Die Story von Shutter Island
Der Film "Shutter Island" aus dem Jahre 2010 ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dennis Lehane von 2003.
Daniels kommt im Jahr 1954 mit seinem neuen Partner, Chuck Aule, nach Shutter Island. Dort sollen sie in Ashecliffe - einer psychiatrischen Klinik, in der die schlimmsten psychisch kranken Schwerverbrecher und Mörder behandelt werden - eine entflohene Patientin namens Rachel Solando wiederfinden.
Daniels gesteht Aule aber sein eigentliches Motiv, herzukommen: In Block C, in dem die schlimmsten Fälle therapiert werden, soll sich Andrew Laeddis befinden. Dieser habe durch einen Brand Daniels Frau und weitere Menschen getötet. Zudem vermutet er, dass an den Patienten unmenschliche Experimente durchgeführt werden, und will dies mit Beweisen öffentlich machen.
Als die entflohene Patientin auf einmal wieder auftaucht, können die beiden Marshals die Insel wegen eines starken Unwetters nicht verlassen. Daniels leidet an Halluzinationen von seiner verstorbenen Ehefrau und der Befreiung des KZ Dachau. Bald darauf werden Daniels und Aule voneinander getrennt.
Daniels findet eine Frau, anscheinend die richtige Rachel Solando, in einer Höhle. Sie erzählt, dass sie Ärztin in der Klinik gewesen sei und zur Patientin wurde, als sie Fragen über die Klinik stellte. Sie ist der Meinung, dass Daniels Halluzinationen auf eine heimliche Medikamentenverabreichung von den Ärzten der Klinik hindeuten.
Daniels ist sich sicher, dass an Aules in einem Leuchtturm eine Lobotomie durchgeführt wird - eine Gehirnoperation, die Aules so schädigen soll, dass er die Insel nicht mehr verlässt, sondern als Patient bleibt. Als er im Leutturm ankommt, empfängt ihn dort aber nur einer der Psychiater von Ashecliffe.
Der Psychiater erklärt Daniels, dass dieser tatsächlich US-Marshal war, aber seit zwei Jahren in Ashecliffe Patient sei. Er habe seine depressive Frau ermordet, nachdem diese ihre drei Kinder ertränkt habe, und könne diese Realität nicht akzeptieren. Daher erfinde er die Geschichte, dass er einen Fall aufklären müsse, sodass er alles, was ihm gesagt wird, als Lügen ablehnen und seine eigene Realität entwerfen könne.
Edward Daniels sei tatsächlich Andrew Laeddis; beide Namen bestehen aus denselben Buchstaben. Daniels sei eine erfundene Persönlichkeit, damit Laeddis der Wahrheit noch besser entfliehen kann.
Das Rollenspiel der letzten Tage, in dem Daniels "falsche Realität" nachgespielt wurde, sollte ihn die wahre Realität erkennen lassen. Sein Partner wurde von einem anderen Psychiater gespielt, die Patientin von einer Krankenschwester. Sollte dieser letzte Versuch, Daniels zu therapieren, nicht klappen, müsse bei ihm eine Lobotomie durchgeführt werden, da er gewalttätig sei und andere Patienten angreife.
Mit den folgenden Worten steht Teddy schließlich auf und begibt sich freiwillig auf den Weg zur Lobotomie: "Was ist besser? Zu leben wie ein Monster oder als guter Mann zu sterben?" Hier endet der Film und lässt einige Fragen ungeklärt.
Interpretation 1: Teddy ist Laeddis
Am Ende des Films gibt der Doktor eine Aufklärung. Teddy ist in Wahrheit Laeddis. Er hat seine Frau selbst getötet.
Daniels bzw. Laeddis erkennt tatsächlich an, dass er Patient auf Shutter Island ist, weil er seine Frau aufgrund der Morde an ihren Kindern umgebracht hat. Zudem gibt er auch zu, Edward Daniels und dessen Geschichte erfunden zu haben, um der Realität zu entfliehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erkennt man nun auch als Zuschauer dies als die Wahrheit an.
