Das root-Verzeichnis als Wurzelverzeichnis
Das Missverständnis, betreffend des root-Verzeichnisses, ist nicht neu. Der Grund hierfür liegt darin, dass bei einigen Betriebssystemen ein Ordner "root" existiert. Dieser Ordner dient dem gleichnamigen Nutzer als Heimverzeichnis. Regulär steht der Begriff jedoch für das Wurzel- oder auch Stammverzeichnis des Betriebssystems.
Bei Windowssystemen entspricht das Wurzelverzeichnis traditionell der C-Festplatte.
Bei unixoiden Betriebssystemen, zum Beispiel Linux, Unix und Android, entspricht das root-Verzeichnis dem Pfad "/".
Im Gegensatz zu Windows handelt es sich bei dem Wurzelverzeichnis nicht zwangsläufig und vollständig um die Systemfestplatte. Vielmehr entspricht "/" einem Abbild der Systemplatte inklusive virtueller Ordner und Dateien, die nur während der Laufzeit des Systems existieren oder als Schnittstellen zu anderen Geräten, zum Beispiel einem DVD-Laufwerk, fungieren. Daher können auch andere Festplatten und Partitionen, also Aufteilungen einer Festplatte, innerhalb des root-Verzeichnisses eingebunden werden.
Dateien und Ordner im Stammverzeichnis - Windows
Abhängig vom Betriebssystem befinden sich im Stammverzeichnis verschiedene Arten von Dateien und Ordnern. Windowssysteme sind generell einfacher gehalten. Dies liegt, neben dem exzessiven Gebrauch von Unterordnern, auch daran, dass Windows Vista und aufwärts eine versteckte Partition verwendet. Sie enthält viele wichtige Dateien des Betriebssystems und ist für den Bootvorgang und die Systemwiederherstellung notwendig. Für gewöhnlich existieren daher im Stammverzeichnis C: nur folgende Ordner und Dateien:
- Windows-Ordner: Der Windowsordner und seine Unterordner enthalten die wichtigsten Funktionen des Betriebssystems. Nutzerdaten werden hier nicht gespeichert.
- Benutzer/User-Ordner: Dieser Ordner enthält ausnahmslos alle Dateien und Ordner, die den jeweiligen Nutzern gehören. Daher sichern Sie, wenn Sie diesen Ordner kopieren, nicht nur alle Dateien des Nutzers, sondern auch die meisten Programmeinstellungen.
- Programme-Ordner: Abhängig davon, ob Sie ein 64- oder 32-Bit-Windows einsetzen, finden Sie einen oder zwei Ordner mit dem Namen Programme. Nahezu alle Programme nutzen diese Ordner als Hauptinstallationsort. Zusätzlich werden jedoch auch Dateien im Heimverzeichnis der Nutzer hinterlegt. Abhängig vom Programm kann auch der Windowsordner einbezogen werden.
Dateien und Ordner im Stammverzeichnis - Unixoid
Im Gegensatz zu Windows ist das Stammverzeichnis von unixoiden Systemen komplexer strukturiert. Leider können je nach Distribution und Dateisystem einzelne Ordner anders benannt sein oder entfallen. Meist finden Sie jedoch diese Ordner:
bin | Hier werden Programme bereitgehalten, die für die eigentliche Funktion der Distribution notwendig sind. |
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boot | Dieser Ordner kann, muss aber nicht, auf eine andere Festplatte verweisen. Er beinhaltet den Kernel und oftmals einen Großteil des Bootloaders. |
dev | Alle Gerätedateien sind hier abgelegt. Vereinfacht handelt es sich bei diesen Dateien um virtuelle Abbilder der physischen Geräte des Rechners, zum Beispiel DVD-Laufwerk oder Prozessor. |
etc | Dieser Ordner wird zur Speicherung der systemweiten Konfiguration verwendet. |
home | Dieser Ordner entspricht dem Benutzer- oder User-Ordner von Windows. Allerdings befindet sich hier nicht der Ordner des Systemadministrators. |
lib | Dieser Ordner kann in zwei Ausführungen, 32- und 62-Bit, existieren. Hier befinden sich wichtige Bibliotheken, die zur Ausführung der Programme und des Systems notwendig sind. |
proc | Dieses Verzeichnis dient als Schnittstelle zum Kernel und allen laufenden Programmen. |
sbin | Ähnlich dem Ordner /bin, werden in diesem Ordner ebenfalls wichtige Programme vorgehalten. Der Unterschied besteht darin, dass die Programme in /sbin für den Systemverwalter reserviert sind. |
tmp | Die Abkürzung steht für temporär. Jeder Nutzer und jedes Programm kann hier vorübergehend Daten ablegen. |
usr | Hier finden sich nahezu alle Programme, die vom Nutzer installiert werden. |
var | Stellt vorwiegend Logs bereit. |
opt | Hier werden optionale Programme installiert, die nicht zur eigentlichen Distribution gehören. |
Der Pfad /root im Dateisystem
Mit dem root-Verzeichnis kann bei unixoiden Systemen auch fälschlicherweise der Ordner root gemeint sein. Da er sich direkt im Wurzelverzeichnis befindet, ist sein Pfad /root. Prinzipiell entspricht er den Nutzerordnern unterhalb von /home. Diese Sonderstellung begründet sich mit der enormen Flexibilität unixoider Systeme. Im Gegensatz zu Windows, mit Ausnahme von Windows Server, ist es in Unix und Linux kein Problem, einzelne Systemordner auf anderen Festplatten unterzubringen. Da der Ordner home bei einer großen Nutzerzahl eine enorme Kapazität annimmt, wird er meist durch andere Datenträger oder ein RAID bereitgestellt. Um zu vermeiden, dass der Systemverwalter, der Nutzer "root", auf externe Startmedien zurückgreifen muss, falls /home beschädigt ist, wurde sein Heimverzeichnis ausgelagert.
Der Nutzer root und die Betriebssysteme
Nahezu jedes moderne Betriebssystem ist für mehrere Benutzer ausgelegt. Daher benötigt auch jedes System einen Nutzer, der das System verwaltet und Probleme beheben kann:
Bei Windows heißt dieser Nutzer Administrator. Bei unixoiden Systemen root.
Jedoch unterscheidet sich die "Macht" beider Nutzer. Während Windows den Administrator limitiert, darf und kann der root Nutzer alles. Daher wird er auch scherzhaft als der Gott in einem unixoiden System bezeichnet. Allerdings ist der root-Zugang je nach System limitiert:
- Linux und Unix: Der Nutzer root ist meist frei zugänglich.
- Mac: root-Zugriff muss erst aktiviert werden. Der Pfad /root existiert jedoch nicht.
- Android: Der root-Zugriff ist meist unterbunden. Auch hier existiert der Pfad /root nicht.
Auf der sicheren Seite - root-Verzeichnis und /root
Egal, welches Dateisystem oder Betriebssystem Sie einsetzen: Das root-Verzeichnis entspricht immer dem übergeordneten Pfad, in dem Sie Ordner wie Windows, usr, bin, sbin und weitere finden. Daher werden Sie künftig keine Probleme mehr hinsichtlich der Unterscheidung haben. Sollten Sie dennoch einmal auf Anleitungen und Tipps stoßen, die eine Installation im root-Verzeichnis oder in /root vorschlagen, greifen Sie auf alternative Lösungen zurück. Denn Installationen in /root oder im Stammverzeichnis sind meist selten sinnvoll.
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