"Immer das letzte Wort" - der Versuch der Frauen, gehört zu werden
- Es lässt sich nicht leugnen: Männer sind meistens stärker als Frauen - jedenfalls körperlich. Die gesellschaftlichen Normen zwangen Frauen über viele Jahrhunderte, dem Mann "untertan" zu sein. Die Gesellschaft orientierte sich am Willen des Mannes - sie hatten das Sagen - die Frauen hatten den Frust und das letzte Wort.
- Solche grundsätzlichen Machtkonstellationen hinterlassen tiefe Spuren. Schließlich werden Frauen von Frauen erzogen. Nach dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein" wurden diese wehrhaften Sprachstrategien beispielgebend von einer Frauengeneration zur anderen weitergegeben.
- Inzwischen haben sich die Machtverhältnisse im Kampf der Geschlechter hierzulande weitgehend ausgeglichen: Frauen müssen in der Regel nicht mehr durch "das letzte Wort" ihre Meinung kundtun. Sie haben jetzt andere Mittel, sich Gehör zu verschaffen und können frei entscheiden. Der Kampf um die Gleichberechtigung hat Früchte getragen. Mittlerweile ist die Angst, ungebuttert zu werden wohl nicht mehr nur frauenspezifisch, sondern im Einzelfall haben auch die Männer Frust und das letzte Wort.
Ein offenes Ohr zu haben bedeutet, nicht mehr kämpfen zu müssen
- Der Impuls, immer noch "einen draufsetzen" zu müssen, kann alle Beteiligten furchtbar nerven. Dieses Phänomen tritt nur dann auf, wenn es an Akzeptanz und gegenseitigem Verständnis fehlt.
- Jeder Mensch möchte gehört und gesehen werden - mit all seinen Bedürfnissen und Wünschen. Das Problem ist, dass Mann und Frau - Menschen überhaupt - einander nicht wirklich zuhören. Das ist nichts Ungewöhnliches: Die wenigsten Menschen hören ihrem Gegenüber wirklich zu, wenn sie miteinander reden. Jeder ist in seinem "Film" und kriegt so die Gefühle und Reaktionen des Anderen gar nicht mit. Auf diese Weise entsteht schnell das Gefühl, nicht akzeptiert zu sein und übergangen zu werden. Und bevor man es richtig registriert hat, sind der Streit und die Auseinandersetzung schon eskaliert und jeder versucht, das letzte Wort zu haben.
- Wenn sich die Streithähne darüber klar werden, dass immer derselbe Mechanismus abläuft und zur Eskalation führt, haben Sie eine gute Alternative, den Kampf zu beenden, indem Sie ein "Stoppwort" vereinbaren.
- Wird dieses Wort genannt, nehmen sich beide zurück und sprechen erst einmal darüber, wie sie sich fühlen. Jeder für sich. Nicht über den Anderen.
- Solche Mechanismen sind wie Hände, die ineinander verschränkt sind - ändert einer von beiden sein Verhalten und spielt nicht mehr mit, funktioniert das ganze Gefüge nicht mehr auf die gewohnte Weise. Brechen Sie Ihr gewohntes Verhalten - reagieren Sie ganz anders als gewohnt, dann verändert sich die gesamte Konstellation.
- Das ist zu Beginn ungewohnt, aber es birgt die Chance, Verständnis füreinander zu entwickeln, indem die Empfindungen ausgesprochen werden. Dadurch entstehen Nähe und immer wieder ein neuer Anfang.
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