Die Schuld, die er für die Erschießung der Wachen in Dachau empfindet, ist in Wahrheit die Schuld am Tod seiner Frau. Diese ist somit in ein nicht weniger grausames, aber nachvollziehbareres Verbrechen geändert worden: Ein Abwehrmechanismus seines Gehirns, um mit der Schuld besser auszukommen.
In seinem letzten Traum ist seine Frau nass und hält ein Mädchen an der Hand. Diese Szene wird plausibel, wenn Sie erfahren, dass Teddy/Laeddis seine Frau durchnässt antraf, als er damals nach Hause kam. Sowohl im Traum als auch in der späteren Rückblende sagt er schließlich den Satz: "Baby, du bist ja ganz nass". So sollen Ihnen Dr. Cawleys Schlussfolgerungen noch plausibler erscheinen.
Interpretation 2: Teddy als Opfer einer Verschwörung
Was genau soll der Satz "Was wäre schlimmer: Zu leben wie ein Monster oder als guter Mann zu sterben?" bedeuten? Versuchen Sie die Geschichte doch mal so aufzurollen: Ashcliffe ist eine dubiose Anstalt, in der an Menschen mit Gehirnoperationen und Psychopharmaka experimentiert wird.
Der US Marshall Teddy Daniels ermittelt in diese Richtung und wird schließlich zu gefährlich. Der Geheimdienst lockt ihn daraufhin auf die Insel und unterzieht ihn mithilfe von Medikamenten und verwirrenden Personenwechseln einer Gehirnwäsche. Kann dies einen Menschen, der durch den Krieg und den Tod seiner Frau traumatisiert ist, nicht vollends verwirren?
Die alternative Deutung des Endes gestaltet sich also so: Teddy ist Opfer einer Verschwörung. Um der unangenehmen Situation im Leuchtturm zu entkommen, gesteht er zum Schein ein, er sei Andrew Laeddis. Im Gespräch mit Dr. Sheehan am Morgen tut er so, als wäre diese Szene nicht geschehen. Damit macht er Sheehan und Cawley deutlich, dass ihre Gehirnwäsche nicht funktioniert hat.
Doch er kann nichts tun. Nun greift der Geheimdienst zum letzten Mittel und schaltet ihn mittels Lobotomie endgültig aus. Er stirbt jedoch lieber in dem Bewusstsein, er selbst zu sein als ein Mörder zu sein. Jetzt müssen Sie sich entscheiden: Verstehen Sie den letzten Satz so, dass der Mörder seiner Ehefrau, Laeddis, lieber bei seinem erfundenen Alter Ego Teddy bleibt? So kann er für sich selbst als Held weiter existieren. Oder glauben Sie an eine Verschwörung, deren Opfer ein US Marshall wurde, der zu viel wusste?
Hinweise auf das Finale
Zu Beginn des Films wird bereits eine unheilvolle Atmosphäre erzeugt. Schon auf dem Boot nach Shutter Island lassen Sie der heraufziehende Sturm und der nervöse Kapitän Böses ahnen. Auf dem Weg nach Ashcliffe unterstützt dramatische Musik die deutlich wahrnehmbare Skepsis Teddys.
Unterstützt wird dies durch subtil eingestreute Elemente, die, nach Kenntnis des Endes, einen bestimmten Sinn ergeben: Auf dem Weg zu Dr. Cawley am Anfang des Films gibt eine Patientin Teddy das Zeichen, still zu sein und nichts zu sagen. Während der Befragung rät Teddy einer Patientin, die Insel schnellstmöglich zu verlassen.
Teddys unheimliche Träume zeigen Ihnen nicht nur Rückblenden in seine Vergangenheit. In der ersten Hälfte des Films bestärkt ihn seine Frau, seinem Verdacht weiter nachzugehen. Gegen Ende rät auch sie ihm: Verschwinde von hier.
Wenn Sie den Film bereits gesehen haben, schauen Sie ihn sich nach einiger Zeit ruhig noch einmal an. Mit dem Wissen über das Ende erscheinen viele kleine Anmerkungen und Taten in einem ganz anderen Licht.
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