Schmetterlingsraupe bestimmen
Nicht nur Schmetterlinge, auch deren Raupen sind oft schöne Tiere. Viele Arten schmücken sich mit auffälligen Warzen, mit kontrastreichen Punkten zur Grundfarbe, mit Augenflecken, Warzenhaaren, die in Büscheln sitzen oder eine Reihe bilden, oder auch mit einem dichten Pelz. Manche sind so typisch, dass deren Bestimmung leicht ist. Leider verändert sich das Aussehen einiger Raupen im Laufe der Entwicklung. Nicht jedes Raupenstadium sieht also gleich aus. Das macht die Sache komplizierter.
Wenn Sie eine Raupe finden, ist es am besten, diese zu fotografieren und sich Notizen zu machen. Auf welcher Pflanze sitzt die Raupe? Wie groß ist sie? Kommt sie einzeln vor oder in Gruppen? Wenn es möglich ist, machen Sie nicht nur eine Draufsicht. Versuchen Sie, die Unterseite mit den Beinen aufs Bild zu bekommen.
Zu Hause können Sie auf die Suche nach der Raupe gehen. Im Internet gibt es zahlreiche Webseiten mit Fotos von Schmetterlingen und den dazugehörigen Raupen. Diese Seite zeigt Raupen in verschiedenen Entwicklungsstadien.
Wenn Sie sich stattdessen für ein Bestimmungsbuch entscheiden, achten Sie auf die Abbildungen und Texte. Sparen Sie nicht an der falschen Stelle, das Buch sollte auch die Raupen der Falter abbilden. Da viele Raupen nur auf bestimmten Pflanzen fressen, brauchen Sie vielleicht auch ein Buch zum Bestimmen von Bäumen, Sträuchern und Wildkräutern und -blumen.
Merkmale von Raupen
Der Körper von Schmetterlingsraupen ist in mehrere Segmente gegliedert, in den Kopf, drei Brustsegmente und zehn Hinterleibsegmente.
Zur Bestimmung müssen Sie oft die "Beinpaare" der Raupen betrachten. Es sind keine echten Beine, sondern nur Ausstülpungen der Haut. An den Brustsegmenten sitzen bei den meisten Tieren drei Paar Bauchbeine. Weitere vier Paar Bauchbeine sind ebenfalls häufig. Am letzten Segment kommt oft ein weiteres Paar dazu, Nachschieber genannt. Zwischen den vorderen und hinteren Bauchbeinen erkennen Sie eine Lücke.
Viel auffälliger sind alle äußerlichen Merkmale wie Haare und Borsten. Erkennen Sie am Hinterleib eine ausgestülpte Nackengabel, so handelt es sich um die Raupe eines Ritterfalters. Sehr stark behaart sind die Raupen der Bärenspinner. Verschiedenfarbige und lange Haarbüschel tragen die Trägspinner. Für die Raupen von Schwärmern ist meistens ein Stachel typisch. Es ist das Analhorn, das Sie wie einen Stachel erkennen. Linden- und Totenkopfschwärmer sind typische Vertreter dieser Gruppe.
Einige Beispiele einheimischer Arten
Beim Schwammspinner ist die Raupe ein besonders schönes Exemplar. Die behaarten Raupen erscheinen grau bis grau-gelb und schmücken sich mit deutlich roten Warzen. Dazu kommen im Vorderbereich blaue Punkte. Auf den Warzen und Punkten sitzen jeweils feine Haare, dunkler gefärbt und länger sind als die übrigen. Leider trifft diese Beschreibung nicht auf alle Raupen des Falters gleich zu. Junge Tiere sehen anders aus als voll entwickelte. Je nach Vorkommen gibt es außerdem variable Färbungen.
Auch auffällige Punktmuster und Streifen sind häufig zu finden. Sie dienen der Abschreckung von Fressfeinden. Beim Weinschwärmer sitzen am Hinterleib augenähnliche Punkte. Der Monarchfalter trägt Querstreifen, die warnen: Vorsicht Gift! Die Raupe lebt nämlich an giftigen Pflanzen und ist selbst giftig.
Zum Bestimmen der Tiere ist nicht nur deren Aussehen wichtig, sondern oft auch der Fundort. Die sogenannten Brennnesselfalter finden Sie bevorzugt an Brennnesseln. Beim Aussehen spielen Größe, glatte oder behaarte Oberfläche, Farbgebung, Muster, Warzen, Borsten und mehr eine Rolle. Zu den Brennnesselfaltern gehören Tagpfauenauge, Diestelfalter, Kleiner Fuchs und Admiral.
Das Aussehen der Raupe ändert sich im Laufe der Entwicklung: Die jungen Raupen des Kleinen Nachtpfauenauges (Saturnia pavonia) sind schwarz und ähneln denen des Tagpfauenauges. Mit jeder Häutung ändert sich die Grundfarbe mehr und mehr zu Grün. Zwischenzeitig zieht sich über den bereits grünen Körper ein Band unregelmäßiger, schwarzer Flecken, die abgeschwächt auch rechts und links an den Seiten zu sehen sind. Am Ende ist die Raupe beim Nachtpfauenauge fast einfarbig grün mit gelben Warzen, die schwarz umrandet sind, auf denen dunkle Härchen stehen.
Die Raupen der Widderchen sind mit den entsprechenden Beinpaaren ausgestattet. Es sind gedrungene Raupen, die als Nahrung Schmetterlings- und Doldenblüter sowie Rosengewächse benötigen. Dazu gehört das Blutströpfchen (Zygaena filipendulae) mit einer gelb gefärbten Raupe, deren Rücken mit einer Doppelreihe von schwarzen Flecken versehen ist.
Sehr typische Raupen sind die der Spanner (Geometridae). Sie erkennen die überwiegend grünen Tiere bereits an ihrer Fortbewegung. Ihnen fehlen die mittleren Bauchbeine. Daher bilden sie einen Buckel. Durch anschließendes Strecken des Körpers gelangen sie vorwärts.
Die meisten Raupen werden Sie im Sommer finden. Es gibt aber auch einige überwinternde Arten. Der Brombeerspinner (Macrothylacia rubi) lebt als Raupe von August an bis zum Spätherbst und dann im Frühjahr bis April. Die Raupen sind bis zu 8 Zentimeter groß. Dazu kommt eine rotbraune Färbung, gemischt mit schwarzgrauen Haaren.
Sich mit Schmetterlingen und deren Raupen zu beschäftigen, ist zum einen schwieriger und gleichzeitig einfacher geworden. Das Auffinden der Tiere wird leider immer schwerer, denn viele Arten sind inzwischen gefährdet. Deren Bestimmung allerdings wird durch die Nutzung des Internets einfacher. Entnehmen Sie zur Bestimmung keine Raupen aus der Natur. Mit einem Foto schützen die seltenen Arten. Bei unter Naturschutz stehenden Schmetterlingen - was auf die Mehrzahl zutrifft - ist die Entnahme aus der Natur verboten.
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