Verdi gegen Wagner - unterschiedliche Ausgangspositionen
Schon die Ausgangspositionen die Verdi und Wagner vorfanden, hätten nicht unterschiedlicher sein können. Italien war das Land der Oper. Deutschland hingegen war diesbezüglich Neuland.
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Als Wagner mit dem Komponieren anfing, gab es gerade mal vier Opern in deutscher Sprache: „Die Entführung aus dem Serail“ und „Die Zauberflöte“ von Mozart. Außerdem gab es den „Fidelio“ von Beethoven und den „Freischütz“ von Weber. Verdi konnte also an eine Tradition anknüpfen, während Wagner etwas vollkommen neues schaffen musste.
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Aber auch die musikalischen Auffassungen bezüglich der Musik waren von Gegensätzen geprägt. Verdis Anliegen war es eingängige Melodien, die man leicht mitsingen konnte, zu komponieren. Vielleicht kennen Sie ja auch das "Trinklied" aus "La Traviata". Wagners Musik hingegen ist neuartig.
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Ein Beispiel dafür ist der berühmte „Tristan-Akkord“, welcher im Vorspiel zu seiner Oper „Tristan und Isolde“ anklingt. Viele Musikwissenschaftler bezeichnen diesen Akkord als „Schlüsselstelle der Musikgeschichte“, weil dieser Akkord moderne Kompositionen wie die von Arnold Schönberg und Igor Strawinsky erst möglich machten. Es lässt sich sogar noch nicht einmal ausschließen, dass dieser Akkord auch Jazz und Pop Musik beeinflusste.
Unterschiede zwischen Wagner und Verdi
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Auch bezüglich der Anzahl der Opern gibt es Unterschiede. Verdi komponierte viel mehr Opern als Wagner. Der Bayreuther Meister lässt in seinen Opern Fabelwesen wie Drachen, Rheintöchter und Götter auftreten, während Verdis Opernfiguren auf den Zuschauer real und identifizierbar wirken.
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Verdis Opern sind durchweg in italienischer Sprache komponiert, Wagner hingegen komponierte auf Deutsch. Diese Tatsache erklärt sich aber aus dem schon erwähnten Hintergrund, dass er eine deutsche Oper schaffen wollte.
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Der größte Unterschied findet sich aber im Bezug auf die Spieldauer der Opern von Wagner und Verdi. Wenn Sie die Wagner Opern Parsifal, Tristan, Siegfried und Götterdämmerung sehen wollen, müssen Sie mit einer Spieldauer von je fünf Stunden rechnen.
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Im Gegensatz zu Verdi komponierte Wagner nicht nur die Musik zu den Opern, er verfasste auch die Texte (das Libretto) selber. Dies hängt sicherlich aber auch mit dem schwierigen Charakter Wagners zusammen. Schon zu Lebzeiten galt Wagner als vergnügungssüchtig, immer wieder brauchte er neue Geldgeber, die seinen Lebensstil finanzierten. Außerdem galt er als Ich-bezogen und extrovertiert. Im Gegensatz dazu galt der italienische Maestro als introvertiert, nüchtern und geschäftsfähig.
- Trotz all dieser Unterschiede gibt es doch mindestens ein Bindeglied zwischen Wagner und Verdi. Beide Komponisten verehrten den englischen Dichter William Shakespeare. Viele seiner Dramen wurden zur Vorlage für Verdis Opern. Für Wagner hingegen hatte Shakespeare Vorbildcharakter, wenn es um das Dichten von Operntexten ging.
Verdi oder Wagner? Letztendlich müssen Sie selbst entscheiden welcher dieser Komponisten, die beide großes geleistet haben, Ihnen besser liegt.
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