Der Paternoster - ein Fahrstuhl der besonderen Art
- "Paternoster" bedeutet "Vaterunser" und ist das wohl bekannteste Gebet aus der Bibel, wobei diese Bezeichnung für den nahezu historischen Aufzug nichts mit der bezweifelbaren Sicherheit von diesem zu tun hat, sondern auf die rosenkranzähnliche Form der Aufzugsketten zurückzuführen ist.
- Paternoster-Aufzüge haben offene Kabinen, welche ständig in Bewegung sind. Die Aufzüge überzeugen nicht grade durch Schnelligkeit, dafür aber durch Zuverlässigkeit: Einige der alten Aufzüge bringen schon seit 60 Jahren Fahrgäste mit gemässigten 1-4 km/h an ihr Ziel.
- Die meisten heute noch fahrtüchtigen Paternosteraufzüge befinden sich in Gebäuden der öffentlichen Verwaltung.
- Die alten Aufzüge sind in der Regel für eine Person ausgelegt, Gerüchten zufolge sollen übermütige Menschen sich aber auch schon mit mehr als zehn Leuten in einen Paternoster gequetscht haben.
- In den 80er Jahren kam es zu einigen unschönen Unfällen, ausgelöst durch die Unvorsichtigkeit und den Leichtsinn einiger Paternosterfahrgäste. Daraufhin wollte die Regierung den Betrieb der alten Aufzüge einstellen.
- Hier hatte die Politik ihre Rechnung jedoch ohne die leidenschaftlichen Paternosterliebhaber gemacht, welche daraufhin den Verein zur „Rettung der letzten Personalumlaufaufzüge“ gründeten und Zeit, Geld und viel Energie investierten, um die Öffentlichkeit in Deutschland für dieses bedeutungsschwere Thema zu sensibilisieren.
- Und das mit Erfolg: Nach einer erfolgreich durchgeführten Unterschriftenaktion kippte der Bundesrat 1994 das beschlossene Gesetz und bereits gebauten Aufzüge konnten bis heute in Betrieb bleiben.
Die letzten Paternoster-Aufzüge von Berlin
- Aufgrund der oftmals fehlenden Sicherheitseinrichtungen an den Aufzügen sind viele der noch funktionierenden Geräte nicht öffentlich zugänglich. So sollen Unfälle vermieden werden. Dennoch gibt es in Berlin noch die eine oder andere Adresse, wo Sie selbst mit einem Paternoster-Aufzug mitfahren können.
- Am Wittgenbergplatz (genau: in der Kleiststr. 23-26) befindet sich ein großes Bürogebäude, in welchem sich verschiedene Büros und Arztpraxen befinden. Der öffentliche Paternoster befördert die Fahrgäste in 18 Kabinen über 8 Stockwerke.
- Ein weiterer öffentlich zugänglicher Paternoster wartet im Rathaus Schöneberg (dieses befindet sich am John F. Kennedy-Platz) auf Sie. Hier müssen sie zunächst ins Treppenhaus F laufen oder mit einem modernen Fahrstuhl dorthin fahren. Dann können Sie sich in 10 Kabinen über 4 Etagen dem Fahrvergnügen in dem vielleicht bald schon ausrangierten Fahrstuhl hingeben.
- Und es gibt in Berlin sogar einen Paternoster mit Zukunft: Die Solarfirma Solon SE hat im Jahre 2009 in ihrem Bürogebäude einen Paternoster eingerichtet, welcher auch neuzeitliche Sicherheitsbedingungen erfüllt. Hier fehlt zwar die nostalgische Komponente bei der Fahrt, ein Besuch ist aber mit Sicherheit trotzdem lohnenswert. Die Adresse lautet: Am Studio 16, 12489 Berlin.
- Wenn Sie in diesen Gebäuden mit dem historischen Aufzug fahren wollen, ist es sinnvoll, sich vorher darüber zu informieren, ob dieses an dem entsprechenden Tag überhaupt geöffnet ist.
- Wenn eine Fahrt mit einem echten Paternoster wirklich ein Herzenswunsch von Ihnen ist, dann sollten Sie sich beeilen, denn auch die letzten übrig gebliebenen Aufzüge werden unter Umständen bald durch neuere Anlagen ersetzt werden.
- Und wenn Sie einmal im Paternoster drin sind, empfiehlt es sich, unbedingt auch dort zu bleiben, bis Sie die nächste Etage erreicht haben! Bewegungsmelder und automatische Stoppvorrichtungen gehörten damals nicht zum Standard beim Bau dieser Aufzüge!
- Bei der Behauptung, dass die Kabinen, wenn Sie das oberste Stockwerk passiert haben, dort um 180 Grad herumgedreht werden und kopfüber wieder zurückfahren ist übrigens nur ein Gerücht. Die Kabinen befinden sich während der ganzen Fahrt in derselben Lage.
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