Student und Dozent - zwischen Anonymität, Vertrautheit und Freundschaft
Endlich raus aus der Schule und rein in die Universität. Die ist mit dem Schulalltag nicht zu vergleichen. Das spiegelt sich auch in der Beziehung zwischen Lehrbeauftragtem und Lernendem.
- Viele Kurse an der Uni sind überlaufen. Einige Dozenten kennen keinen einzigen Teilnehmer namentlich. Das hört sich gut an? Tatsächlich kann es für Sie als Student genauso nachteilhaft sein. Auch Sie werden irgendwann Ihre Abschlussarbeit verfassen und an mündlichen Abschlussprüfungen teilnehmen müssen. Für beide Fälle ist es besser, eine etwas engere Beziehung zu Dozenten zu pflegen. Während der Abschlussphase erleichtert das von der präzisen Vorbereitung bis hin zur Materialbeschaffung einige Dinge.
- An der Uni lernt der Student außerdem oft die Menschen kennen, für die und mit denen er später arbeitet. Wenn Sie ein Teil der anonymen Studentenmasse sind und Ihre Dozenten Sie nicht einmal mit Namen kennen, dann verzichten Sie so auf wertvolle Kontakte für Ihre Zukunft. Angemessen ist eine vertraute Beziehung. Hier ist es schließlich doch ein wenig schulisch, denn rege Mitarbeit kann in diesem Fall Türen öffnen.
- Vorsicht: Trotz möglicher Vertrautheit sind Student und Dozent niemals Freunde. Durch den Hierarchieunterschied können sie das gar nicht sein. Auch eine vertraute Studenten-Dozenten-Beziehung sollte von keiner der beiden Seiten als Freundschaft behandelt werden. Eine Grunddistanz ist hier angemessen, denn allzu privater Austausch zwischen Student und Dozent führt zu einem Interessenskonflikt und erschwert den Universitätsalltag.
- Im besten Fall ist der Dozent Vorbild. Zumindest eine Respektsperson sollte er bleiben. Das schließt wiederum nicht aus, dass Student und Dozent außerhalb der Universität etwas miteinander unternehmen. An kleineren Universitäten oder in kleineren Seminaren kann es schon einmal vorkommen, dass der Dozent zur Kennenlern-Grillfeier lädt. Auch auf einem Event wie diesem sollte der respektvoll-freundliche Umgang aber nicht verlorengehen.
Zu einem solchen Umgang gehört auch ein angemessener Umgangston. Wie darf man als Student also mit dem Dozenten reden?
Formsache - Umgangsformen an der Universität
Auch in Sachen Umgangston gilt: Die Universität ist nicht die Schule. Das Miteinander, das in Schulzeiten angemessen war, muss es jetzt nicht zwingend mehr sein.
- Jeder Student genau wie jeder Dozent sollte die andere Partei zunächst per Sie ansprechen. Beide Parteien zollen der anderen auf diese Weise den angemessenen Respekt. Das Du anzubieten bleibt jeder Partei jedoch selbst überlassen. Duzt ein Dozent seine Studenten beispielsweise ohne deren ausdrückliche Genehmigung, dann ist das eine Grenzüberschreitung und als solche äußerst unangemessen.
- Sind Student und Dozent per Du, dann birgt das Vor- und Nachteile. Lockerer Umgangston erleichtert es Studenten zum Beispiel nachzufragen. Nachteilhaft ist das Du auf der anderen Seite dann, wenn eine der Parteien über die eher freundschaftliche Anrede den Respekt vor der anderen verliert. Dem anderen das Du anzubieten, sollte daher immer gut überdacht werden.
- Auch wenn Student und Dozent per Du sind: Ein höflich-distanzierter Umgangston sollte bestehen bleiben. Zwischen Freunden ist die Frequenz der beiden Wörtchen geringer, aber noch einmal zur Erinnerung: Student und Dozent sind keine Freunde. Daher sind Bitte und Danke notwendige Parameter in einer angemessenen Studenten-Dozenten-Konversation.
- Selbiges gilt für Entschuldigungen und Grußformeln, die eher förmlich ausfallen sollten. Zu viel des Guten ist hier aber auch nicht von Vorteil. Der Dozent möchte beispielsweise durch übertriebenes Bitte-Danke nicht das Gefühl haben, dass der Student bei ihm "schleimen" möchte.
- Wie schon im ersten Abschnitt diskutiert: Ein Mittelmaß macht es hier aus. Die Beziehung von Dozent und Student bewegt sich zwischen Anonymität und Freundschaft. Genau dieses Dazwischen sollte der angemessene Umgangston spiegeln.
Aber was geschieht eigentlich, wenn aus der angemessenen Beziehung zwischen Vertrautheit und Anonymität plötzlich etwas völlig Anderes wird? Liebesbeziehungen zwischen Hochschullehrer und Studenten sind alles andere als selten, doch sind sie überhaupt erlaubt?
Studenten-Dozenten-Liebesbeziehung - funktioniert das?
Jedes Kind weiß: Liebesbeziehungen zwischen Schüler und Lehrer sind Straftaten. An der Universität verhält es sich damit etwas anders.
- Minderjährigkeit spielt keine Rolle mehr, Altersunterschiede sind oft kaum merklich und gemeinsame Interessen können hier schon mal zum näheren Kennenlernen verführen. Eine Liebesbeziehung zwischen Dozent und Student ist schließlich auch nicht verboten, solange sie das Universitätsgeschehen nicht beeinträchtigt.
- Nur eine Selbstverständlichkeit gibt es: Der Höhergestellte - in diesem Fall der Dozent - darf seine Machtposition selbstredend nicht missbrauchen. Eine Unabhängigkeit von Uni-Geschehen und privater Beziehung ist in diesem Fall das A und O.
- Da man an der Universität seine Kurse wählen kann, ist es im Falle einer studentisch-dozentischen Liebe eher unangemessen, die Kurse des Partners zu besuchen. Ein Student, der stattdessen die Kurse eines anderen Dozenten besucht, sorgt für eine strikte Trennung von Privatleben und Universitätsleben. Das erleichtert beiden Parteien das Leben.
- Als Studenten-Dozenten-Paar werden Sie auf jeden Fall mit der Missgunst anderer konfrontiert. Das kann sich auf das Lehrpersonal genauso beziehen wie auf die Kommilitonen. Klatsch und Tratsch wird es über eine Beziehung zwischen einem nieder und einem höher gestellten Partner immer geben. Kann ein Paar damit nicht umgehen, dann steht die Beziehung unter einem schlechten Stern und einer der Partner sollte gegebenenfalls die Lehreinrichtung wechseln.
Eine Studenten-Dozenten-Liebe kann trotz Hürden also funktionieren. Nichtsdestotrotz sollten Sie sich lieber um Distanz bemühen. Das erleichtert einiges. Doch Sie wissen ja, wie man so schön sagt - wo die Liebe hinfällt. Wenn sie entgegen aller Bemühungen zwischen Studenten und Dozenten fällt, dann ist das anders als noch auf der Schule wenigstens kein vollkommenes Drama.
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