auch häufigste Form des Nihilismus. Existenzielle Nihilisten erkennen keinen Sinn im Leben und der Menschheit.
Insbesondere im 19. Jahrhundert war dies eine weit verbreitete Lebenseinstellung, die auch häufig in literarischen Werken der Epoche aufgegriffen wurde.
Ethischer Nihilismus
Vertreter dieser Art des Nihilismus wenden sich von in der Gesellschaft etablierten Leitbildern und Handlungsmaximen ab. Für sie stellt die Freiheit das höchste Lebensprinzip dar und diese sehen sie durch eben diese gesellschaftlichen Leitbilder gefährdet.
Ontologischer Nihilismus
Ontologische Nihilisten leugnen das Sein und sehen dagegen das Nichts als die letztgültige Wahrheit an.
Metaphysischer Nihilismus
Vertreter des metaphysischen Nihilismus verneinen die Existenz einer Wirklichkeit.
Grundsätzlich lassen sich also die verschiedenen Arten und Bedeutungen des Begriffs Nihilismus stets danach einordnen, was verneint wird. Dazu gehören:
- ein Sinn des Lebens
- ein Sinn der Weltgeschichte
- die Existenz übernatürlicher Wesen
- erkennbare Tatsachen
- moralische Verbindlichkeiten, Werte und Normen
Welche Folgen kann eine nihilistische Denkweise nach sich ziehen?
Eine nihilistische Denkweise kann sowohl positive als auch negative Folgen mit sich bringen.
Während für viele die Gedanken, dass das Leben endlich, das Universum unendlich und die Menschheit eigentlich nur winzig klein ist, beängstigend sind, ziehen andere genau daraus ihren Optimismus und eine positive Einstellung zum Leben. Genau das wird dann auch optimistischer Nihilismus genannt.
Auch der Existenzialismus kann als Folge des Nihilismus gesehen werden. Hier wird objektiv gesehen zwar kein Sinn im Leben gesehen, der Mensch kann aber sehr wohl in seinem eigenen Leben einen ganz eigenen Sinn finden.
Eine etwas abgeänderte Form davon ist der christliche Existenzialismus. Demnach ist der Mensch im unendlichen Universum verloren und lediglich Gott kann seinem Leben einen Sinn verleihen.
Der Absurdismus ist eine philosophische Richtung, die sich mit einem durch den Nihilismus entstehenden Konflikt beschäftigt. Der Mensch sei bemüht, den Sinn des Lebens zu finden. Dies müsse aber unweigerlich fehlschlagen, da es diesen, dem Nihilismus zufolge, gar nicht gibt und der Mensch ihn somit auch nicht finden kann. Diesem komplexen Thema hat sich die Philosophie des Absurden, wie diese Strömung auch genannt wird, gewidmet.
Gibt es bekannte Vertreter des Nihilismus?
Einer der bedeutendsten Vertreter des Nihilismus als philosophische Strömung ist Friedrich Nietzsche. Der deutsche Philosoph, der von 1844 bis 1900 lebte, gilt als einer der genialsten Philosophen seiner Zeit, von dem nicht wenige behaupten, er sei mit seinem Denken und seinen Ansichten seiner Zeit weit voraus gewesen.
Nietzsche schrieb eine Vielzahl seiner Werke, während er an Nervenzusammenbrüchen oder Wahnvorstellungen litt.
Seine nihilistische Weltsicht wurde durch den schwindenden Glauben an Gott und das verstärkte Aufkommen der Wissenschaft ausgelöst. Dadurch schwand für ihn die Basis für jegliche Werte und Moral und er war überzeugt, dass der Mensch die Wahrheit, sollte es sie überhaupt geben, nie richtig erfassen könne.
Eines seiner berühmtesten Zitate ist: “Gott ist tot!'' Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!”
Bei vielen weiteren Schriftstellern und Philosophen ist die Frage, ob sie Nihilisten waren, nicht so eindeutig zu beantworten, in ihren Werken werden nihilistische Grundzüge jedoch angedeutet.
Zu diesen Schriftstellern gehören etwa Franz Kafka, mit seinem Werk “Die Heimkehr” und Johann Wolfgang von Goethe, in dessen Buch “Faust” klare Züge des Nihilismus zu erkennen sind.
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