Im geschriebenen Text werden vor allem semantische (inhaltliche) Stilmittel und syntaktische (formale) Stilmittel unterschieden. Folgende syntaktische Stilmittel gibt es:
Was sind syntaktische Stilmittel?
- Die Anapher wiederholt die wichtigen Wörter oder Wortgruppen eines Satzes, während man diese Wörter im normalen Satz nur einmal setzen würde.
- Die Reihung bzw. Häufung reiht verschiedene Wörter aneinander, z. B. verschiedene Synonyme eines Begriffs, anstatt den Überbegriff zu wählen.
- Eine Ellipse arbeitet mit dem syntaktischen Stilmittel des unvollständigen Satzes, sie lässt Redeteile, die leicht zu ergänzen sind, dabei einfach aus.
- Die Syllepse ähnelt der Ellipse, wobei der ausgelassene Teil sich nicht in gleicher Art auf beide Satzteile bezieht.
- Der Hyperbaton bezeichnet einen Satzumbau, bei dem zwei eigentlich syntaktisch zusammengehörende Satzteile willkürlich umgestellt werden oder durch einen Einschub künstlich getrennt werden.
- Ein Parallelismus als syntaktisches Stilmittel wiederholt syntaktisch gleichartige Gruppierungen, entweder als inhaltliche Wiederholung oder als inhaltlichen Kontrast.
- Der Chiasmus wiederholt ein syntaktisch entsprechendes Glied, aber in einer symmetrischen Überkreuzstellung.
- Die Klimax reiht mehrere (meist drei) Satzteile aneinander, wobei sie von Glied zu Glied eine Steigerung einarbeitet.
- Das Anakoluth ist ein syntaktischer Verstoß, indem z. B. Prädikat und Subjekt zweimal eingefügt werden oder der Nebensatz vorschriftswidrig umgestellt wird.
- Die rhetorische Frage ist schlichtweg eine Scheinfrage, bei der die Antwort auf der Hand liegt.
Syntaktische Stilmittel richtig einsetzen
- Die Anapher streckt den Text und verstärkt ihn, sie wirkt dadurch feierlich und suggeriert Vollständigkeit. Beispiel: “Das Pferd rennt schnell, das Pferd wiehert laut” statt “Das Pferd rennt schnell und wiehert laut”.
- Die Reihung wirkt sehr konkret, veranschaulicht den Text und gibt dem Leser das Gefühl, dass er wirklich alles erfahren hat. Eine übertriebene Reihung kann auch komisch wirken. Beispiel: “Säbel und Bumerangs, Pfeil und Bogen und Gewehre” statt “Waffen”.
- Eine Ellipse lässt das Geschriebene sehr direkt wirken, sie rafft den Text und bewirkt mitunter einen Schockeffekt, sie kann einen Text aber auch sehr lakonisch wirken lassen. Die Ellipse wirkt ein wenig so, als wenn Sie zum Leser sprechen, weil solche Auslassungen in der mündlichen Rede sehr häufig vorkommen. Beispiel: “Peter fährt an die Nordsee, Heinz an den Gardasee”, hier wurde im zweiten Teil des Satzes das Wort “fährt” ausgelassen.
- Die Syllepse rafft den Text wie die Ellipse, sie kann aber auch eine Verfremdung oder einen komischen Effekt bewirken. “Er trat den Motor des Rollers und den Heimweg an” ist z. B. eine Syllepse. Das Verb "antreten" wird einmal ausgelassen, wird aber in beiden Satzteilen in unterschiedlicher Bedeutung eingesetzt.
- Ein Hyperbaton kann die Aufmerksamkeit auf einzelne Textteile lenken, bestimmte Assoziationen hervorrufen, den Text verfremden, wie mündliche Rede klingen lassen oder anklingen lassen, dass der Protagonist erregt ist, je nach Inhalt der umgebauten Satzteile. Das Hyperbaton “Süß, beginnen alle Molligen, und cremig ist die Schokolade.” legt den Einschub “beginnen alle Molligen” mitten in den appetitmachenden Satz “Süß und cremig ist die Schokolade.” Dadurch wird im Leser sofort die Assoziation hervorgerufen, dass Schokolade mollig macht.
- Der Parallelismus lässt den Text vollständig und berührend wirken, wenn die Wiederholungen gleichbedeutend sind. Er kann auch Kontraste hervorheben und verfremdend wirken, wenn Wiederholungen ungleicher Begriffe aneinandergereiht werden. Beispiel: “Als ich noch ein schüchternes Mädchen war, dachte ich schüchtern, redete schüchtern und verhielt mich auch wie ein schüchternes Mädchen”.
- Der Chiasmus verstärkt die Aussage des Textes und hebt den Kontrast noch hervor, wobei er gerade die Entgegengesetztheit der Aussagen noch betonen kann. Beispiel: “Früher hatten zweifelhafte Geldhändler keine Chance im Umgang mit redlichen Bankern, heute vermuten viele unter den redlichen Bankern die meisten zweifelhaften Geldhändler.”
- Die Klimax verstärkt die Textaussage, macht sie emotionaler und anschaulicher, sie gibt dem Leser außerdem das Gefühl der kompletten Behandlung des Themas, eventuell durch ein erregtes Gemüt. Eine typische Klimax ist z. B. ein bekannter Ausspruch von Caesar, der etwas abgewandelt in “ich schnupperte, probierte und verschlang” immer noch eine Klimax ist.
- Ein Anakoluth macht den Text emotionaler, lässt ihn wie gesprochen wirken und kann Verwirrung oder Erregung signalisieren. Beispiel: “Sie weint, die Hände hilflos ringend, pausenlos weint sie bis zum späten Abend”.
- Die rhetorische Frage wirkt verstärkend und lässt persönliche Beteiligung vermuten. Sie wird z. B. eingeleitet mit der Wendung: “Oder möchten Sie im Ernst behaupten, ...”.
Wenn man die syntaktischen Stilmittel wirklich begriffen hat, können sie eine Menge Spaß in der Anwendung bereiten.
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